Gas und Strom

Gas günstig wie seit Juni 2021 nicht mehr: Aber Konzerne kassieren weiter ab

Wirtschaft
Bild: Freepik

Erstmals seit Juni 2021 - und nach den Rekordpreisen im vergangenen Jahr - ist der Gaspreis in Europa unter 30 Euro je Megawattstunde gefallen. Doch bei den Verbrauchern kommen die gesunkenen Preise nicht an - weder bei Gas, noch bei Strom. Die Energieunternehmen kassieren ihre Kunden fleißig weiter ab, trotz Megagewinnen, die sie durch die Krise einfuhren.

War der Gaspreis infolge des Ukraine-Krieges, der Selbstmord-Sanktionen und wohl auch wegen Spekulationsgeschäften zuletzt explodiert und erreichte Rekordpreise von 316 Euro pro Megawattstunde, hat sich nun das Bild geändert. Durch den eher milden Winter sind die Gasspeicher gefüllt und der Preis ging zuletzt kräftig nach unten. Auch weil die Wirtschaft aufgrund der schwächelnden Wirtschaftsentwicklung deutlich weniger nachfragt. Derzeit werden unter 30 Euro pro Megawattstunde aufgerufen. Genau waren es bei Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat am Donnerstag 29,75 Euro je MWh.

Konzerne kassieren weiter

Doch trotz des Abwärtstrends, der bereits seit mehreren Monaten anhält, kommen die günstigen Preise bei den Verbrauchern kaum an. Und auch bei den Strompreisen, die ja aufgrund der Marktliberalisierung der EU und das Merit-Order-Prinzip an die Gaspreise gekoppelt sind, müssen Verbraucher weiterhin Rekordpreise zahlen. Dabei waren die österreichischen Energieversorger weniger zimperlich, als es um die Erhöhung der Preise ging.

Auch ein Geschenk der SPÖ, die bei der Reform des "Erneuerbaren Ausbau Gesetzes" (EAG) im Februar 2022 einen Abänderungsantrag gestellt hatte, der es Energieversorgern erlaubt, auch bei bestehenden Verträgen mit Fix-Preisen allfällige Preiserhöhungen an die Verbraucher weiterzugeben. Trotz Kritik an dem Antrag erklärte SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll damals sogar, dass dies ein "gutes Gesamtpaket für Konsument*innen" sei. Ob er jedoch vielmehr die Belange der "SPÖ-eigenen" Wien-Energie im Blick hatte, kann nur gemutmaßt werden.

Energieagentur warnt

Einige Energieanbieter haben zwar angekündigt, Preisreduktionen im Sommer vornehmen zu wollen, so will etwa die Energie Steiermark den Strompreis um 20 Prozent senken, doch ist dies nur ein Teil der zuvor aufgeschlagenen Preise. Zudem warnt auch bereits die Internationale Energieagentur (IEA) vor neuen Risiken und Preisschwankungen. Zwar hätten sich die verbesserten Aussichten für die Gasmärkte im Jahr 2023 gebessert, dies sei aber keine Garantie gegen künftige Volatilität und sollte nicht von Maßnahmen zur Abschwächung potenzieller Risiken ablenken.

Denn das weltweite Gasangebot würde auch 2023 knapp bleiben - zumal man russische Lieferungen auch mit Sanktionen belegt. Ungünstige Wetterfaktoren wie ein trockener Sommer oder ein kaltes viertes Quartal könnten ebenso wie eine geringere Verfügbarkeit von LNG (Flüssiggas) und die Möglichkeit eines weiteren Rückgangs der russischen Pipeline-Gaslieferungen in die Europäische Union wieder für Engpässe und steigende Preise sorgen.

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