Schock-Studie

Teuerungen: Arme Familien müssen zwischen Essen und Heizen wählen

Politik
Bild: Freepik

Eine Umfrage der Volkshilfe und der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zeigt, dass die aktuellen Krisensituationen immer mehr Menschen in die Armut abrutschen lässt. Und dadurch werden die selbstverständlichsten Dinge, wie eine warme Wohnung oder ausreichend zu essen, zunehmend zu einem unleistbaren Luxus.

In der Umfrage "Multiple Belastungen von Armut betroffener Familien" wurden 103 Familien in ganz Österreich befragt, die schon zuvor an dem Projekt "Existenzsicherung für armutsbetroffene und armutsgefährdete Kinder und Jugendliche in der Pandemie" der Volkshilfe Österreich teilgenommen hatten.  Dabei leben 34 Prozent von ihnen in Wien und 64 Prozent in einer der Landeshauptstädte. Die durchschnittliche Größe pro Haushalt betrug 4 Personen. 38,8 Prozent der 103 Haushalte bezogen auch die bedarfsorientierte Mindestsicherung.

Winterkleidung in der Wohnung

Dabei zeigte sich, dass dreiviertel der Haushalte ihren Kindern wärmere Kleidung, teils auch Straßenwinterkleidung anzogen, um sie in der Wohnung vor Kälte zu schützen. Auch gaben die Befragten an, dass sie die Kinderzimmer sehr häufig mehr oder teilweise nur als einzigen Raum in der Wohnung heizten. Ebenso wurde über prekäre Wohnverhältnisse berichtet. 80 Prozent gaben zwar an, dass die Wohnung die Voraussetzungen erfülle, die Kinder vor Kälte zu schützen, bei genauerer Nachfrage stellten aber zwei Drittel Mängel dar, die eben dieses Unterfangen einschränken würden.

Dazu heißt es in der Studie: "Ein Drittel der Befragten gab an, dass ihre Fenster undicht seien. In einem Viertel der Wohnungen ist es feucht, es zieht, es gibt Schimmel und der Boden ist kalt. Auch beobachtet ein Viertel der Befragten, dass die Heizung energieintensiv ist, und 13 Prozent nehmen ihre Wohnung als sanierungsbedürftig wahr."

Raus zum Aufwärmen

Bei der Erhebung gaben zudem ein Viertel der Befragten an, dass sie den öffentlichen Raum nutzen würden, um der Kälte daheim zu entkommen. So sind Einkaufszentren oder auch Lokale teilweise ein Zufluchtsort, um sich aufzuwärmen. Ähnliches wurde schon vor Monaten aus Großbritannien berichtet, wo aufgrund der hohen Energie- und Lebenserhaltungskosten Fast Food-Restaurants als Wärmestuben und Aufenthaltsorte zum Waschen zunehmend an Beliebtheit gewannen.

Insgesamt werden von fast allen die steigenden Kosten als besorgniserregend wahrgenommen. Genauer befragt, gaben je 72, 47 und 44 Prozent der Befragten an, dass ihnen steigende Kosten für Essen, Fortbewegung und die Schule Sorgen bereiten würden. Allerdings ist die Befragung nicht repräsentativ. Dafür machen die Studienautoren neben der Schwierigkeit, Personen aus den betroffenen Bevölkerungsgruppen zu erreichen, auch teilweise Sprachschwierigkeiten verantwortlich.

Kritik an Regierung

Für FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch zeigt die Studie, dass ÖVP und Grüne nichts gegen Inflation, Energiekosten und hohe Lebensmittelpreise unternehmen, obwohl sie es könnten. "Bereits 2021 waren in Österreich rund 368.000 Kinder von Armut betroffen, was sich aber jetzt in den heimischen Wohnungen abspielt, lässt erschaudern. Kein Geld fürs Heizen und damit Schimmel an den Wänden, Anorak statt Pyjama und Aufwärmen im Einkaufszentrum. So sieht die Situation vieler Familien aus, wenn man einer aktuellen Studie folgt", kritisiert sie und sieht mehr als 70 Jahre Aufbau und soziale Sicherheit durch die Chaosregierung vernichtet.

Auch SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch hält mit Kritik an der Regierung nicht zurück: "Die Regierung setzt mittlerweile anderthalb Jahre auf eine falsche Politik, auf eine Politik der Einmalzahlungen. Diese Politik vereint das Schlechteste aus allen Welten. Einmalzahlungen verpuffen, sind nicht treffsicher, kosten viel Geld, senken aber keinen einzigen Preis und Erhöhen am Ende außerdem die Inflation. Darunter leiden besonders armutsgefährdete Familien und Haushalte."

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