Eure Armut kotzt sie an...

Kritik an Luxus-Lohnplus: 4,2% mehr Gehalt für 'WKO-Bonzen'

Wirtschaft
Symbolbild: Freepik; WKO-Gebäude: Clemens Mosch, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Komposition: Der Status.

Während die Gehaltsabschlüsse für Normalsterbliche reihum aufgeschnürt werden und zu neuen Abschlüssen teils deutlich unter der Inflationsrate führen, gönnt man sich ausgerechnet in der Wirtschaftskammer (WKO), der Interessensvertretung der Unternehmer, ein Gehaltsplus von 4,2% - und somit über der Teuerungsrate. Scharfe Worte der Kritik an dieser Aktion kommt diesmal nicht nur von der FPÖ, sondern ausnahmsweise auch von anderen Parteien.

Niedrige Lohnrunden - außer bei WKO

Die Lohnrunden fallen in diesem Jahr - auch vor dem Hintergrund der prekären Wirtschaftslage - ziemlich karg aus. Den Auftakt machten die Metaller, wo sich Gewerkschaften und Wirtschaftsbosse auf 1,41% an Gehaltsplus einigten. Das war nicht nur deutlich unter der aktuellen Inflation (4,1%), sondern auch unter der damaligen rollierenden Inflation (2,7%) und sogar unter dem Niveau, mit denen beide Seiten (!) ursprünglich in die Verhandlungen gehen wollten - Der Status berichtete. Es folgten ebenfalls bescheidene Abschlüsse bei Eisenbahnern (2,7%) und sogar bei der Neuverhandlung der Beamten (im Schnitt 1,5% über drei Jahre).

Auch im Handel, wo es traditionell ohnehin besonders viele Mitarbeiter mit niedrigen Löhnen gibt, startet im Laufe der Woche eine Neuverhandlung - weil der Inflationsschnitt um 0,07% zu hoch war. Nach dem Abschluss in Vorjahr unter der Inflationsrate (3,3% Gehaltsplus), sollte es diesmal eine Lohnrunde um 0,5% über der rollierenden Inflation geben, die nunmehr auf 3,01% stieg. Daher müssen nun auch gut 430.000 Handels-Beschäftigte damit rechnen, deutlich unter der Teuerungsrate abgegolten zu werden. Ganz anders ticken die Uhren allerdings bei der Wirtschaftskammer: Dort gibt's nämlich demnächst 4,2% mehr Lohn für die Mitarbeiter... 

Sparen bei Bürgern statt im System

Sprich: In Zeiten, wo schwarze Wirtschaftsvertreter auf niedrige Lohnabschlüsse pochen, gibt's ausgerechnet in deren Interessensvertretung keinen "Krisenabschluss", sondern einen über der Inflation. Begründet wird dies auch noch selbstherrlich damit, dass sich die WKO-Lohnrunden prinzipiell an den Kollektivvertrag-Abschlüssen des vergangenen Jahres orientieren. Und weil die infolge hoher Inflation eben entsprechend hoch ausfielen, gäbe es eben mehr Gehaltsplus im eigenen Haus. Man vertröstet die Bürger, die an Kaufkraft einbüßen damit, dass ihre eigenen Mini-Lohnrunden ja dann nächstes Jahr kein Luxus-Lohnplus in der WHO mehr bedeuten würden.

Besonders skurril an diesem Top-Gehaltsplus: Der rote "vida"-Gewerkschaftsboss Roman Hebenstreit begrüßt dieses "Umdenken" auch noch "ausdrücklich". Weil irgendwas mit dem größeren Bild, erhofft man sich doch angeblich ein Abfärben auf die Aufschnürungen der Kollektivverträge im Handel und im Sicherheitsgewerbe. Ansonsten ist die Kritik an der satten Gehaltssteigerung für WKO-Mitarbeiter allerdings recht breit. Sogar die Industriellenvereinigung, ansonsten ebenso im ÖVP-Vorfeld wie die WKO-Spitze, ärgert sich darüber. Und parteipolitisch gab's teils heftige Kritik von FPÖ, Grünen und sogar den NEOS. 

FPÖ empfindet Aktion als "puren Hohn"

Deutliche Worte fand dabei FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch, die kein gutes Wort an den "WKO-Bonzen" ließ: Es handle sich um einen "Schlag ins Gesicht für jeden heimischen Unternehmer und Arbeitnehmer", der zudem "an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten" sei. Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand, während die WKO-Führung sich ein Gehaltsplus genemige, das in der Privatwirtschaft "völlig utopisch" wäre. In der WKO würde "Wasser gepredigt und Wein getrunken", man agiere dort "wie ein abgehobener Elitenklub, der den Bezug zur Realität seiner Zwangsmitglieder völlig verloren" habe. Dieser Zwang sei ohnehin zu hinterfragen. 

Nach Ansicht der blauen Spitzenpolitikerin ist es "purer Hohn", wenn die WKO bei Lohnrunden zur Mäßigung aufrufe, aber sich selbst üppig bediene. Auch die Rechtfertigung, die Erhöhung basiere ja nur auf einer Formel und höheren Abschlüssen des Vorjahres hält Belakowitsch für eine "Farce" und einen "billigen Taschenspielertrick, um sich die eigenen Taschen vollzustopfen". Anstatt Solidarität zu zeigen, bediene man sich schamlos. Sie ortet eine "Verkommenheit des Systems", welche die Altparteien seit Jahrzehnten pflegten, wo die WKO zu einem "Selbstbedienungsladen für Funktionäre" verkomme, der fleißig arbeitenden Menschen "nichts mehr bringt außer Kosten".

Sogar Grüne & NEOS diesmal kritisch

Erstaunlich kritisch wurden darüber hinaus auch die Grünen in Form ihrer Wirtschaftssprecherin Elisabeth Götze: Die WKO sitze auf "Milliardenrücklagen" aus den Umlagen heimischer Unternehmer. Statt jene zu entlasten, verwende man die Mittel für sich selbst. Das würde wohl bei den Betrieben im Land kaum gut ankommen: "Kein Wunder, dass viele Unternehmen beriets am - grundsätzlich sinnvollen - Konzept der Pflichtmitgliedschaft zweifeln". 

Und sogar innerhalb der Regierung brodelt es angesichts des Abschlusses: NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos sprach von einer "Verhöhnung all jener, die in Österreich tagtäglich ums wirtschaftliche Überleben kämpfen". Die Industrie kämpfe ums Überleben, die gesamte Privatwirtschaft sei in einer "dramatischen Lage" und immer mehr Menschen würden ihre Jobs verlieren. Vor dieser Gemengelage habe die WKO mit dem nunmehrigen Gehaltsplus "jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren". 

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