Wegen Umgang mit Hersh-Enthüllung

China bei Nordstream-Aufklärung skeptisch: Was hat Westen zu verbergen?

Welt
Screenshot: YouTube

Auffällig: Während die Systempresse direkt nach den Nordstream-Anschlag schnell einseitige Spekulationen anstellte, dass Russland hinter der Sprengung der eigenen Pipeline stecken würde, sieht es nach der Hersh-Enthüllung, wonach mutmaßlich die USA hinter dem Terror-Angriff auf Europas Energieversorgung steckt, ganz anders aus. Diesen Umstand kritisiert nun sogar das offizielle China.

Forderung nach unparteiischer Untersuchung

Gegenüber einer russischen Nachrichtenagentur kritisierte Wang Wenbin, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, die stockende Aufklärung über den Anschlag: "Die Nord Stream-Pipelines sind wichtige grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte. Die Explosionen hatten schwerwiegende Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt und die ökologische Umwelt und lösten international Besorgnis über die Sicherheit großer grenzüberschreitender Infrastrukturen aus. Die Explosionen sollten objektiv, unparteiisch und professionell untersucht werden, und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

Hierbei missfällt Peking die Vorgehensweise im Westen: "Unmittelbar nach den Explosionen berichteten US-amerikanische und andere westliche Medien ausführlich über einseitige Spekulationen darüber, wer für die Sabotage 'verantwortlich' sei. Jetzt sehen wir jedoch, dass diese als frei, professionell und unparteiisch gepriesenen Medien über den detaillierten Bericht von Seymour Hersh verstummt sind." Er zitierte die Kritik des Autoren, wonach mehrere wichtige US-Medien, die in der Vergangenheit regelmäßig über seine Recherchen berichteten, diesen totschwiegen. Diese würden nun kein Wort über die Pipeline-Story verlieren - nicht einmal, um das Dementi des Weißen Hauses zu zitieren." 


"Gibt es etwas, das sie zu verbergen versuchen?"

Für China ist dieser Umstand unerklärlich: "Interessieren sich diese westlichen Medien wirklich nicht für die Wahrheit hinter dem Nord Stream-Sprengstoffanschlag? Oder ist etwas anderes im Gange? Was genau wissen sie? Gibt es etwas, das sie zu verbergen versuchen? Ich würde ja davon ausgehen, dass wirklich objektive, unparteiische und professionelle Medien nach der Wahrheit suchen wollen würden." Während die US-Medien relativ schweigsam zu seinen Enthüllungen sind, ging man in Deutschland einen anderen Weg: Dort begann die Systempresse den Veteran des Aufdecker-Journalismus plötzlich als "umstritten" und sogar als "Verschwörungstheoretiker" zu bezeichnen - Der Status berichtete. 

Teilweise schoss sich die Einheitspresse darauf ein, dass Hersh sich auf eine anonyme, ungenannte Quelle berufe. Bedenkt man, wie gnadenlos die USA gegen Whistleblower vorgehen - Stichwort Julian Assange oder Edward Snowden - ist das kein Zufall. In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" bestätigte Hersh, dass dies der Grund für seine Nichtnennung sei: "Wie könnte ich über meine Quelle sprechen? Ich habe viele Geschichten geschrieben, die auf ungenannten Quellen beruhen. Wenn ich jemanden nennen würde, würde er gefeuert oder, noch schlimmer, eingesperrt werden. Das Gesetz ist sehr streng." 

Biden nahm in Kauf, dass Deutsche frieren

Wie Der Status berichtete, sprach Hersh auch über Motive, welche die US-Regierung angetrieben hätten: "Ich glaube, der Grund für diese Entscheidung war, dass der Krieg für den Westen nicht gut lief und sie Angst vor dem nahenden Winter hatten. Nord Stream 2 wurde von Deutschland selbst auf Eis gelegt, nicht durch internationale Sanktionen, und die USA hatten Angst, dass Deutschland die Sanktionen wegen eines kalten Winters aufheben würde."  Zudem hätten einige Akteure auch die Chance gewittert, das teure und umweltschädliche US-Fracking-Gas gewinnbringend nach Europa zu verkaufen.

Und weiter: "Der Punkt ist, dass Biden beschlossen hat, die Deutschen diesen Winter frieren zu lassen. Der Präsident der Vereinigten Staaten möchte lieber, dass Deutschland friert, als dass Deutschland die Ukraine möglicherweise nicht mehr unterstützt, und das ist für mich eine verheerende Sache für dieses Weiße Haus." Dass der Anschlag aus der Planungsphase tatsächlich in die Umsetzung geriet, würden viele Amerikaner für "ruchlos" halten. Sogar innerhalb der CIA, welche den Anschlag mit norwegischer Mithilfe geplant habe, habe sich Entsetzen breitgemacht. Diese breite Unzufriedenheit sei es auch, welche dafür sorgte, dass so viele Informationen an seine Ohren drang. 

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