RTL-Talk: Scholz erklärt Vater der getöteten Ann-Marie sein 'Mitgefühl'

In der Sendung RTL Direkt: Am Tisch mit Olaf Scholz spricht der Bundeskanzler am 8. Oktober über Messer- und Migrantengewalt. Mit am Tisch: Michael Kyrath, Vater der Anfang 2023 von Ibrahim A. erstochenen Ann-Marie (†17). Die Konfrontation zeigt: Die Ampel regiert auf ganz dünnem Eis.
Gastartikel von Johann Leonhard
Michael Kyrath muss die deutsche Bundesregierung und Kanzler Scholz in Angst und Schrecken versetzen. In seiner Trauer hat der 49-jährige Vater die gesamte deutsche Bevölkerung im Rücken. Er musste seine Tochter beerdigen, weil die Grenzen weiterhin offen stehen und Straftäter nicht abgeschoben werden. Seine Kritik wiegt schwer. Niemand wagt es, ihn für seine Worte in die rechte Ecke zu stellen – das ist ein Novum in Deutschland.
Kyrath hat damit eine Schneise geschlagen, die für die Bundesregierung zunehmend zur Gefahr wird. Scholz weiß das ganz genau. Im Format „Night-Talk“ des AfD-Politikers Petr Bystron erhielt Michale Kyrath kürzlich Gelegenheit, seine Geschichte ausführlich zu erzählen. Die Schilderungen des Vaters gehen einem ans Herz – und der Regierung an die Gurgel. (Hier geht’s zum Video)
Michael Kyrath (49) spricht bei RTL über den Tod seiner Tochter Ann-Marie (17), die bei der schrecklichen Messerattacke von Brokstedt (Schleswig-Holstein) starb. Bundeskanzler Scholz wirft er vor, nicht genug zum Schutz vor Angriffen wie diesem zu tun.https://t.co/1XRkknmH9U pic.twitter.com/kbHAiFjzQe
— Sven Hartmann (@Hartman0049) October 9, 2024
Größere Bekanntheit erlangte Michael Kyrath, nachdem er Anfang Oktober einen offenen Brief an den Grünen-Minister Cem Özdemir veröffentlichte. Özdemir hatte in einem Betrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung empört über die Belästigung seiner Tochter durch migrantische Jugendliche während eines Ostsee-Aufenthalts berichtet. Sie sei „unangenehm begafft oder sexualisiert“ worden, so der Minister wörtlich.
Kyrath hatte den Beitrag zur Kenntnis genommen, wunderte sich aber über den plötzlichen Sinneswandel des Ministers. Jetzt, wo die eigene Tochter betroffen ist, fordert Özdemir plötzlich eine Wende in der Migrationspolitik? In Kyraths offenem Brief stellt er klar: „Vor Kurzem wären solche Forderungen in Ihren Augen noch rechtsradikal und damit indiskutabel gewesen.“ Er fügt hinzu: „Willkommen in der realen Welt der normalen Bürger, Herr Minister!“
Abreibung für Özdemir
In seinem bewegendem Brief legt er die Verlogenheit der deutschen Asyl- und Migrationspolitik schonungslos offen. Keiner von Özdemirs grünen „Parteifreunde“ habe nach dem Mord an seiner erst 17-jährigen Tochter Ann-Marie irgendwelche Worte des Mitgefühls ausgesprochen. Im Gegenteil sei er durch die Politik gewarnt worden: „Man hat uns wissen lassen, wir sollten darauf achten, dass der Mord an unserer Tochter nicht von Rechtsradikalen missbraucht wird!“
Der Empörung des Grünen-Politikers hält er entgegen: „Im Gegensatz zu Ihrer Tochter, lieber Herr Özdemir, kommt unsere Tochter nicht mehr nach Hause!“ Mittlerweile stehe Kyrath mit 300 Eltern in Kontakt, die alle in den letzten fünf Jahren ihre Kinder verloren haben. Immer waren Migranten, die Täter. Fast immer kam ein Messer zum Einsatz. Für die Regierung seien diese schrecklichen Schicksale aber nach wie vor „Einzelfälle, unbedeutend, unbequem, unangenehm“, so Kyrath.
Er schreibt: „Über 300 ermordete Kinder und kein Aufschrei der verantwortlichen Politiker, auch nicht von Ihnen, Herr Özdemir! Und jetzt melden Sie sich zu Wort. Jetzt betrifft es Sie plötzlich persönlich, weil es um ihre Tochter geht. Wäre Ihnen diese Erkenntnis früher gekommen und hätten sie etwas unternommen, könnten viele unserer Kinder noch leben.“
Schlagabtausch mit dem Asyl-Kanzler
„Was kann man tun, damit es sicherer wird“ in Deutschland? Auf diese Frage soll Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jetzt Antworten geben. Die RTL-Talkrunde setzt ihn am 8. Oktober auf den heißen Stuhl. Im Gegenüber sitzt Michael Kyrath. Und dem ist das Unbehagen bei Scholz Ausführungen förmlich anzusehen. Ibrahim A., der seine Tochter auf dem Gewissen hat, war ein abgelehnter Asylbewerber. Er stach Anfang 2023 in einem Regionalzug bei Brokstedt (Schleswig-Holstein) ohne Vorwarnung 38 Mal auf sie und ihren Freund Denny ein. Sie waren auf dem Heimweg von der Schule und frisch verliebt.
Wenige Tage vor der Tat hatte der „staatenlose“ Palästinenser noch in Untersuchungshaft gesessen. Sein Vorstrafenregister spottet jeder Beschreibung. Das Leben seiner Tochter hätte gerettet werden können, wenn Scholz und die deutschen Behörden ihren Job gemacht hätten. Er sei „total erschüttert“ gewesen über das Verbrechen, sagt Scholz. Zur Trauerkundgebung für die Getöteten sei „extra hingefahren“. Mit Blick auf den Täter – der zwischenzeitlich eine lebenslange Haftstrafe erhalten hat – müsse „hart mit den Möglichkeiten, die das Strafrecht bietet, agiert werden“, erklärt der Kanzler weiter. Dann fügt er hinzu: „Aber Trost bietet das glaube ich nie.“
Als der SPD-Politiker im Zuge seiner Beileidsbekundung vom Schicksal der „jungen Leute“ spricht, wird Kyrath ärgerlich. „Es geht hier nicht um Leute, es geht um Menschen und die hießen Ann-Marie und Denny. Es sind nicht ‚Leute‘, irgendwelche ‚Leute‘…", erklärt der trauernde Vater bitter.
„Immer dieselben Floskeln“
Was Kyrath in der Konfrontation mit Scholz deutlich macht: dass ihm die Worthülsen der Politik zum Halse heraushängen. „Es ist immer dasselbe Täterprofil, es ist dasselbe Tatwerkzeug, es ist nahezu derselbe Tathergang, es sind nahezu dieselben Tatmotive und es sind am Ende jeder Tat dieselben Floskeln, die wir von der Politik seit Jahren hören und es ändert sich gar nichts." Konkrete Antworten bleibt Scholz samt und sonders schuldig. Außer großen Worten des Mitgefühls hat er nichts anzubieten. Es könne sich „niemand erklären“, so Scholz, warum im Fall Ibrahim A. „nicht das Richtige gemacht worden ist“, sagt er, und verweist auf „Informationsdefizite“ zwischen den zuständigen Behörden, die Kyraths Tochter das Leben gekostet haben.
Alle Formulierungen des Kanzlers bleiben weich und vage. „Wir müssen mutiger sein, auch bei der Rechtsprechung, auf bestimmte Straftaten hart zu reagieren“, sagt er. Im Falle des Messerstechers von Brokstedt, der neben Ann-Marie und Denny fünf weitere Menschen teils schwer verletzte, wäre aus seiner Sicht auch eine „Sicherheitsverwahrung“ nach der Haft angemessen gewesen. Scholz „hoffe“, dass die Gerichte „diese Möglichkeiten öfter prüfen als sie das heute tun“. Das sei, wie er anfügt, auch „mit dem Grundgesetz vereinbar“.
„Straftäter, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben“, müssten laut Scholz in Zukunft „schnell, zügig und so sehr, wie wir das können“ zurückgeführt werden. Auch hier ist die Ohnmacht kaum zu überhören. Er habe sich „so viel Mühe gegeben“, nun auch Rückführungen von Straftätern nach Afghanistan durchzusetzen. Ob demnächst weitere Abschiebeflüge in Richtung Afghanistan geplant sind? Kann er nicht sagen.
„Sie haben keine Kinder, Sie können sich das nicht vorstellen.“
Ein Satz, der im Zuge der Sendung für Tumulte hätte sorgen müssen, bleibt unwidersprochen: „Wer eine solche Straftat begeht, hat auch sein Schutzrecht in Deutschland verwirkt, selbst wenn er es vorher berechtigt bekommen hat.“ Der Asylantrag des Täters von Brokstedt wurde aber schon Mitte 2016 abgelehnt. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach wegen Diebstahls verurteilt worden war, erhielt er jedoch „subsidiären Schutz“ – und konnte seine kriminelle Karriere in der Folge ungestört fortsetzen. Deutlicher kann man das Versagen der Politik nicht mehr beschreiben.
Als Scholz seine Ausführungen beendet hat, erhält Kyrath endlich das Wort – und spricht das aus, was unzählige Menschen in diesem Land denken: „Seit Jahren höre ich, wir müssen drüber sprechen, wir müssen diskutieren, wir planen, wir versuchen, in die Wege zu leiten. Mit reden kommen wir glaube ich nicht mehr weiter. Es wird Zeit, dass wir langsam anfangen zu handeln – und zwar dringend anfangen zu handeln.“
Kyrath hat seine Hausaufgaben gemacht: „Herr Scholz, wir haben jeden Tag zwischen 24 und 32 Messerattentate in Deutschland“, sagt er und holt Luft. „Viele davon enden tödlich und jeden Tag, wo wir weiter diskutieren, sterben Menschen, es sterben Kinder. Es sind dort Eltern, die am Grab oder am Sarg ihrer Kinder stehen, ihrem Kind das letzte Mal im eigenen Leben die Hand streicheln und diese Hand ist eiskalt. Sie haben keine Kinder, Sie können sich das nicht vorstellen.“ Es gehe, so Kyrath, gar nicht mehr nur darum, ob und wie man Menschen abschieben könne, sondern um die Frage: „Dürfen sie überhaupt ins Land?“ Auch auf diese Frage weiß Scholz keine Antwort.
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