Wirtschaftskrise

Insolvenzen nehmen kräftig zu: In Wien stiegen sie heuer um 40 Prozent

Wirtschaft
Bild: Freepik

Im ersten Quartal 2023 sind die Firmeninsolvenzen in Österreich um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Damit liegen sie auch über dem Vor-Corona-Vergleichszeitraum von 2019. Besondere Insolvenztreiber sind dabei die Bauwirt­schaft, der Handel und der Bereich Tourismus/​Gastro­nomie.

Die Insolvenzen haben auch im ersten Quartal 2023 in Österreich weiter zugenommen. Nach Angaben des Gläubigerschutzverbands KSV1870 waren es in den ersten drei Monaten insgesamt 1.279 Unternehmenm die Insolvenz anmeldeten. Das sind ein Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019 und um 22 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Somit sind in den ersten drei Monaten pro Tag 14 Unternehmen Pleite gegangen. Damit haben die Firmenpleiten erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht bzw. auch gleich übertroffen.

Bis zu 5.000 Insolvenzen erwartet

Daher rechnet der KSV1870 bis Ende des Jahres auch mit mehr als 5.000 Insolvenzen. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres haben sich zu Jahresbeginn fortgesetzt, weshalb der Trend vergangener Monate anhält", sagte Karl-Heinz Götze von Gläubigerschutzverband. Dabei war neben dem deutlichen Zuwachs (+ 35,5 %) bei den Insolvenz-Eröffnungen auch auffällig, dass die Zahl der mangels Kostendeckung nichteröffneten Verfahren um 5,1 Prozent gestiegen ist. "In diesen Fällen ist der 'worst case' eingetreten. Nachdem zu lange mit einem Insolvenzantrag gewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das den Verlust ihrer Jobs, zudem sehen die Gläubiger keinen Cent“, erklärt Götze.

40 Prozent mehr Firmenpleiten in Wien

Dabei vielen die Insolvenzen sehr unterschiedlich aus. Während Vorarlberg gar einen Rückgang um 13,3 Prozent verzeichnen konnte und auch im Burgenland die Zahl um 3 Prozent zurückging, blieb sie in Kärnten unverändert. In Oberösterreich (6 Prozent) und Tirol (7 Prozent)  lag der Anstieg unter dem Österreichschnitt. Am stärksten stiegen die Firmeninsolvenzen in Wien mit 40,3 Prozent, gefolgt von der Steiermark mit 39,1 Prozent und Salzburg mit einem Plus von 24,2 Prozent. Hauptsächlich betroffen von Insolvenzen waren in Österreich die Bauwirtschaft (274 Fälle), der „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (217) und Tourismus/Gastronomie (181).

Auch Anstieg der Privatinsolvenzen

Im ersten Quartal diesen Jahres stiegen auch die Privatinsolvenzen um 9 Prozent auf 2.138 an. Dabei war Salzburg mit einem Plus von 77,6 Prozent Prozent der Spitzenreiter. Rückläufige Zahlen hatte die Steiermark mit minus 16,9 Prozent, aber auch Wien mit minus 7,1 Prozent und das benachbarte Niederösterreich mit einem Minus von 4,2 Prozent. In absoluten Zahlen belegt Wien mit 689 eröffneten Privatkonkursen nach wie vor den ersten Platz.

Auffällig war auch, dass die Verbindlichkeiten um 15,5 Prozent auf 218 Millionen Euro sanken. Dies ist ein durchschnittliches Schuldenausmaß von rund 102.000 Euro pro Schuldner, um etwa 20.000 Euro weniger als im vergangenen Jahr. Insgesamt werden für heuer rund 10.000 Privatinsolvenzen von der KSV1870 erwartet.

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