Russland-Sanktionen als Knieschuss

Selbstmord-Ölembargo: Spritknappheit und Preisexplosion drohen

Wirtschaft
Symbolbild: Freepik

Seit 1. Januar gilt Stufe 2 der Ölsanktionen gegen Russland. Anfang Februar soll Stufe 3 folgen. Experten befürchten Engpässe bei Sprit und weitere Preissteigerungen. Die Regierung verweist hingegen auf Ersatzlieferungen aus Polen und Kasachstan. Doch bisher kamen noch keine größeren Lieferungen an.

Sanktionen als Bumerang

Dass die Sanktionen gegen Russland immer mehr zum Bumerang werden, war schon zuvor abzusehen. Der Möchtegern-Ausstieg aus russischem Erdgas ließ die Preise durch die Decke gehen. Nun droht noch weiteres Ungemach durch das Embargo gegen russisches Erdöl und Erdölprodukte. Bereits am 5. Dezember 2022 trat mit Stufe 1 ein Stopp russischer Öl-Importe in die EU über den Seeweg in Kraft.

Seit 1. Jänner 2023 gilt nun Stufe 2: Es wird kein Öl mehr über die Druschba-Pipeline in die EU eingeführt. Am 5. Februar soll schließlich Stufe 3 folgen, die das Embargo auf Diesel und andere Mineralölprodukte ausweitet. In Deutschland steigen deshalb bereits die Spritpreise und zwei große Raffinerien im Osten des Landes mussten bereits ihre Produktion drastisch drosseln.

Russisches Öl nicht ersetzbar

Dass man Putin so in die Knie zwingen könnte, dürfte sich noch als veritabler Knieschuss erweisen. Schon im September 2022 kam die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zu dem Schluss: Russisches Erdöl macht rund 10 Prozent der weltweiten Ölexporte aus und ist nicht so einfach zu ersetzen. Von Seiten der EU und der Mitgliedstaaten wurden derartige Bedenken jedoch vom Tisch gewischt, das Öl-Embargo und auch eine Preis-Obergrenze für Öl aus Russland wurden beschlossen. Alles kein Problem, man werde Öl einfach woanders her beziehen.

Raffinerien in Kurzarbeit

Seit Jänner fließt nun kein russisches Öl mehr durch die Pipelines nach Deutschland. Dies führte dazu, dass die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt nur mehr zu 50 Prozent ausgelastet ist. Und auch die Total-Raffinerie in Leuna erhält zu wenig Öl. Zwar wird sie aus Danzig versorgt, aber die Menge reicht bei weitem nicht aus um wirtschaftlich zu arbeiten. Dabei decken die beiden Raffinerien in der Regel große Teile des Treibstoffbedarfs der Hauptstadtregion sowie  von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.

Wie "Business Insider" berichtet, befinden sich derzeit in der PCK-Raffinerie viele Mitarbeiter in Kurzarbeit. Dies sorgt dafür, dass die Aufschläge auf den Bundesdurchschnitt für die Benzinpreise des Benzinlagers Seefeld nordöstlich von Berlin bereits steigen. Bereits in den ersten beiden Januartagen sei dieser im Vergleich zur Vorwoche bereits um 1,76 Euro pro 100 Liter auf 4,40 Euro pro 100 Liter gestiegen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese an die Verbraucher weitergegeben werden.

Transportkosten durch gedrosselte Produktion

Denn wenn die Produktion weiterhin auf Sparflamme laufe, müssten die entsprechenden Produkte aus anderen Regionen antransportiert werden. Allerdings gebe es keine West-Ost-Pipeline und auch Tankwagen und Kesselwagen stünden nur begrenzt zur Verfügung. Knappheit und steigende Preise seien also die Folge. Bisher wurde von der Politik immer darauf verwiesen, dass das russische Öl mit Lieferungen aus Polen und Kasachstan substituiert werden könnte.

Seit Anfang Jänner waren allerdings keine wesentlichen Mengen angekommen. Zudem sind auch hier die Lieferwege komplizierter. So soll Öl über Tanker von Danzig nach Rostock transportiert werden. Und auch das Öl aus Kaschastan müsste, soll es nicht über russische Pipelines geliefert werden, erst über das kaspische Meer nach Aserbeidschan verschifft werden.

Was geschieht im Februar?

Vor dem Ukraine-Krieg deckten die russischen Öl-Importe nach Deutschland 35 Prozent des Bedarfs in Deutschland, bei Diesel war der Anteil sogar noch höher. Wie dies ersetzt werden soll, wenn im Februar die dritte Stufe in Kraft tritt, darauf darf man gespannt sein. Im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck gibt man sich derzeit noch optimistisch. Man erwarte keine starken Preisausschläge, etwas teurer könnte es aber schon werden. Dies stellte auch der ADAC fest. Anfang Jänner stieg in Deutschland der Preis für einen Liter Super um 5,7 Cent im Vergleich zur Vorwoche auf durchschnittlich 1,743 Euro und der Liter Diesel stieg um 3,4 Cent auf 1,850 Euro, womit Diesel immernoch teurer als Benzin ist.

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten