50 Prozent mehr Bedürftige

Selbstmord-Sanktionen: Deutsche stürmen Tafeln, Millionen in Existenznöten

Soziales
Symbolbild: Freepik

Noch nie zuvor waren so viele Deutsche auf die Hilfe der Tafeln angewiesen, die Helfer stehen unter massivem Stress, weil sie mit der Betreuung der wachsenden Zahl von Bedürftigen nicht nachkommen. Mittlerweile betrifft die akute Armut in Deutschland sogar schon unzählige Menschen, die eigentlich in Lohn und Brot stehen, sich aber die explodierenden Lebenskosten nicht mehr leisten können. Doch die Politik hält weiter an der "Alternativlosigkeit" von Sanktionen fest, die vor allem das eigene Volk hart treffen.

Zwei Millionen müssen zur Tafel gehen

"Das wird Russland ruinieren": Mit diesen Worten frohlockte die grüne Außenministerin Annalena Baerbock einst bei der Verabschiedung scharfer Sanktionen gegen Russland. Ein Jahr später ist die Lage ernüchternd: Neun Sanktionspakete verfehlten ihre ausreichende Wirkung, zuletzt wurde ein zehntes auf den Weg gebracht, während der Krieg weitertobt. Währenddessen erlebt Westeuropa eine Rekord-Inflationswelle, in Österreich etwa ist sie mit rund 11 Prozent so hoch wie seit über 70 Jahren nicht mehr. Weil die Preisexplosion gerade bei Energiekosten und Lebensmitteln besonders hoch ist, wissen Millionen von Menschen nicht mehr, wie sie sich das Leben noch leisten können. 

Es droht Massen-Elend, und als letzten Hilfeschrei wenden sich viele Deutsche an die Tafeln. Diese wiederum ächzen unter dem Ansturm: Im Vorjahr betreuten die deutschen Tafeln etwa 2 Millionen Bürger, um die Hälfte mehr Menschen waren auf die Hilfe der wohltätigen Organisation angewiesen, wie das Portal "Pleiteticker" berichtet. Der Andrang ist so stark, dass jede dritte Tafel im Bundesgebiet im Vorjahr einen zeitweisen Aufnahme-Stopp von Bedürftigen verhängen musste. Denn das Angebot hielt mit der Nachfrage nicht mehr schritt, es fehlten die Lebensmittel zur Verteilung. 

Auch Berufstätige betroffen: Tafeln am Limit

Nun wandte sich der Jochen Brühl, der Chef des Tafel-Dachverbandes, an die Öffentlichkeit, um auf die Problematik hinzuweisen: Die Helfer seien angesichts des Andrangs "psychisch und physisch am Limit". Bei der Hilfe gegenüber der wachsenden Zahl an Bedürftigen sieht er sich vom Staat allein gelassen: "Es ist keine Lösung, dass alle zu den Tafeln kommen." Die Einrichtungen - insgesamt gibt es über 600 davon - könnten nämlich nicht auf Dauer auffangen, was der Staat nicht schaffe. Denn: "Im bundesweiten Durchschnitt kamen im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Menschen zu den Tafeln. Das sind Zahlen, die die momentane Lage verdeutlichen." 

Die große Anzahl an Ukraine-Flüchtlingen macht aber nur einen Teil der neuen Tafel-Kunden aus. Denn zahlreiche Deutsche sind in so großer Not, dass sie die Hilfe der Tafeln in Anspruch nehmen müssen. Wie Brühl berichtet: "Vor Ort sind auch Menschen, die ihren Lebensunterhalt aufgrund von den gestiegenen Preisen nicht mehr alleine stemmen können, darunter Studentinnen und Studenten, Erwerbslose, vermehrt auch Menschen, die einen Job haben." Insgesamt betreue seine Organisation mehr Menschen als jemals zuvor in ihrer 30-jährigen Geschichte. 

Seit Monaten beschwichtigt Politik zynisch

Vor dem Hintergrund dieses belegten, millionenfachen Leids, scheinen diverse Aussagen von Politikern im deutschsprachigen Raum umso zynischer. So riet etwa Österreichs grüner Bundespräsident Alexander van der Bellen den Menschen, sie mögen die "Zähne zusammenbeißen". Und seine deutsche Gesinnungskollegin Baerbock bekannte schon im Spätsommer: Egal was ihre deutschen Wähler denken, würden die Sanktionen auch im Winter aufrecht bleiben. Selbst dann, wenn die Menschen auf die Straße gehen, weil sie ihre Heizkosten nicht mehr stemmen können. Dass diese missliche Lage bislang nicht eintrat, liegt allerdings mehr am milden Winter statt an der politischen Weitsicht. 

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