Umgehung des US-Dollars

Russland & Indien: Boom der Handelsbeziehungen, Westen zurückgedrängt

Wirtschaft
Bild: Regierung Indiens, GODL-India, via Wikimedia Commons

Die Beziehungen zwischen Russland und Indien werden immer die enger. Die beiden Staaten, die zugleich auch der BRICS-Gruppe angehören, wollen auch ihre Handelsbeziehungen weiter intensivieren. Schon seit Beginn des Ukraine-Krieges wurde Indien für Russland immer wichtiger. Die neuen vertieften Beziehungen gehen allerdings auf Kosten der USA. Zumal der US-Dollar als Leitwährung auch von Indien immer weiter verdrängt wird.

Es ist ein großer Sprung nach vorn für die russische Wirtschaft und den Außenhandel. Nachdem durch die Sanktionspakete, die wegen des Ukraine-Krieges verhängt wurde, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und der EU und weiten Teilen der NATO-Staaten auf Eis liegen, ist Russland jedoch keineswegs isoliert. Der Kreml hat es verstanden, sich als Gegengewicht zu Washington zu positionieren und damit eine Reihe natürlicher Verbündeter gefunden. Damit sind die gestörten Beziehungen zu Europa zwar noch störend, aber keinesfalls existenzbedrohend oder wirtschaftlich vernichtend für das Riesenreich.

Exporte verfünffacht

Wie stark sich die wirtschaftlichen Beziehungen zu Indien intensiviert haben, zeigen schon allein die Zahlen des vergangenen Jahres. Allein von April bis Dezember 2022 haben sich die russischen Exporte nach Indien fast verfünffacht. Nach einer Aufstellung der indischen Generaldirektion für Außenhandel wuchsen sie auf 32,8 Mrd. Dollar an, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 6,6 Mrd. Dollar gewesen.

Russland wurde damit 2022 zur viertgrößten Importquelle Indiens, zuvor war es nur an 21. Stelle. Hauptgrund für den rasanten Anstieg war vor allem der Energiehandel, stammten doch fast 17 Prozent der indischen Rohöleinfuhren und 9 Prozent der Kohleeinfuhren aus Russland. Aber dabei soll es nicht bleiben.

Delegationstreffen um Handel auszuweiten

Denn im April soll eine offizielle russische Delegation nach Indien reisen, um in einer Kommission für russisch-indische Zusammenarbeit eine Ausweitung in den Bereichen Handel, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kultur beraten. Aber schon zuvor war eine enge Zusammenarbeit zwischen Indien und Russland gegeben. So importiert Indien etwa bereits seit Jahren russische Militärausrüstung im großen Stil für die eigenen Streitkräfte. Und Indien, welches zwar zum Frieden mahnt, aber den Krieg in der Ukraine nicht ausdrücklich verurteilt, ist auch als Gegengewicht zu China für Russland interessant.

"Ein größeres wirtschaftliches und politisches Engagement mit Indien ist ein großer Gewinn für Moskau", so Chris Weafer, CEO des in Moskau ansässigen Unternehmens Macro-Advisory gegenüber "Nikkei Asia". Und weiter: "Nicht nur, dass sich dadurch möglicherweise ein größerer Energiemarkt als Europa öffnet, sondern eine verstärkte Beziehung kann auch ein Gegengewicht zu China bilden und dazu beitragen, dass Moskau nicht in eine unterwürfige Rolle gegenüber seinem östlichen Nachbarn abgleitet."

Indiens Angriff auf den US-Dollar

Ob Agrarprodukte oder -Technologie sowie Unterstützung beim Bau von Kernkraftwerken, Rosatom verhandelt wohl über den Bau von 6 weiteren mit Indien, der Handel könnte noch stärker in die Gänge kommen. Allerdings behindern die Sanktionen, Russland ist vom internationalen Finanzmarkt abgeschnitten, so dass Zahlungstransfers länger dauern und komplizierter sind. Aber auch da wird mit Nachdruck an Lösungen gearbeitet.

Bereits im Juli 2022 richtete die indische Zentralbank ein neues Zahlungssystem ein, um den Handel in Rupien zu erleichtern. Und auch russische Banken kommen den Indern dabei mit eigenen Konten entgegen. Auch mit anderen Ländern setzt Indien derartige Schritte, zuletzt mit den Vereinigten Arabischen Emiraten.

USA - Koloss auf tönernen Füßen

So soll zwischen beiden Staaten der Handel zukünftig in Rupie bzw. Dirham, der jeweiligen Landeswährung abgewickelt werden. "Es ist viel einfacher, Transaktionen in der Landeswährung zu tätigen, als auf eine Drittlandswährung wie den US-Dollar oder den Euro auszuweichen", so ein hochrangiger indischer Beamter gegenüber Medien. Eine Entwicklung, die auch manche europäischen Politiker auf dem Schirm haben.

So der AfD-EU-Abgeordnete Maximilian Krah. Auf Twitter kommentiert er die Entwicklung wie folgt: "Immer mehr Staaten vermeiden bei ihrem Handel untereinander die Verwendung des US-Dollar, auch Indien und die Emirate. Der Bedeutungs- und Machtverlust des Westens beschleunigt sich. Der Krieg in der Ukraine ist eine Facette davon und wirkt als Katalysator. Die Welt wandelt sich."

Weitere Staaten werden folgen

Für Indien ein logischer Schritt. Sind doch die Emirate nach den USA und China der drittgrößte Handelspartner mit 73 Milliarden Dollar Handelsvolumen im vergangenen Jahr. Und der Angriff auf den US-Dollar geht weiter. Zuletzt stimmten weitere Staaten dem Handel in indischer Rupie zu, darunter Singapur, Sri Lanka, Botswana, Fidschi, Guyana, Kenia, Malaysia, Mauritius, Myanmar, Neuseeland, Oman, Seychellen, Tansania, Uganda aber auch Deutschland, das Vereinigte Königreich und Israel.

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