Fehlende Kapazitäten und Infrastruktur

Wenn der Ostfeldzug scheitert: Deutsche Bahn gefährdet 'Kriegstauglichkeit'

Politik
Bild: Paul Korecky, CC BY-SA 2.0, Flickr

Kriegstüchtigkeit ist das von der Politik ausgegebene Ziel. Und dafür spielt Deutschland eine besondere Rolle, ist es doch eine zentrale NATO-Drehscheibe für Logistik und Transport. Dafür sollen auch Milliarden aus dem Sondervermögen zur kriegsmäßigen Ertüchtigung der Infrastruktur eingesetzt werden. Allerdings gibt es da ein Problem: Denn im Transportbereich liegt die Verantwortung bei der berühmt-berüchtigten Deutschen Bahn.

Zuletzt wurde der Zustand der Deutschen Bahn bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2024 deutlich, als der Bahn-Service zum Gespött und Ärgernis vieler Fans wurde, die aufgrund dessen Spiele verpassten. Kein Wunder also, dass die damalige Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen für ihre EM-Ausflüge 531.000 Euro an Reisekosten ausgab. Die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums kostet halt etwas, dafür war man aber pünktlich zum Anpfiff im Stadion - Der Status berichtete. Und spätestens kurz danach war klar, mit der Bahn ist nicht mehr zu rechnen. Fahrpläne existieren offenbar nicht mehr, es regiert ebenso das Prinzip Hoffnung und Kristallkugel.

Aufmarsch wegen kaputter Bahn abgesagt?

So erklärte wenige Monate später im August 2024 ein Aufsichtsratsmitglied der Bahn, wie es funktioniert: "Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt." Und dies führe zu massiven Problemen und zu einem Kontrollverlust der Bahn, die noch bis vor kurzem mit "mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit" warb und sich als Alternative zum Auto positionieren wollte - Der Status berichtete ebenfalls. Nun lässt zum Thema Bahn allerdings ein Bericht des "Handelsblatts" aufhorchen. 

Denn dort äußert sich unter anderem ein hoher Bundeswehroffizier zu Details. Der erklärte zur NATO-Drehscheibe Deutschland in Richtung Osten: "Tatsächlich liegt die Planung und Durchführung der Transporte zu 100% bei der Bahntochter DB Cargo." Diese sei also dafür verantwortlich, dass im derzeit propagandistisch immer wieder beschworenem Fall der Fälle Waffen, Munition, schweres Gerät etc. von dem DB-Tochterunternehmen in den Osten transportiert werden, wie es im Operationsplan Deutschland vorgesehen ist.

Fehlende Kapazitäten, marodes Netz

Allerdings ist das Schienennetz über weite Teile marode und die DB Cargo teilt sich zudem das Netz mit der anderen Bereichen der Bahn, wie dem Personenverkehr - Chaos ist also vorprogrammiert. Nicht zuletzt hatte auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) unlängst die DB Cargo-Chefin Sigrid Nikutta scharf kritisiert. Man warf ihr mangelnden Arbeitseinsatz vor. Grund für die Kritik dürfte aber auch ein von Nikutta initiertes Sanierungsprogramm sein, das bis 2029 den Abbau von 5.000 der aktuell etwa 31.200 Stellen vorsieht.

Denn das Bahn-Tochterunternehmen war auch in den vergangenen Jahren einem Sparprogramm unterworfen, hatte aber 2024 dennoch 350 Millionen Euro Verlust gemacht. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz hatte die Nikutta auch auf die Bedeutung der Bahn im Ernstfall hingewiesen. So existiert etwa ein Vorhaltevertrag der DB Cargo mit der Bundeswehr für 343 Wagons, die auf ständigen Abruf bereitstehen müssten, kosten für den Steuerzahler rund 100 Millionen Euro jährlich. Aber der NATO ist klar, dass die Kapazitäten einfach nicht ausreichen.

Privatisierung schuld an Bahn-Misere?

Ben Hodges, Ex-General der US-Streitkräfte und Kommandeur der US-Truppen in Europa erklärte schon im März gegenüber "Railfreight": "DB Cargo ist beispielsweise eine der wichtigsten Organisationen, auf die wir angewiesen sind, aber die Kapazität von DB Cargo beträgt nicht einmal ein Viertel dessen, was nötig wäre, um Panzerbrigaden gleichzeitig zu bewegen."

Er weist zudem darauf hin, dass während des Kalten Krieges das Militär nicht von "privaten" Unternehmen in diesem Umfang abhängig gewesen sei: "Es gab militärische Organisationen, die den Verteidigungsministerien unterstanden und sich speziell um den Schienenverkehr kümmerten. Es gab sogar Eisenbahnwaggons", so Hodges, der auch dafür plädiert, dass Länder Investitionen in Schienenkapazitäten zu den 2 Prozent NATO-Verteidigungsausgaben angerechnet bekommen sollten.

Von den Fähigkeiten der Ukraine zeigt er sich zudem überrascht: "Ich bin beeindruckt, wie die Ukraine es schafft, den Zugverkehr aufrechtzuerhalten. Jeder, mit dem ich je gesprochen habe und der die Ukraine besucht hat, steigt irgendwo in Polen in den Zug und fährt dann nach Kiew, und es ist immer pünktlich." Etwas, was die Deutsche Bahn nicht einmal mehr im tiefsten Frieden schafft.

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