Wer braucht diese 'Weisheiten'?

Fußball-EM startet: Für Sport-Soziologe wird 'aus Anfeuern schnell Rassismus'

Soziales
Symbolbilder (3): Freepik; Komposition: Der Status

Am heutigen Freitag beginnt mit dem Spiel zwischen Deutschland und Schottland die Fußball-EM 2024. In zehn deutschen Städten rittern 24 Nationalteams um den begehrten Pokal, der nach dem Finale in Berlin am 14. Juli vergeben wird. Begleitet wird das Großereignis traditionell von Schlachtenbummlern, die sich in ihre Landesfarben hüllen, um die eigene Elf zum Erfolg zu peitschen. Was in den meisten Ländern ganz normal ist, führt in Deutschland wieder einmal zu Debatten um "Nationalismus" und "Rassismus".

"Sommermärchen" war einmal

Fußball ist ein Sport voller Emotion, manche würden die Jagd nach dem runden Leder und Toren gar als "zweitschönste Nebensache" der Welt bezeichnen. Und Turniere in Deutschland haben eine große Tradition: Unvergesslich ist das "Sommermärchen" im Jahr 2006, als Deutschland im eigenen Land das WM-Halbfinale erreichte. Damals ging ein Ruck durch die Nation, nach Jahrzehnten der anerzogenen Scham über die eigene Identität war Schwarz-Rot-Gold plötzlich wieder salonfähig. Deutschland zeigte sich auf und neben dem Platz von seiner besten Seite, als die "Welt zu Gast bei Freunden" war.

Inzwischen ist alles anders: Die DFB-Elf ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, viele können nicht glauben, dass man noch vor 10 Jahren Weltmeister wurde. Dabei stößt Fans nicht nur die teils lustlose Spielweise der "Mannschaft" auf, sondern auch der Umstand, dass ständig versucht wird, die Spieler für Bekundungen zum Zeitgeist zu instrumentalisieren. Es geht nur noch um Regenbogen-Binden, pink-violette Auswärtstrikots, gratismutige Gesten und gewinnt man mal, ist's für den polit-medialen Komplex der "Diversität" des Teams zu verdanken. Und wie Der Status berichtete, nutzt die Ampel die EM natürlich auch für Propaganda zur "nachhaltigen" Transformation und für die woke Agenda.

Nation für Soziologe "imaginiertes Konstrukt"

Ganz viel Angst hat man in diesen Zeiten hingegen vor patriotischen oder migrationskritischen Absichtsbekundungen. Dem österreichischen Team verbot die UEFA etwa direkt den Jubel zu "L'amour tojours", dessen Begleitgesänge im Sylt-Video zur Staatsaffäre aufgeblasen wurde. Nun legt der Sportsoziologe Michael Mutz in einem Interview bei "n-tv" nach. Er mahnt: "Der Spitzensport ist entlang von Nationen organisiert. Dadurch rückt er diese Seite unserer sozialen Identität in den Vordergrund. Die Nation, also ein imaginiertes Konstrukt, wird plötzlich erlebbar und fühlbar."

In Anspielung auf den "Party-Patriotismus" der WM 2006 warnt er vor einem "Gefühl der Überlegenheit", wenn die eigene Nationalmannschaft erfolgreich sei. Zwar räumt er ein, dass schwarz-rot-goldene Farben auf der Wange "noch keine rechte Gesinnung" ausdrücken. Aber es sei trotzdem wichtig zu schauen, welcher Patriotismus damit verbunden wird. Einen "staatsbürgerlichen Patriotismus [...] auf der Idee des Grundgesetzes" findet er in Ordnung, dieser könne "auch inklusiv und kosmopolitisch sein". Schlimm findet er es hingegen, wenn sich Deutsche aufgrund ihrer Abstammung und Kultur miteinander verbunden fühlen. 

Von Anfeuerung zu "Rassismus"

Er warnt: "Gerade in großen Gruppen gibt es immer wieder Situationen, die nicht mehr als harmlos oder unpolitisch verstanden werden können." Dies sei der Fall, wenn andere abgewertet würden. Er malt den Teufel an die Wand: "Dann werden aus einer Anfeuerung für die deutsche Mannschaft schnell Schmähgesänge gegen andere, die die Grenzen zum Rassismus oder Nationalismus überschreiten." Dass auch Schmähgesänge zur Fankultur gehören, mag zwar nicht politisch korrekt sein, Aber so mancher, der z.B. im Vereinsfußball in der Kurve die Nachbarstadt als "Schweine" betitelt, hat oft sogar Freunde aus selbiger und kanalisiert die "Abwertung" auf 90 Minuten plus Nachspielzeit.

Die Fußball-EM sieht Mutz dafür als perfekte Bühne für Multikulti-Propaganda: "Es hat ja auch einen integrativen Wert, dass beim Fußball alle zusammenkommen, sich also Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen für drei Wochen mit dieser Mannschaft identifizieren können. Gleichzeitig sollten wir deutlich machen, dass wir damit eine Mannschaft unterstützen, die genauso vielfältig ist wie das Land, für das sie spielt." Auch die AfD darf im Gespräch zwischen Medium und Soziologe nicht fehlen, zudem kommt die Umfrage zur Sprache, in der immerhin jeder fünfte Fan bekrittelte, dass es mit dem Migrationshintergrund in der DFB-Elf langsam überhand nimmt...

"Rechtsruck" & Klima als "ernsthafte Probleme"

Andererseits hält er "Brot und Spiele" als praktische Möglichkeit von der aufgeheizten Stimmung im Land zu entkommen. Was er für "ernsthafte Probleme" in Deutschland hält, unterscheidet sich aber grundlegend von denen der Bürger. Während viele Deutsche keinen Bock auf eine Zwangs-Wärmepumpe, die Kriegsmusterung ihrer Kinder oder beinahe tägliche Messerattacken in den Städten haben, sind diese für Mutz u.a. auch der Klimawandel und "Sorgen vor einem Rechtsruck".

Dann schließt der Artikel scheinbar versöhnlich: "Und auch wenn es nur ein paar Wochen anhält, kann es eine kleine Entlastung von den ernsthaften Problemen dieser Welt sein. Und das, glaube ich, ist den Menschen auch zu gönnen." Aber beruhigend ist das in Wahrheit nicht. Denn wenn "König Fußball" regiert, schaut man der Politik mitunter nicht mehr auf den Finger. 

Umstrittene Polit-Beschlüsse während Turnieren

Die Liste der Sündenfälle ist lang: Während der Heim-WM 2006 erhöhte der Bundestag still & heimlich die Mehrwehrsteuer von 16 auf 19%, vier Jahre später stiegen die Krankenkassenbeiträge während der WM in Südafrika. Während des EM-Halbfinales der DFB-Elf gegen Italien beschlossen die Altparteien 2012 ein neues Meldegesetz, mit dem Ämter persönliche Daten von Bürgern an Firmen weitergeben. Von 620 Abgeordneten waren nur 26 anwesend, eine Debatte fand nicht statt, der tiefgreifende Eingriff in die Bürgerrechte wurde in 57 Sekunden durchgepeitscht. Am nächsten Tag beschloss man die deutsche Haftung über hunderte Millionen Euro beim "Euro-Rettungsschirm".

Zwei Jahre später lenkte der Freudentaumel am Weg zum 4. WM-Titel davon ab, dass die Regierung die Ausschüttungen bei Lebensversicherungen reduzierte, den Solarstrom verteuerte und sogar eine Debatte über eine PKW-Maut startete. 2018 später schied man in der Gruppenphase aus, für die Erhöhung der Parteienförderung blieb aber Zeit. Ähnliches passierte in Österreich während der Fußball-EM 2012, während der WM 2014 stockte man die Politiker-Spesenkonten auf. Die Ablenkung wirkte, obwohl man sich nicht qualifizierte - anders als bei der EM 2016, als Ex-SPÖ-Kanzler Kern & Ex-CDU-Kanzlerin Merkel sich trafen, um über "gerechte Verteilung" von Asylanten zu mauscheln. 

Was wird Ampel diesmal durchpeitschen?

Den Vogel schoss der deutsche Politikbetrieb allerdings bei der auf 2021 verschobenen EM statt. Deutsche Fußballfans waren noch ganz aus dem Häuschen, dass das DFB-Team wenige Minuten vor Abpfiff gegen Ungarn noch den Aufstieg ins Achtelfinale schaffte, als die Systemparteien am nächsten Tag einen neuen Anschlag auf die Freiheit unternahmen. Sie beschlossen damals, dass einige Grundrechte auch "nach der Aufhebung der Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ bis zu einem Jahr lang eingeschränkt bleiben dürfen. Es bleibt abzuwarten, welche Schweinereien die Ampel diesmal im Schatten des Fußballfestes durchpeitscht...

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