Ex-CIA-Mitarbeiter: Trump weiß nicht, was Russland will

Putins überraschendes Gesprächsangebot an die Ukraine nur eine Stunde nach Ende des Waffenstillstands wirkt wie ein raffinierter Schachzug gegen den Westen. Doch echte Friedensverhandlungen scheinen angesichts der NATO-Verstrickungen kaum denkbar.
Ein Beitrag von Larry C. Johnson aus unserer Kooperation mit Unser-Mitteleuropa
Eine Stunde nachdem Russland seinen dreitägigen Waffenstillstand mit der Ukraine beendet hatte, traf sich Präsident Putin um 01:35 Uhr Moskauer Zeit mit einer Gruppe von Reportern in Moskau und sorgte für Schlagzeilen, indem er anbot, sich am 15. Mai in Istanbul ohne Vorbedingungen mit ukrainischen Vertretern zu treffen. Putins Angebot ist ein kluger Schachzug, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Ukraine darauf eingehen wird:
Erstens müsste Wolodymyr Selenski sein Dekret vom September 2022, wonach allen ukrainischen Beamten Gespräche mit den Russen untersagt wurden, zurückziehen.
Zweitens fordern die USA und die Europäer nun eine bedingungslose 30-tägige Waffenruhe.
Ich meine, Putins Angebot für direkte Gespräche mit der Ukraine war eine Möglichkeit, die Forderung des Westens höflich, aber bestimmt zurückzuweisen. Der Westen wiederum wird seinen Fleischwolf-Affen, Herrn Selenski, ein solches Angebot nicht akzeptieren lassen.
Die Grundursachen des Krieges
Wladimir Putin wiederholt den Ausdruck „Grundursachen [root causes]“. Obwohl Herr Putin mich nicht konsultierte bzw. ich nicht in seine Gedanken zu diesem Thema eingeweiht bin, möchte ich versuchen zu erklären, was ich darunter verstehe: Die Kernursache dieses Konflikts reicht bis ins Jahr 1997 zurück, als die NATO die Ukraine zu einem de facto Mitglied ihres Bündnisses machte!
Damals wurde das erste formelle Abkommen über militärische Zusammenarbeit [zwischen NATO und der Ukraine] unterzeichnet und seitdem nutzen NATO und das USEUCOM [Anmerkung der Redaktion: US-Europäisches Kommando mit Sitz in Stuttgart Vaihingen, BRD] den ukrainischen Militärstützpunkt Jaworiw, nahe der polnischen Grenze als Hauptquartier und Operationszentrum für Militäraufgaben. Mit anderen Worten: Die Osterweiterung der NATO ist die Grundursache des aktuellen Krieges!
Wie der Krieg beendet werden könnte
Um den Krieg in der Ukraine zu beenden, reicht es nicht aus, dass die Ukraine verspricht, niemals der NATO beizutreten. Wäre ich in der Rolle des russischen Verhandlungsführers, würde ich fordern, dass:
- alle NATO-Mitarbeiter aus der Ukraine abgezogen würden
- allen ukrainischen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern die Ausbildung durch NATO-Streitkräfte untersagt werden würde
- alle westlichen Militärgeräte für die Ukraine vernichtet werden müssten
- der Austausch von Geheimdienstinformationen mit der Ukraine eingestellt würde
- die NATO-Stützpunkte in Polen und Rumänien geschlossen würden
Russland bevorzugt diese Ziele durch Verhandlungen zu erreichen, doch falls dieser Weg versperrt bliebe, wird Russland den militärischen Weg einschlagen. Russland muss es für NATO so teuer gestalten, dass sie nicht mehr weiter kann.
Trump hat Berichten zufolge die Auslieferung von ATACM- und Patriot-Raketen an die Ukraine über deutsche Belieferungen genehmigen lassen [Anmerkung der Unser Mitteleuropa-Redaktion: Wobei die Traumvorstellung vom neuen US-Präsidenten, der nur nach Frieden strebe, einmal mehr zerplatzt ist!].
Offenbar glauben Trump und seine Berater tölpelhafter Weise, dass dies Russland unter Druck setzen könne, um von Russland Zugeständnisse zu erzwingen und Russland um einem bedingungslosen Waffenstillstand betteln zu sehen: Das wird nicht passieren!
Hingegen, wird Russland seine Militäroperationen intensivieren, um diese neuen [NATO-]Lieferungen zu vernichten, selbst wenn bei diesem Prozess NATO-Soldaten und -Offiziere getötet werden sollten!
Übersetzung: Unser Mitteleuropa, Link zum Original
Larry C. Johnson ist ehemaliger CIA-Mitarbeiter und Nachrichten-Analyst sowie Ex-Planer und Berater im Büro für Terrorismusbekämpfung des US-Außenministeriums. Der Ethos hinter seiner Webseite SONAR 21 richtet sich gegen Exzeptionalismus, den Johnson als unamerikanisch betrachtet.
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