Die Welt ein Stück unsicherer...

Ukrainischer Angriff auf Russland: Schlag gegen nukleare Sicherheit?

Politik
Bild: Alan Wilson, CC BY-SA 2.0, Flickr

Derzeit wird der Angriff der Ukraine auf die strategische russische Bomberflotte als großer Erfolg gefeiert. Aus geheimdienstlicher Sicht mag dies vielleicht stimmen, jedoch kriegsentscheidend dürfte der Angriff nicht sein. Und unabhänig von möglichen bzw. wahrscheinlichen Vergeltungsschlägen Russlands gegen die Ukraine könnte der Angriff auch die gegenseitige Kontrolle von Nuklearwaffen und somit die weltweite Sicherheit weit zurückwerfen.

Absurder Medienjubel

Die Jubelmeldungen überschlugen sich förmlich. "Selenskyj feiert Angriffe gegen russische Militärflughäfen" und spricht von "brillantem" Angriff, schrieb die Tagesschau."Das 'russische Pearl Harbor'", titelte die "Bild"-Zeitung und bezog sich dabei auf prorussische Kanäle, um später nachzulegen: "Ukraine-Drohnen zerstören Russen-Bomber: Ist das der Wendepunkt im Krieg?"

Zweifelsohne war der Angriff eine gut durchgeführte Geheimdienst-Operation. So sollen laut Medienangaben, rund ein Drittel der russischen strategischen Bomberflotte beschädigt oder zerstört worden sein, in Summe wird von teilweise bis zu  40 zerstörten atomwaffenfähigen russischen Bombern vom Typ Tupolew Tu-95 und Tu-22 gesprochen. Doch von einer Wende des Krieges kann, bei der Aktion, die angeblich über eineinhalb Jahre akribisch vorbereitet wurde, keine Rede sein.

Keine Kriegswende, aber Gefahr für die Welt

Das gilt selbst or dem Hintergrund, dass es einer Demütigung für Russland gleichkommt. Denn Kriege werden nach wie vor auf dem Boden entschieden und an der Front ist Russland weiter auf dem Vormarsch. Fraglich ist zudem, inwieweit westliche Länder mit Aufklärungsdaten die ukrainische Operation "Spinnennetz" unterstützten. Wie Medien jedoch berichten, sollen die USA bzw. US-Präsident Donald Trump nicht von den Planungen und dem Angriff informiert gewesen sein.

Bisher äußerte sich Trump auch noch nicht zu dem Angriff. Allerdings könnte sich die Freude der USA deutlich in Grenzen halten. Denn der Angriff auf die russische stategische Bomberflotte könnte zu einem Rückschritt bei den Abrüstungsabkommen und der gegenseitigen Kontrolle von USA und Russland in Bezug auf Atomwaffen führen, was die nukleare Gefahr für die gesamte Welt erhöhen könnte.

Atomwaffen-Kontrolle...

Denn, dass die russischen strategischen Bomber wie auf einem Schießstand aufgereiht auf den Flughäfen stehen, hat einen einfachen Grund - es soll der Sicherheit und der Verhinderung eines Atomkriegs dienen. Dies wurde zuletzt erneut im New START-Abkommen (Strategic Arms Reduction Treaty), welches auf Start I und Start II aus den 1980er und 1990er Jahren beruht.

Dort heißt es unter anderem in Article X: "For the purpose of ensuring verification of compliance with the provisions of this Treaty, each Party undertakes not to interfere with the national technical means of verification of the other Party operating in accordance with this Treaty." (Um die Überprüfung der Einhaltung der Bestimmungen dieses Vertrags zu gewährleisten, verpflichtet sich jede Vertragspartei, die in Übereinstimmung mit diesem Vertrag betriebenen innerstaatlichen technischen Überprüfungsmittel der anderen Vertragspartei nicht zu beeinträchtigen.) Also auch die Kontrolle über die atomwaffenfähigen Bomber via Satellit.

Artikel X präzisiert zudem: "Each Party undertakes not to use concealment measures that impede verification by national technical means of compliance with the provisions of this Treaty." (Jede Vertragspartei verpflichtet sich, keine Verdeckungsmaßnahmen anzuwenden, die die Überprüfung der Einhaltung der Bestimmungen dieses Vertrags durch innerstaatliche technische Mittel behindern.)

Somit soll sichergestellt werden, dass die Gegenseite jederzeit über die Anzahl, den Aufenthaltsort der bomber informiert ist und auch kontrollieren kann, ob Bomber womöglich mit Waffen bestückt werden. Dass dies durch Hangars oder andere Schutzvorrichtungen nicht mehr möglich wäre, erklärt sich von selbst.

Gegenseitige Kontrolle nun obsolet?

"New Start" galt ursprünglich bis 2021, wurde aber um fünf Jahre bis Anfang 2026 verlängert. Im Februar 2023 wurde das Abkommen dann schließlich von Russland suspendiert, allerdings ließ das russische Außenministerium verlauten, dass man sich weiter an die Bestimmungen, darunter die Begrenzung atomarer Trägersysteme halten würde und auch die USA weiterhin über die Verlegung von russischen Atomstreitkäften informieren würde, "um Fehlalarme zu verhindern". Der nun durchgeführte ukrainische Angriff könnte also dazu führen, dass Russland von diesen Offenlegungsvereinbarungen abrückt und somit die Gefahr von "Missverständnissen" wieder deutlich zunimmt.

Damit dürften dann letzten Endes auch die USA wenig Freude haben. Der Vorwurf Trumps an Selenski im Oval Office, als er dem Ukraine-Machthaber entgegenhielt:  "Sie zocken mit den Leben von Millionen von Menschen, sie zocken mit der Gefahr eines 3. Weltkrieges" - Der Status berichtete -, könnte seit Sonntag ein ganzes Stück nähergerückt sein. Für einen Propagandacoup ein hoher Preis.

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