Landnahme im Sinne der 'guten Sache'?

'Israel braucht Lebensraum': Entsetzen über irre Großmacht-Fantasie

Welt
Israelische Siedlung: Trocaire, Wikimedia Commons, CC BY 2.0; Eretz Jisrael: ייהלי זיו - שמר, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Komposition: Der Status.

Aktuell sorgt ein Artikel in der "Times of Israel", der bereits im Dezember publiziert wurde, für Kopfschütteln. Darin erklärt ein seinerzeit regelmäßiger Gastkolumnist des Blattes die Expansion des dicht besiedelten Landes als lohnenswertes Unterfangen aufgrund seiner wachsenden Bevölkerung. Damit wird einerseits das Festhalten an den Palästinenser-Gebieten gerechtfertigt - und im Nebensatz dafür geworben, Migranten aus aller Welt etwa in Russland anzusiedeln.

Journalist fordert "Lebensraum" für Israelis

Gilt "Lebensraum" bereits im deutschsprachigen Raum als historisch belasteter Begriff, so ist der Gebrauch des Fremdwortes in deutscher Lautung in der englischen Sprache prinzipiell tatsächlich auf den historischen Gebrauch im 3. Reich beschränkt. Das hielt Dan Ehrlich, einen in London lebenden US-Journalisten mosaischen Glaubens, aber im Dezember nicht ab, das Konzept einer kolonialistisch ausgerichteten (Nah-) Ostsiedlung für Israel anzupreisen

Denn, so das Argument: Die Bevölkerung des nur 20.000 Quadratkilometer großen Landes werde in den nächsten 23 Jahren auf über 15 Mio. Menschen anwachsen. Und: "Diese Leute brauchen Orte, um zu leben in einer Nation, der es an Landmasse mangelt. Man vergleiche Israel mit seinem Nachbarn Jordanien, das weniger Einwohner hat, aber die fünf mal größere Fläche." Wolle Israel etwa seine Agrarindustrie beibehalten, würde es nicht nur in die Höhe bauen, sondern auch neue Territorien besiedeln.

Überlegungen zur globalen Migranten-Verteilung

Es folgt eine Abhandlung über hunderte Millionen von Migranten, die ihre Länder - etwa "wegen des Klimawandels" verlassen würden. Dabei bedauert Ehrlich u.a., dass diese hauptsächlich reiche, westliche Länder in Amerika und Europa ansteuern. Ihm schwebt ein logischeres Ziel vor: Russland habe die größte Fläche eines unabhängigen Staates, aber keine besonders dichte Besiedelung. Nach dem Prinzip: Kriegt man Putin nicht am Schlachtfeld in die Knie, flutet man sein Land eben mit Migranten...

Eine andere Möglichkeit, so der Journalist, sei es, dass die UN "rund um den Globus" sogenannte "Einwanderungszentren" errichtet, wo sowohl Wirtschaftsmigranten als auch Asylwerber zeitweise untergebracht würden. In der Folge könnte man sie dann "in Ländern platzieren, die sie wollen oder brauchen". Passieren soll diese Ersetzungsmigration in einem System, das "ähnlich wie Arbeitsämter" funktioniert.

Kein Einzelfall: Artikel über "zulässigen Völkermord"

Der "Times of Israel" dürfte der Artikel wohl in der Folge selbst zu heiß geworden sein. Denn auf der Homepage der Seite ist er nicht mehr auffindbar, nur noch in einer gespiegelten Archiv-Version. Und die vormals regelmäßigen Kolumnen von Ehrlich fanden nachher nicht mehr statt. Doch es ist nicht das erste Mal, dass das Medium mit einem solch fragwürdigen Gast-Artikel aufwartete. Im Jahr 2014 betitelte ein Autor namens Yochanan Gordon ein Meinungsstück mit dem vielsagenden Titel: "Wann Völkermord zulässig ist". 

Darin forderte er einen Genozid an Palästinensern zwar nicht offen, stellte ihn aber dennoch in den Raum. Wörtlich schrieb er u.a.: "Welche andere Möglichkeit gibt es, mit einem Feind dieser Art umzugehen, als ihn komplett auszurotten? [...] Wenn politische Führer und Militärexperten zum Schluss kommen, dass Ruhe nur mit einem Völkermord einzieht, ist es dann zulässig, diese verantwortungsvollen Ziele zu verfolgen?" Auch damals trennte sich das Medium nach folgender Aufregung vom Autor.

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