Harte Zeiten für Mieter

Wohnungsnot in Deutschland so groß, wie seit 30 Jahren nicht mehr

Soziales
Bild: Silverije, CC BY-SA 4.0 , Wikimedia Commons

Der Deutsche Mieterbund warnt, die Wohnungsnot in Deutschland ist auf einem Rekordhoch. Im letzten Jahr hat sich die Situation noch einmal verschärft. Zudem ist auch der Wohnungsbau eingebrochen. Die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnraum übersteigt bei weitem das Angebot. Wenn nicht endlich gegengesteuert wird, kommen auf Mieter und Wohnungssuchende sehr harte Zeiten zu.

Massiver Zustrom nach Deutschland

Das vergangene Jahr hatte es in sich. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine führte zu einer massiven Fluchtbewegung. Laut dem Ausländerzentralregister sind bis 5. Januar in Deutschland 1.045.194 Ukrainer registriert worden. Dazu kamen noch unzählige Einwanderer und Asylanten über die Grenze - so viele, wie seit 2016 nicht mehr. Laut BAMF stellten 217.774 Menschen einen Asylantrag. Sie alle benötigen Wohnraum. Aber durch die wirtschaftlichen Verwerfungen ist der Wohnungsbau eingebrochen, die Bauzinsen haben sich vervierfacht, die Energie- und Materialpreise gingen durch die Decke.

Mehr als 700.000 Wohnungen fehlen

Laut einer aktuellen Studie des Hannoveraner Pestel-Instituts und des schleswig-holsteinischen Instituts "Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen Kiel" (Arge), sei die Wohnungsnot in Deutschland so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Und die Studie kommt weiter zu dem Ergebnis, dass das bundesweite Wohnungsdefizit mit Ende 2022 rund 700.000 Wohnungen ausmachte. Das ist mehr als das doppelte der aktuellen Jahresproduktion.

Zwar hatte die Ampel-Regierung das Ziel ausgegeben, 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu schaffen, doch dies erwies sich als unrealistisch. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) musste zugeben, dass dies nicht zu erreichen sei.  So wurden 2021 wurden in Deutschland 293.393 Wohnungen fertiggestellt, 4,2 Prozent weniger als im Jahr davor - geplant waren ursprünglich 350.000.

Wohnbau wird weiter stagnieren

Für 2022 liegen zwar noch keine fertigen Zahlen vor, allerdings verzeichneten die Statistiken für 2022 zurückgehende Aufträge im Baugewerbe und weniger Baugenehmigungen. So wurden von Jänner bis Oktober 2022 insgesamt 297.453 Wohnungen genehmigt, 4,7 Prozent oder 14.564 weniger als im Vorjahreszeitraum. Und in einem Interview im ZDF erklärte Wohnbauexpertin Ingeborg Esser: "Für 2022 liegen die Zahlen ja noch nicht vor. 2021 sind knapp unter 300.000 Wohnungen fertiggestellt worden. Wir gehen davon aus, dass es dieses Jahr weniger sein werden, vielleicht 20.000 Wohnungen weniger." Und den Plänen der Ampel, 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen, erteilte sie eine Abfuhr: "Der richtige Einbruch bei den Fertigstellungszahlen, der wird wahrscheinlich 2023 und 2024 kommen. Die 400.000 werden jetzt in der mittleren Frist nicht erreichbar sein."

Mieten steigen seit Jahren

"So laut wie jetzt haben die Alarmglocken des Wohnungsmangels lange nicht mehr geschrillt. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wird immer dramatischer", erklärte Lukas Siebenkotten, der Präsident des Deutschen Mieterbundes gegenüber der Berliner Morgenpost und warnt zugleich, dass das Jahr 2023 sehr hart für Mieter werden würde, wenn der Wohnungsneubau weiter stagniert. Denn seit Jahren steigen die Preise bei Mieten rasant an. Vor allem in Großstädten gingen die Mieten durch die Decke.

Und die Lage wird sich nicht so schnell verbessern. Denn selbst, wenn die Bundesregierung es schaffen sollte, ihr gesetztes Ziel zu erreichen und 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen, wären bis 2026 lediglich die bisher entstandenen Wohnungsdefizite ausgeglichen.

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