Wirtschaftskrise

Baubranche in Not: 'Erleben Krise, die alle vorherigen in den Schatten stellt'

Wirtschaft
Symbolbild: Freepik

Die Immobilienbranche in Deutschland schlägt Alarm. Die wirtschaftliche Entwicklung sieht katastrophal aus. Lieferengpässe, hohe Rohstoffpreise, hohe Energiepreise und steigende Zinsen setzen der Branche zu. Dabei sei die Krise noch gar nicht wirklich sichtbar, denn ab Herbst werde es auch in den Auftragsbüchern leer. Projekte werden gestrichen und somit wird die Wohnungsnot auch nicht besser.

Krise stellt alle vorherigen in den Schatten

In einem Interview mit ntv nimmt sich Immobilien-Unternehmer Christoph Gröner, seit 30 Jahren Unternehmer ist und sowohl die sogenannte "Schneiderkrise" in den 1990ern und auch die Bankenkrise 2008/2009 überstanden hat, kein Blatt vor den Mund. "Wir erleben jetzt eine Krise, die alle Krisen, die wir vorher hatten, in den Schatten stellt", zeichnet der Unternehmer düsterer Zukunftsaussichten für seine Branche.

Dies sei von der Politik aber noch nicht wirklich erkannt worden, "aber an der Front, wo wir Unternehmen stehen, ist jetzt schon deutlich erkennbar, dass wir in eine Entwicklung gehen, die sehr schwierig für die Immobilienwirtschaft ist". Auch das Ziel der Bundesregierung, 400.000 Wohnungen im Jahr neu zu bauen, rückt somit in immer weitere Ferne. 

Wohnungsnot, aber Projekte werden eingestampft

Dabei ist die Wohnungsnot in Deutschland so groß, wie seit 30 Jahren nicht mehr - Der Status berichtete. Allein 'Ende 2022 fehlten rund 700.000 Wohnungen, das ist mehr als das doppelte der Jahresproduktion. Denn statt von der Ampel und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ausgegebenem Ziel 400.000 Wohnungen im Jahr neu zu schaffen, wurden 2021 in Deutschland nur 293.393 Wohnungen neu gebaut, 2022 dürften es noch weniger gewesen sein.

Und auch wird das Plansoll nicht erreicht werden, denn die Baubranche legte 2023 nicht nur den schlechtesten Start seit 14 Jahren hin, es besteht auch keine Aussicht, dass sich die Lage in näherer Zukunft bessert. Denn durch die Rahmenbedingungen werden vielmehr viele Neubauprojekte aus Eis gelegt.

Nicht einmal 20 Prozent werden gebaut

So erklärt Gröner, dass auch sein Bauunternehmen viele Projekte streichen würde. Von ursprünglich einmal geplanten 10.000 Wohnungen in den kommenden 3 bis 5 Jahren würden nicht einmal 20 Prozent realisiert werden. "Wir schalten gerade alles ab. Wir würden die Käufer nicht finden, die die Wohnungen kaufen", erklärt er. Als Begründung nennt er sowohl die Lieferkettenprobleme, als auch gestiegene Zinsen und die hohen Energiekosten.

Das bedeutet, dass auch die Immobilienpreise wohl weiter hoch bleiben werden.  "Wir haben eine Situation, in der Sie sich darauf einstellen können, dass weniger gebaut wird, aber ganz sicher zu den gleichen Preisen", denn kein Unternehmer könnte schließlich "unter seinen Kalkulationen rauszugehen".

Krise noch nicht wirklich sichtbar

Dass derzeit noch der Eindruck entsteht, als würde allenthalben gebaut, liegt laut dem Unternehmer lediglich daran, dass die Baubranche noch viele alte Aufträge abarbeitet. Doch danach, so erklärt er, wisse schon das eine oder andere Handwerksunternehmen, dass es "ab Herbst dünn wird" mit der Auftragslage und sie ab kommendem Jahr nicht mehr ausgelastet sein werden. Dies bestätigte zuletzt auch Holger Schwannecke, der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): "Noch haben die Betriebe im Bausektor gut zu tun, doch wegen steigender Zinsen und höherer Finanzierungskosten brechen die Auftragsvorläufe teils deutlich ein."

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