Nach dem Streit ist vor dem Streit...?

Zerstrittene Drittelpartei: Doskozil gewinnt SPÖ-Mitgliederbefragung haarscharf

Politik
Rendi/Hintergrund: Flickr; Doskozil: Wikimedia Commons (beide SPÖ Presse und Kommunikation, CC BY-SA 2.0); Babler: PiXelNiK, Flickr, CC BY-NC-SA 2.0; Komposition: Der Status.

Ganze zwölf Tage brauchte die SPÖ, um ihre Mitgliederbefragung auszuzählen, die zwar einerseits nur ein Stimmungsbild hergeben sollte, andererseits aber möglichst bindend sein. Nachdem sich die Roten nun wochenlang gegenseitig beflegelten, konnten alle drei Kandidaten etwa ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen. Geht man nach dem Ergebnis, hat sich Doskozil zum Parteichef gezittert, während sich Rendi-Wagner mit dem Fehdehandschuh in dessen Richtung ein kolossales Ei legte - die Parteichefin wurde nämlich nur Dritte und Letzte, womit auch einige ihrer Gefolgsleute wohl ihren Job los sind. Doch wird Babler das Ergebnis respektieren oder am Parteitag eine Kampfabstimmung versuchen?

SPÖ in drei ähnlich große Lager gespalten

Die Mitgliederbefragung war von Anfang an eine einzige Slapstick-Einlage: Zeitweise hatten sich nicht weniger als 73 Personen, darunter eine Giraffe, um den Parteivorsitz beworben, nach dem Einzug einer nachträglichen Hürde einigte man sich auf die drei aussichtsreichen Kandidaten. Neben der vom mächtigen Wiener Parteiapparat und etlichen Parteigranden gestützten, amtierenden Bilderberger-Parteichefin Joy Pamela Rendi-Wagner waren dies der aus dem "rechten Parteiflügel" stammende burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil als Kandidat der Bundesländer und der vor allem im "Lifestyle-linken" Parteiteil beliebten Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler. 

Doch aller Rückenwind, einschließlich einschlägiger Propaganda in den Social-Media-Kanälen, half Rendi-Wagner nichts: Sie kam nur auf 31,35 Prozent der Stimmen. Knapp davor landete überraschend Babler - mit 31,51 Prozent der Stimmen. Und nach Adam Riese bleibt dann - auch angesichts von 3,46%, die keinen der drei Kandidaten wollten - nicht mehr viel auf 100 Prozent. Der Sieger der Mitgliederbefragung ist Doskozil - allerdings nicht mit einer Erdrutsch-Mehrheit, sondern gerade einmal 33,68 Prozent: Hoch gepokert, knapp gewonnen - und keine Aussicht auf Ruhe, zumal viele Unterstützer der anderen beiden Kandidaten mit dem streitbaren Landeschef etwas "fremdeln". 

Große Uneinigkeit: Babler fordert Stichwahl

Doskozil und Rendi-Wagner hatten vorausgeschickt, sich aus dem Rennen zu nehmen, wenn sie nicht den ersten Platz erreichen. Nicht so Babler, der vor der Wahl ankündigte, bei einem knappen Ergebnis sich durchaus eine Kampfabstimmung am Parteitag vorstellen zu können. Ob es dazu kommen könnte, ist zur Stunde unbekannt - aber unabhängig davon zeigt sich die Partei alles andere als geeint: Je etwa ein Drittel der knapp 107.000 Mitglieder, die einen gültigen Fragebogen abgaben, ist einem der drei parteiinternen Lager zuzuordnen. Ganz nach dem historischen Ausspruch des Pyrrhos von Epirus: "Noch so ein Sieg und wir sind verloren!" 

Damit steht der SPÖ die große Richtungsentscheidung noch bevor: Will sie weiterhin den roten Teppich für globalistisch angehauchten "Pragmatismus" ausrollen? Will sie mit ausschließlich "linken" Themen punkten, aber die Weltfremdheit bei einigen Reizthemen wie etwa Migration beibehalten, dafür aber womöglich den KPÖ-Aufstieg im Bund unterbinden? Oder will sie versuchen, jenseits des linksliberalen Lagers zu fischen, während sie zugleich auf eine derzeit rechnerisch unmögliche rot-grün-pinke Ampel-Koalition spechteln? Nix ist fix: Und so eröffnet Babler höchstselbst die Fortsetzung der Debatte und fordert eine Stichwahl... 

Verliert Social-Media-Stratege seinen Job? 

Mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit wird dafür die Parteizentrale umgebaut. Der umstrittene Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wurde schon in den letzten Monaten zum Reibebaum innerhalb weiter Teile der Partei, der Rendi-Wagner-Getreue dürfte hochkant aus seinem Amt fliegen. Aber auch der bisherige Social-Media-Chef Thomas Walach darf sich wohl warm anziehen. Als der frühere "Zack Zack"-Chefredakteur Anfang September zur SPÖ stieß, stand sie in Umfragen auf dem 1. Platz. Nach diversen äußerst befremdlichen Ausritten und Sujet-Kampagnen im Netz steht die Partei nicht nur in der Wählergunst auf Platz 3, sondern kämpft auch mit einem Image-Problem. 

Der Historiker und Hobby-Imker, dessen Met eine berauschendere Wirkung als seinen Künsten als Propagandist nachgesagt wird, sorgte in den vergangenen Monaten mehrfach für Augenrollen. Teilnehmer regierungskritischer Freiheits-Demos beschimpft er als "randalierende Neonazis" (Der Status berichtete), Mobbing gegen Andersdenkende bagatellisierte er. Die aus Steuergeld bezahlte, übergriffige "Boosta"-Plüschspritze, die sogar dem Werberat zu weit ging, fand er "großartig". Zwischendurch gab es Grafiken von Schnitzel mit Ketchup, Parteimitgliedern als Hühner, Männern in Pride-Frauenkleidung oder die Gleichsetzung politischer Mitbewerbern mit Haushaltsgeräten zu "bewundern".

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