David's Corridor: Netanjahus verdeckter Plan

Syrien soll weiter destabilisiert werden – für Netanjahus Pipelines. Für die USA springt dabei außerdem die Entmachtung des Irans heraus. Es geht um Öl: Das sind die geopolitischen Hintergründe zum vermeintlichen Glaubenskrieg.
In jüngster Zeit kursiert in sicherheitspolitischen und geopolitischen Kreisen vermehrt der Begriff „David’s Corridor“ – ein mutmaßliches israelisches Großprojekt, das eine strategische Landverbindung von den besetzten Golanhöhen bis in das irakische Kurdistan schaffen soll. Offiziell schweigt Tel Aviv zum Plan, doch die Umsetzung dieser Idee erhält immer eindeutigere Züge.
Groß-Israel: Biblischer Plan für geopolitischen Gewinn
Der geplante Korridor soll durch einige der instabilsten Regionen Syriens führen – darunter Deraa, Suwayda, Al-Tanf, Deir Ezzor sowie das Grenzgebiet Albu Kamal. Ziel ist es, eine durchgehende israelisch kontrollierte oder beeinflusste Verbindung durch das Herz des Nahen Ostens zu schaffen – mit potenziell weitreichenden geopolitischen, wirtschaftlichen und militärischen Folgen. Das Geopolitik-Portal 'The Cradle' berichtete jüngst über "David's Corridor":
Ideologisch wurzelt das Projekt in der zionistischen Vision eines „Groß-Israel“, die sich auf biblische Grenzen vom Nil bis zum Euphrat beruft. Die Verbindung religiöser Mythologie mit strategischen Interessen verleiht dem Projekt eine doppelte Bedeutung: Es soll sowohl die biblischen Ansprüche erfüllen als auch konkrete geopolitische Machtgewinne sichern.
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Zentraler Bestandteil dieses Plans ist die jahrzehntelange israelische Strategie, Bündnisse mit ethnischen und religiösen Minderheiten in der Region zu schließen – etwa mit den Kurden, Drusen oder Alawiten. Diese sogenannte „Peripherie-Doktrin“, entwickelt bereits in den 1950er Jahren, setzte auf Kooperation mit nicht-arabischen Akteuren wie dem damaligen Iran unter dem Schah, der Türkei sowie mit marginalisierten Gruppen innerhalb arabischer Staaten.
Syrien-Krieg im Sinne Netanjahus
Die Zersplitterung Syriens infolge des Bürgerkriegs hat die Voraussetzungen für die Umsetzung des Korridors verbessert. Der Zerfall der zentralstaatlichen Autorität unter Bashar al-Assad und der Aufstieg radikaler Gruppen wie Hayat Tahrir al-Sham haben den Weg für neue, teilweise von außen gestützte Autonomielösungen freigemacht. Die kurdisch dominierte SDF hat unter US-Schutz Vereinbarungen mit Damaskus getroffen, welche die kurdische Autonomie weitgehend absichern. Gleichzeitig haben die Drusen in Suwayda eine gewisse administrative Eigenständigkeit durchgesetzt.
Diese Entwicklungen fördern jedoch eine tiefere Fragmentierung Syriens – mit Risiken für langfristige Stabilität. Die zunehmende Autonomie der Regionen kann ethnisch-sektiererische Spannungen verschärfen und externe Akteure wie Netanjahu begünstigen. Der israelische Schulterschluss mit dem kurdischen Nordirak dient hierbei als Modell für ähnliche Arrangements in Syrien.
USA profitieren
Ein strategischer Nutzen des Korridors wäre die militärische Isolierung des Irans: Die sogenannte „iranische Landbrücke“ zwischen Teheran und Beirut könnte unterbrochen werden. Zudem könnte Israel seinen Einflussbereich vertiefen, militärische Logistik verbessern und seine Allianzen mit kurdischen Kräften ausbauen.
Der Süden Syriens bietet Israel ein günstiges Machtvakuum: Die syrische Armee ist geschwächt, die Türkei ist durch den eigenen kurdischen Konflikt abgelenkt und der Iran ist militärisch überdehnt. Auch wenn die USA ihre direkte Präsenz reduziert haben, bleibt Washingtons Interesse an der Eindämmung Irans bestehen – etwa durch die strategisch gelegene Al-Tanf-Basis. Auch wenn „David’s Corridor“ keine offizielle US-Politik ist, dürfte er amerikanischen Interessen durchaus nützlich sein.
Die diplomatische Normalisierung Israels mit arabischen Staaten – etwa durch die Abraham-Abkommen – hat Tel Aviv zusätzlichen Spielraum verschafft. Politiker wie Premierminister Netanyahu und Außenminister Gideon Saar fordern inzwischen offen eine Föderalisierung Syriens und eine entmilitarisierte Zone südlich von Damaskus – unter dem Vorwand des Schutzes der drusischen Minderheit.
Türkische Medien berichten kritisch
Diese Schritte stoßen in Teilen Syriens auf heftigen Widerstand. In Orten wie Suwayda, Quneitra und Busra al-Sham kommt es zu Protesten. Doch das neue syrische Regime reagiert kaum – und viele arabische Staaten bleiben indifferent. Nur die Türkei zeigt klare Ablehnung gegenüber jeder kurdisch dominierten Teilung Syriens.
Türkische Medien berichten kritisch über den David-Korridor
Pipelines für Netanjahu
Auch wirtschaftlich verspricht sich Israel Vorteile: Ein direkter Pipeline-Korridor von den ölreichen kurdischen Gebieten bei Kirkuk oder Erbil nach Haifa würde die Abhängigkeit von türkischen Routen und maritimen Risiken – etwa durch die Huthi im Jemen – reduzieren.
Doch das Projekt birgt immense Risiken: Es könnte die Region weiter destabilisieren, neue Konfliktherde eröffnen und den Widerstand Syriens, des Irans, der Türkei und des Iraks provozieren.
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