Kanada will's um jeden Preis verhindern

Russland will Pipeline reparieren: Westen hinter Nord Stream-Anschlag?

Welt
Hintergrund: Freepik (2); Putin: kremlin.ru, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; Komposition: Der Status

Über drei Monate nach dem wahrscheinlich staatlichen Terror-Anschlag auf Nord Stream stockt der Aufklärungswille, wer dafür verantwortlich zeichnet. Nun tauchen erste Indizien auf, dass Russland an eine Reparatur der Gas-Pipeline denkt. Dies könnte ein Schlag für die Mutmaßungen des Westens sein, wonach Russland seine eigene Pipeline in die Luft gesprengt habe. Zumal Kanada, der Standort der für die Turbinen verantwortlichen Firma, sich vehement gegen den Wiederaufbau stemmt.

Beobachter glauben an westliche Verantwortung

Die Nachricht über die Sprengung von drei der vier "Nord Stream"-Strängen auf dem Meeresgrund vor Bornholm am 25. September hielt die Welt in Atem. Auf einen Schlag stand die Energieversorgung ganz Westeuropas auf dem Spiel. Und obwohl mehrere Millionen deutschen Volksvermögens in den Bau von "Nord Stream 2" flossen, hielt sich die Ampel-Regierung in den Wochen nach dem Anschlag auf die kritische Infrastruktur auffällig bedeckt. Dies verleitete etliche Beobachter zur Deutung, dass womöglich ein NATO-Staat hinter dem Sabotage-Akt stecken könnte. 

Diesen Eindruck gewann auch der US-Top-Ökonom Jeffrey Sachs. Er sagte Anfang Oktober: "Bei der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines bin ich mir sicher, dass die Amerikaner dahinter stecken - vielleicht Amerika und Polen..." Wie viele Beobachter zuvor, verwies er auf Aussagen von US-Präsident Joe Biden aus dem Februar, dass man dem Projekt "ein Ende bereiten" werde. Anlass zu Spekulationen gab auch die Geheimniskrämerei der deutschen Bundesregierung. Bei kritischen Anfragen der AfD sowie der Linkspartei versteckte man sich hinter einer "Third Party Rule", wonach die Aufklärung die Interessen verbündeter Staat oder deren Geheimdienste verletze. 

Russland prüft Reparatur, Kanada wehrt sich

Schon damals mutete die westliche Logik, wonach Putin seinen sprichwörtlichen Goldesel mutwillig geschlachtet habe, abenteuerlich an. Anhand neuer Indizien, über welche die "Berliner Zeitung" berichtet, scheint diese Deutung umso unwahrscheinlicher. Denn demnach habe Russland mit ersten Berechnungen begonnen, wie teuer eine Reparatur der Pipelines ausfallen würde. Sogar die "New York Times" hielt es nicht für besonders wahrscheinlich, dass ein souveräner Staat zuerst eine Pipeline sprengen ließe, um diese nur wenige Monate später reparieren zu wollen. 

Im Westen steht man dieser Reparatur hingegen nicht besonders aufgeschlossen gegenüber. Denn Kanada widerrief mittlerweile eine Ausnahmegenehmigung von den Sanktionen, mit der die in Montréal ansässige Siemens-Tochter Turbinen für die Pipeline liefern könnte. Und in Brüssel arbeiteten die EU-Granden und deren Handlanger auf nationalstaatlicher Ebene längst an einer Auflassung. Unter den deutschen Parteien stimmten CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler für das totale Nord Stream-Aus. 

Flüssiggas aus Übersee "plötzlich" attraktiv

Der größte Nutznießer des Endes der Gas-Pipelines zwischen Russland und Westeuropa sitzt indes in Washington. Seit Jahren versuchen die USA einen Fuß in den europäischen Energiemarkt zu bekommen. Doch weil der Transport des umweltschädlichen Fracking-Gases aus Übersee aufwändig ist und die Preise teuer, schien dies über Jahre für Europa nicht attraktiv. Seitdem die EU-Länder im Zuge ihrer Selbstmord-Sanktionen um jeden Preis von russischer Energie loskommen wollen, sucht man krampfhaft nach neuen Lieferanten. 

So reiste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen höchstpersönlich nach Baku, um einen Milliarden-Gas-Deal mit Aserbaidschan vorzubereiten. Die deutsche und österreichische Regierung unternahm indes etliche Bettelreisen in den Nahen Osten; unvergessen ist der Habeck-Kotau vor dem Scheich in Katar. Nehammer und Gewessler wiederum sprachen darüber hinaus mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie mit Israel. Die nüchterne Ausbeute: Für die Heizsaison 2023/24 soll ein einziges (!) Schiff aus Abu Dhabi Flüssiggas für Österreich liefern. Laut Gewessler soll die Menge angeblich 65.000 Haushalte versorgen, vielen Bürgern fehlt der Glaube daran. 

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