Konkurrenz und Strafzölle

Ausverkauf: Chinas Interesse an stillgelegten deutschen Auto-Fabriken

Wirtschaft
Bild: Freepik

Während sich die Wirtschaft Europas und vor allem auch Deutschlands im Sinkflug befindet, droht die nächste Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der schwächelnden Unternehmen. Denn China setzt zunehmend auf Expansion und zeigt Interesse an stillgelegten oder geschlossenen Fabriken, wie etwa denen von Volkswagen.

Hohe Energiepreise, erzwungene Umstellung auf E-Mobilität, Strafzahlungen an die EU bei Verletzunh der CO2-Flottenregel, sprich, wenn im Verhältnis nicht genug E-Autos vom Band rollen. Laut den aktuellen EU-Regeln müssen Hersteller den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagenflotten um fast 20 Prozent senken, gelingt dies nicht, drohen Bußgelder von bis zu 15 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass die Branche dagegen Sturm läuft. Zuletzt wendete sich Ola Källenius, der neue Präsident des Verbands der europäischen Autohersteller ACEA, an die EU-Kommission und forderte eine Abkehr von dem bisherigen Kurs. "Wir brauchen einen realistischen Pfad zur Dekarbonisierung der europäischen Autoindustrie – einen, der marktgetrieben ist und nicht von Strafen", so Källenius, der darauf pocht, dass die EU den Green Deal flexibler handhabt und nicht mit horrenden Strafzahlungen für CO2-Grenzwerte Geld abschöpft, welches der Industrie bei Forschung und Investitionen dann fehlen würden.

China als Profiteur

Produktionsstopps, Werksschließungen, Aufkündigung der Beschäftigungsgarantie und damit drohende Entlassungen bei VW sind Auswüchse der Krise, die nicht nur den Volkswagenkonzern erfasst haben. Auch andere Unternehmen der Branche, etwa Ford, Mercedes usw. mussten massive Gewinneinbrüche verkraften. Und die EU-Politik ist nicht dazu angetan, die Krise schnell zu beenden. Dies ruft natürlich andere auf den Plan, die von der Situation profitieren. Darunter auch China. So berichtete zuletzt Reuters, dass chinesische Unternehmen laut einem Insider bereits in den Startlöchern scharren, um in Europa zu investieren. Dabei geht es unter anderem um den Erwerb der von Schließung bedrohten Volkswagen-Werke in Deutschland. VW wäre offen für einen Verkauf des Osnabrücker Werks an einen chinesischen Käufer, sagte eine mit den Überlegungen des Unternehmens vertraute Person gegenüber Reuters. "Wir sind bestrebt, eine weitere Nutzung für den Standort zu finden. Das Ziel muss eine tragfähige Lösung sein, die die Interessen des Unternehmens und der Mitarbeiter berücksichtigt", so ein Unternehmenssprecher.

Eindringen auf europäischen Markt

Dabei spielen für China mehrere Überlegungen mit. Bisher hat das Reich der Mitte zwar in einer Vielzahl von Branchen in Deutschland investiert, von Telekommunikation bis Robotik, aber noch nicht in der Automobilindustrie, auch wenn Mercedes bereits zwei größere chinesische Aktionäre hat. Gerade in Deutschland, welches eine alte traditionelle und  angesehene Automobilindustrie hat, selbst zu produzieren, wäre auch für das Prestige der chinesischen Auto-Industrie ein Erfolg. So glauben laut Reuters viele chinesische Autohersteller, dass die Gewinnung der anspruchsvollen deutschen Verbraucher ein Schlüssel zum Erfolg ist, wie die chinesische Handelskammer in Berlin mitteilt. Zudem hätten aber auch Standorte in Europa noch einen anderen Vorteil. So könnten chinesische Autohersteller den weltweit zweitgrößten Markt für Elektroautos weiter für sich öffnen und zudem die Zölle umgehen, die die Europäische Kommission im vergangenen Jahr verhängt hat.

Suche nach Werken


Daher beschränkt man sich nicht nur auf Deutschland. So berichtet eine Quelle gegenüber Reuters, dass sich chinesische Investoren bereits mehrere Werke in Westeuropa angeschaut haben, darunter das Werke von Ford oder das Audi-Werk von Volkswagen in Brüssel. Zudem plane Leapmotor die Produktion mit Stellantis in Polen und Chery Auto soll in diesem Jahr mit der Herstellung von Elektroautos in einem früheren Nissan-Werk in Spanien beginnen. Dies ist auch in der Hinsicht ein Kurswechsel und wohl der Krise der europäischen Industrie geschuldet, da sich chinesische Hersteller bisher für den Bau neuer Fabriken in Ländern mit niedrigeren Kosten und schwächeren Gewerkschaften entschieden hatten, wie etwa BYD in Ungarn und der Türkei. Zum Teil auch, so eine Führungskraft von Chery, da der Neubau eines Werk die Möglichkeit verbessern würde, nach neuesten Standards zu produzieren, während der Kauf eines bestehenden Werkes jedoch schneller ginge. Wie sich die chinesischen Unternehmen letztlich auch entscheiden, eines ist klar, sie stoßen in eine von Europa selbstverschuldete Lücke vor und sind gekommen, um zu bleiben.

+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten