Entdollarisierung durch Infrastruktur

Wettlauf um die Seidenstraßen: Warum Israel den Iran angreifen musste

Welt
X: @Kanthan2030

Während Raketen in Nahost einschlagen und die Weltöffentlichkeit auf die Eskalation zwischen Israel und dem Iran blickt, verläuft im Hintergrund ein strategischer Wettlauf, der kaum Beachtung findet: der Kampf um die globalen Handelsrouten – insbesondere die Seidenstraßen-Initiativen Chinas und des Westens. Er scheint die Grundlage für die Eskalation im Iran zu sein. Großisrael ist dabei nur das ideologische Futter.

China baut, der Westen kontert

Mit der Belt and Road Initiative (BRI) – auch bekannt als „Neue Seidenstraße“ – verfolgt China seit 2013 das Ziel, ein gigantisches Netzwerk aus Land- und Seehandelsrouten zu errichten, das Asien, Afrika und Europa miteinander verbindet. Über 140 Länder sind eingebunden, Milliarden wurden investiert – Häfen, Bahnlinien, Pipelines, Straßen. Die Fortschritte sind enorm, wie Dr. Peter F. Mayer auf TKP berichtet: Mit 25. Mai haben China und der Iran eine Güterbahnstrecke in Betrieb genommen, die Zentralasien wie ein Skalpell durchschneidet – direkt von Xi’an nach Teheran in der Hälfte der Zeit, die man auf dem Seeweg benötigen würde.

Der Westen versucht, dem entgegenzusetzen: Mit Projekten wie Global Gateway (EU), dem Indien–Nahost–Europa-Korridor (IMEC) oder dem Bündnis I2U2 (Indien, Israel, UAE, USA) sollen alternative Handelsrouten etabliert werden – jedoch unter massivem Zeitdruck und politischer Unsicherheit.

Krieg als Infrastruktur-Sabotage?

Einige Analysten sehen im aktuellen Nahostkrieg nicht nur eine regionale Auseinandersetzung, sondern eine massive Störung globaler Integrationspläne. Die Handelskorridore des Westens – insbesondere IMEC – wären ohne stabile Partner in der Region (Israel, Saudi-Arabien, Jordanien) kaum realisierbar. Die Eskalation um den Iran trifft Chinas Pläne ins Mark, während der Westen seine Interessen weiter absichert und durch den geopolitischen Lärm in Ruhe expandieren will. Tatsächlich äußerte sich China zuletzt deutlich gegen eine Ausweitung des Konflikts und betonte, dass ein instabiler Nahe Osten „den globalen Frieden gefährdet“.

Großisrael als ideologisches Futter

Parallel dazu diskutieren kritische Stimmen die Frage, inwiefern eine bestimmte ideologische Strömung innerhalb Israels – die Vision eines sogenannten Großisrael – mit den geopolitischen Interessen zusammenhängt. Dieses Konzept sieht eine Ausweitung israelischer Kontrolle über biblisch-historisch definierte Gebiete vor, darunter auch Teile des Westjordanlands, Syriens, des Südlibanon und sogar Teile Jordaniens.

Für den Westen ist dieses Gebiet die Grundlage, zur Absicherung geopolitischer Macht entgegen der Entdollarisierung durch Chinas neue Seidenstraße.

Ein globaler Scheideweg

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen: Die Seidenstraßen sind zu geopolitischen Schlachtfeldern geworden. Während China auf langfristige wirtschaftliche Integration setzt, kämpft der Westen mit innerer Uneinigkeit, wachsender Kriegsgefahr – und bröckelnden Allianzen.

Dass sich ausgerechnet im Nahen Osten die großen Linien der Weltordnung neu ordnen könnten, ist kein Zufall. Hier kreuzen sich Energieversorgung, religiöse Konflikte, Infrastrukturträume und imperiale Denkfiguren wie „Großisrael“ – eine Gemengelage, in der jeder neue Krieg das globale Machtgefüge verschiebt. Die Neue Seidenstraße Chinas und die westlichen Gegenpläne sind mehr als nur Infrastrukturprojekte – sie sind Gradmesser für globale Machtverhältnisse. 


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