Bald ein Land der Industrieruinen...

Abschied von Deutschland: Weiterer Stahlproduzent schließt Standort

Wirtschaft
Symbolbild: Mpbaugh/Matthew Baugh, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Hohe Energiepreise, Bürokratie und eine Politik, die auf keine Besserung hoffen lässt. Denn selbst, wenn die Deutschen demnächst zur Wahl schreiten, dürfte sich nicht viel ändern. Dies alles bewog nun offenbar den zweitgrößten Stahlproduzenten in Deutschland, ArcelorMittal Stahlhandel, sein Werk in Olpe zu schließen. Thyssenkrupp hatte bereits 2021 seinen Standort in Olpe aufgelassen. Deutschlands Industrie wird zunehmend abgeschafft. Gibt es doch kaum eine Branche, die nicht in einer manifesten Krise ist.

Stahl-Riese will Standort aufgeben

Bis Mitte 2025 soll der Standort Olpe von Arcelor Mittal geschlossen werden -  die Lagerhalle bereits Ende März. Laut Unternehmen heißt es: "Der Markt für Stahl- und Metallbau, Blechverarbeitung und Maschinenbau, der von dem Standort in Olpe bedient wird, sieht sich mit einem strukturellen Rückgang der Kundennachfrage konfrontiert". Zudem sei seit 2017 der Markt um etwa 30 Prozent geschrumpft.

Darüber hinaus herrsche ein intensiver Wettbewerb, wobei Niedrigpreisimporte aus dem außereuropäischen Ausland für heimische Anbieter und Produzenten eine große Herausforderung darstellen würden, berichtet etwa der Sauerlandkurier. Schlechte Nachrichten also für die rund 63 Mitarbeiter, die Anfang Dezember von ihrer bevorstehenden Entlassung informiert wurden.

Schließungen und Wirtschaftslage

Insgesamt hat Arcelor Mittal vier Produktionsstandorte und dreißig weitere Standorte in Deutschland.Für das 2007 gegründete Unternehmen arbeiteten 2023 weltweit etwa 127.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat Stahlproduktionsanlagen in 16 verschiedenen Ländern. Für die Stadt Olpe und die Region ist es bereits der zweite Verlust innerhalb weniger Jahre. Bereits ThyssenKrupp seinen Standort in Olpe geschlossen, wodurch damals 330 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren.

Zu schaffen machen den Unternehmen allesamt die politisch erzwungene De-Karbonisierung der Wirtschaft. Denn grüner Stahl aus Wasserstoff ist einfach nicht konkurrenzfähig, was angesichts der derzeitigen Energiepreise in Deutschland und dem Rest Europas im Vergleich zum Rest der Welt selbst auch keinen Unterschied machen würde.

Schließung mit Ansage...

Bereits im Februar 2024 hatte der Leiter der europäischen Geschäftstätigkeit von Arcelor Mittal, Geert van Poelvoorde, kein Blatt vor den Mund genommen. Laut ihm sei trotz Milliardensubventionen und der Bildung von Rücklagen für Investitionen der Einsatz von grünem Wasserstoff bei der Stahlproduktion ein reines Wunschdenken. Denn der grüne Stahl sei ebensowenig konkurrenzfähig auf internationalen Märkten. "Wasserstoff in Europa wird teuer sein. Wir würden uns aus dem Markt katapultieren", so van Poelvoorde damals gegenüber Hydrogeninsight.

Eine Überlegung, die zuletzt auch Thyssen-Krupp-Chef Miguel Lopez hatte. Er ordnete eine "grundlegende Prüfung" des Projekts grüner Stahl aus Wasserstoff an, die auch einen kompletten Stopp des Projekts und des Baus einer geplanten Direktreduktionsanlage bedeuten könnte - Der Status berichtete. Anscheinend will der Konzern zwar an dem Projekt nun weiter festhalten, aber es sind umfassende Resturkturierungsmaßnahmen geplant. So will der Konzern bis 2030 die  Arbeitsplätze von derzeit rund 27.000 auf 16.000 reduzieren - sprich 11.000 Stellen abbauen.

Land der Industrieruinen

Wenn es so weitergeht, könnte Deutschland - aber auch andere Länder Europas - bald ein Land voller Industrieruinen sein. So warnte zuletzt auch Verkehrswende-Experte Andreas Knie vor einem dramatischen Abstieg in der Automobilindustrie. "Wolfsburg wird das neue Detroit, Schwaben das neue Ruhrgebiet", prognostizierte der Politologe und Soziologe in der Berliner Zeitung.

Allerdings sieht Knie das Manko der deutschen Automobilindustrie, die bisher den Ruf technologischer Exzellenz und Innovationskraft hatte, darin, dass diese im Vergleich zu China den Trend hin zur Elektromobilität verschlafen hätte. Eine etwas verkürzte Ansicht. Zwar sind viele deutsche E-Automodelle rein preislich deutlich teurer als die E-Autos aus China, aber der "Trend" - der eigentlich politisch gewolllt ist - ist merklich durchwachsen.

Während etwa weltweit die Neuzulassungen von E-Autos zunahmen, wenn auch schwächer als die Jahre davor, zeigten sich Käufer auch zunehmend skeptisch - so vor allem in einigen Ländern Europas, wo die Nachfrage nachließ, als auch Subventionen und Steuervorteile gestrichen wurden. Und auch große potentielle Kunden, wie Autovermietungen wie Sixxt oder Hertz hatten Anfang des Jahres bereits angekündigt, ihre E-Auto-Flotten deutlich reduzieren zu wollen - als Gründe wurden hohe Reparaturkosten, geringer Wiederverkaufswert etc. genannt - Der Status berichtete.

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