Absurder 'Ömpel'-Aktionismus

Wegen Amokläufer (21): Regierung will Social-Media-Verbot unter 16

Politik
Mädchen: Freepik; Social-Media-Logos: KI-generiert (Grok); Leichtfried: SPÖ-Parlamentsklub / Kurt Prinz, Flickr, CC BY-SA 2.0; Komposition: Der Status.

Nach dem fürchterlichen Amoklauf in Graz mit 11 Toten, bei dem wohl auch Behörden- & Systemversagen zu bemängeln ist, verschwenden die üblichen Verdächtigen in der Politik keine Zeit, mittels Anlassgesetzgebung ideologische Pflöcke einzuschlagen. Dazu gehören Verschärfungen des Waffengesetzes, aber offenbar auch eine strengere Reglementierung von sozialen Medien. Besonders absurd daran: Dass die geplante Maßnahme die jüngste Bluttat nicht verhindert hätte, sieht wohl ein Blinder.

Social-Media-Verbot als wirrer Aktionismus

Tagelang beharrte der polit-mediale Komplex auf der Behauptung, bei Artur A. (21) habe es sich um ein sozial isoliertes Mobbingopfer gehandelt, das trotz seines Faibles für Computerspiele angeblich keine Konten in sozialen Medien gehabt haben soll. Dies wurde in einer nächtlichen Recherche von "Report24" und Elijah Tee dann ins Reich der Legenden befördert: Man fand mindestens 30 Social-Media-Konten des Amokläufers, teilweise mit Klarnamen. Dort hatte er u.a. den Tätern anderer Schulmassaker gehuldigt. Doch die Lehren, welche die Regierung nun daraus zieht, könnten nicht absurder sein. 

Flankiert vom medialen Mainstream, preschte SPÖ-Staatssekretär Jörg Leichtfried mit der Forderung nach einer Altersgrenze für die Benutzung sozialer Medien. Diese könnte wahlweise bei mindestens 14 Jahren, womöglich aber sogar bei 16 Jahren liegen. Kommt nach australischem Vorbild letzteres Modell, das u.a. auch die Grünen befürworten, bekämen heimische Jugendliche am selben Tag das Wahlrecht wie einen legalen Social-Media-Zugang. Leichtfried erklärte den Vorstoß so: "Radikalisierung findet heute nicht mehr in dunklen Hinterzimmern statt, sondern auf dem Smartphone - oft ganz unbemerkt von Eltern, Lehrkräften und dem sozialen Umfeld.

Ganz logisch zu Ende gedacht dürfte die Regierung die Sache nicht haben...:

Alle Attentäter hätten weiterhin Konten... 

Einzig: Den tragischen Amoklauf von Graz, der nun als Anlass für die Idee genommen wird, hätte diese Maßnahme nicht verhindert. Immerhin war Artur A. zum Tatzeitpunkt bereits 21 Jahre alt. Jener Migrant wiederum, der die vereitelten Anschläge auf das Taylor-Swift-Konzert im Vorjahr, auf Basis dessen die ÖVP etwa die anlasslose Chat-Überwachung einführen will, war ebenfalls bereits 19 Jahre alt. Und beim islamistischen Mordanschlag in Villach war der tatverdächtige Islamist bereits 23 Jahre alt. Laut Medienberichten war seiner Wahnsinnstat eine "Blitz-Radikalisierung" auf TikTok verausgegangen.

Auch dort geschah dies zu einem Zeitpunkt, an dem er auch nach den neuen Regeln problemlos einen Zugang zu sozialen Medien hätte. Anders als sein Mordopfer: Alex war zum Zeitpunkt seines Todes erst 14 Jahre alt. Auf Bildern in sozialen Medien zeigte er sich als lebensfroher Bub. Geht's nach den üblichen Verdächtigen, wäre er dort künftig illegal unterwegs. Er folgte auf Instagram mehreren patriotischen Konten - für Parteien, die harmlose Regierungskritik mitunter schon als "rechtsextrem" brandmarken, wäre dies wohl auch schon ein Grund zur "Deradikalisierung"... 

Undurchführbar und sozial isolierend?

Zum nicht sonderlich stimmigen Aktionismus gesellt sich ohnehin auch die Frage nach der Umsetzbarkeit. Bestehende, lose Altersgrenzen seitens Plattformen werden häufig problemlos umgangen. Eine effektive Altersverifizierung - etwa mittels Ausweis - birgt immer die Gefahren von Überwachung und Kontrolle, hin zu einer Art Klarnamenpflicht über die Hintertür. Das Nachprüfen, ob die Altershürde nicht umgangen wird, ist ohne totalitäre behördliche Eingriffe ebenso schwer möglich. Nicht ohne Grund kam die bundesdeutsche Öffentlichkeit schon vor fast 20 Jahren zum Schluss, dass sich der "digitale Schulhof" eben nicht flächendeckend überwachen lässt.

Aber auch im Hinblick just auf die psychische Gemütslage der Jugend droht man hier, das sprichwörtliche Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn junge Menschen sind heute "Digital Natives". Sie wuchsen in einer Zeit auf, in der Smartphones, Computer & Co. allgegenwärtig sind. Sie pflegen ihre sozialen Kontakte - auch mit Schulfreunden - gerne über soziale Medien, tauschen sich dort über ihre Sorgen und Probleme aus. Ihnen diese Kanäle vollends zu nehmen, könnte im Ernstfall sogar dazu führen, dass mehr labile Jugendliche sich von ihrer Umwelt abkapseln und irgendwann diese Energie tragischerweise in Gewalt gegen sich selbst oder andere kanaliseren....

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