"Ihr seid ein verdammter Witz"

Wegen Nordstream & Kriegstreiberei: Irischer Mut-Politiker grillt EU-Granden

Politik
Wallace: GUE/NGL, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0; VdL/Selenski: European Commission (Dati Bendo), Wikimedia Commons, Attribution; Komposition: Der Status

Kurz nach dem Terroranschlag auf die Nordstream-Pipelines kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen an, man werde gegenüber den Verursachern die "stärkste mögliche Antwort" treffen. Nun, wo sich herausstellt, dass mutmaßlich die US-Verbündeten hinter der Sabotage stecken, sorgte der irische EU-Parlamentarier Mick Wallace für Furore, indem er die EU-Chefin in Brüssel an diese Worte erinnerte. Weiters ließ er kein gutes Haar an der westlichen Kriegstreiberei im Ukraine-Krieg.

Nordstream-Stille: "Ihr seid ein verdammter Witz"

Mick Wallace ist kein Anzug-Politiker, sondern ein Mann des Volkes, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und auf die hochnäsigen Konventionen des Brüsseler Betriebs pfeift. Mit demselben Mut wie sein historischer Namensvetter, der schottische Freiheitskämpfer William Wallace, hält er den EU-Granden und deren globalistischen Treiben im Sinne des West-Bündnisses regelmäßig den Spiegel vor. So auch in der Vorwoche, nachdem die Enthüllungen des renommierten Aufdecker-Journalisten Seymour Hersh an die Öffentlichkeit gerieten, wonach die USA hinter der Nordstream-Sprengung stecken

In seiner Rede sagte Wallace: "Erst letzten September sagte Von der Leyen, dass es 'unerlässlich wäre, den Nordstream-Anschlag zu untersuchen' und dass jede aktive Störung der europäischen Energieversorgung inakzeptabel sei und zur 'stärksten möglichen Antwort' führen wurde. [...] Nun hat der Pullitzer-Preisträger Seymour Hersh, wahrscheinlich der legendärste lebende Investigativjournalist einen Bericht mit detaillierten Vorwürfen publiziert, wonach die USA - auf Geheiß von Präsident Biden - mit Hilfe Norwegens die Pipelines sprengten. Und Hershs Arbeit zeichnete sich seit jeher durch journalistische Integrität aus."

Er erinnerte die EU daran, für Aufklärung zu sorgen, anstatt den Schwanz einzuziehen: "Das hier war eine vorsätzliche Terror-Attacke auf die kritische Infrastruktur Europas. Außerdem war es Umwelt-Terrorismus. Schert sich die EU darum? Müsst ihr wissen, wer es getan hat, oder wollt ihr es überhaupt wissen? Hersh sagt, die USA waren das. Habt ihr sie danach gefragt? Oder stellt ihr denen denn überhaupt noch Fragen? Oder wurde die EU wirklich gegenüber dem US-Imperium so unterwürfig, dass ihr euch nicht einmal traut sie zu fragen, ob sie das waren? Ihr seid ein verdammter Witz." 

Westen nimmt endlosen Krieg in Kauf

Auch im Bezug auf die westliche Kriegstreiberei fand Wallace deutliche Worte: "Russlands illegaler Einmarsch in die Ukraine ist nicht zu verzeihen. Die Verwüstung, die Destabilisierung und das Morden, das folgte, führte zu unvorstellbarem Schrecken, wie es in allen Kriegen geschieht. Aber ebenso unverzeihlich ist es, wie westliche Politiker in Kauf nehmen, dass dies ein endloser Krieg wird. Anstatt zu Waffenstillständen, Dialog und Friedensverhandlungen aufzurufen, vertieft man noch die westliche Verwicklung in den Krieg, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen zu machen."

Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste: "Da fordert man sogar, dass die Ukraine die Krim wieder einnehmen soll, obwohl Experten auf beiden Seiten des Atlantiks sagen, dass wäre Irrsinn und würde zum möglichen Ausbruch eines Atomkrieges führen. Es würde zudem bewirken, dass das russische Volk die Krim verteidigen will. Selenski tingelt indes umher und bettelt nach weiteren Waffen, aber hat nicht ein Wort über den Frieden zu verlieren. Wie viele seines eigenen Volkes wird er noch einberufen und als Kanonenfutter verheizen, ehe er sich an den Verhandlungstisch setzt? Und wie viele Europäer müssen noch ihre Arbeit oder ihre Wohnungen verlieren, ehe die NATO diese Verhandlungen gestattet?"

Auch die deutsche Rolle bei der Hochrüstung der Ukraine um jeden Preis hinterfragt Wallace: "Zuletzt würde mich interessieren, was eigentlich aus Deutschland, dem einstigen Juwel Europas wurde. Scholz sagte uns früher einmal, dass es keinen Frieden in Europa ohne Russland gäbe. Zuerst schickt ihr Helme, jetzt schickt ihr Panzer, um Russen zu töten. Ich sorge mich um dieses Europa."

Wallace forderte NATO-Abschaffung

Während angeblich "linke" Parteien wie die Grünen ihren vermeintlichen Pazifismus zugunsten der West-Kriegstreiberei längst über Bord geworfen haben und sich der Globalisten-Agenda unterordnen, entsinnt sich Wallace noch der früheren anti-globalistischen Tradition der Linken. Wallace sieht sich zugleich als Kämpfer für Gerechtigkeit, als Stimme des Volkes, aber auch als Vertreter des Friedens und als Patriot. Sein Hang, Ross und Reiter zu benennen, halfen ihm bereits bei seinem politischen Aufstieg, als er in Irland einst als unabhängiger Kandidat den Einzug ins dortige Parlament schaffte, ein Coup der ihm bei den letzten EU-Wahlen erneut gelang. 

Häufig sorgt er nun in Brüssel nun mit scharfen Spitzen gegen die NATO für Wirbel. So sagte er einst: "Die europäischen Völker sollten sich für eine Abschaffung der NATO einsetzen. Sie hat niemandem etwas Gutes anzubieten, dem Frieden näher liegt als Krieg." Dass die NATO, die er einst als "eine der blutrünstigsten Terror-Gruppen" der Welt bezeichnete, nicht für Frieden stünde, erklärt er sich so: "Die hat noch nie etwas für den Frieden getan, denn mit Frieden lässt sich keine Kohle machen." 

Gegen die Corona-Entrechtung

Doch nicht nur auf der geopolitischen Bühne zeigte sich Wallace als Kämpfer gegen die verordnete Einheitsmeinung der Eliten. Denn auch den globalen Corona-Zwängen und der Überwachung im Namen des "Gesundheitsschutzes" konnte er wenig abgewinnen. Er erklärte dazu: "Ich bin kein Impfgegner, aber mit den Covid-Pässen begeben wir uns auf einen gefährlichen Pfad." Die bürgerlichen Freiheiten stünden dabei auf dem Spiel.

Selbst weigerte er sich, gegenüber dem EU-Parlament ein Impfzertifikat vorzulegen und nahm unbeugsam die folgenden Strafen in Kauf. Als Österreich den "Lockdown für Ungeimpfte" einführte, zeigte er sich zudem solidarisch mit den Entrechteten: "Europa verwandelt sich in einen finsteren Ort. Wir sollten uns Sorgen machen." 

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