Pietätlose Aktion

Rohe Sitten in Frankreich: Linke feiern Tod von Jean-Marie Le Pen (96)

Politik
JMLP: Marie-Lan Nguyen, Wikimedia Commons, CC BY 2.5; Screenshot: X; Komposition: Der Status.

Normalerweise gilt es als Frage des Anstandes, auch bei seinen politischen Gegnern zumindest bis nach dem Ende der Trauerphase zu warten, ehe man sich negativ über sie äußert. Doch in Frankreich sind linke Demonstranten in Feierlaune, weil der Rechtspolitiker Jean-Marie Le Pen - Vater der heutigen "Rassemblement National"-Chefin Marine Le Pen - am Dienstag im hohen Alter von 96 Jahren starb. Eine ungustiöse Geisteshaltung gegenüber einem Mann, der polarisierte, aber stets wie ein Löwe für seine Überzeugungen kämpfte.

"Urvater" der französischen Rechten

Sieben Jahrzehnte lang prägte Jean-Marie Le Pen maßgeblich die politische Landschaft Frankreichs mit. Der Veteran des Algerienkrieges war in den 50er-Jahren einst jüngster Abgeordneter im französischen Parlament, damals für eine populistische Kleinpartei. Doch sein persönlicher Siegeszug sollte mit der Gründung des "Front National" im Jahr 1972 beginnen. Was als Kleinpartei ohne Geld und One-Man-Show begann, führte ihn selbst einst in die Präsidenten-Stichwahl. Inzwischen ist die Partei unter dem neuen Namen "Rassemblement National" unter der Parteiführung seiner Tochter die stimmenstärkste Partei der "Grande Nation".

Er galt gleichermaßen als streitbar wie charismatisch und scharte bei aller Polarisierung die Menschen um sich. Über Jahrzehnte gehörten mit Alain Delon und Brigitte Bardot zwei der berühmtesten Schauspieler des Landes zu seinem engeren Freundeskreis. Mit pointierten Aussagen hielt er sich im Gespräch. Etwa: "Als sie Johanna von Orleans fragten, weshalb sie als Christin die Briten nicht liebe, antwortete sie: Ich liebe sie ja, aber in ihrem Heimatland. Genauso hassen wir die Türken nicht, wir lieben sie bloß in ihrem Land." Als er vor 20 Jahren zu viele Migranten in der Fußball-Nationalmannschaft witterte, die nicht die Hymne sangen, hasste ihn die Presse, aber viele Franzosen stimmten zu.

Pointiert, kompromisslos, wortgewaltig

Er nahm sich nie ein Blatt vor den Mund. Obwohl ihn der Anschlag auf eine Satire-Zeitschrift nicht kalt ließ, wollte er sich nicht für die allgemeine Stimmung vereinnahmen lassen: "Es tut mir leid, ich bin nicht Charlie. […] Ich fühle mich keineswegs dem Geist von Charlie verbunden. Ich werde nicht kämpfen, um den Geist von Charlie zu verteidigen, der ein anarchisch-trotzkistischer Geist ist, der die politische Moral zersetzt.“ Bei manchen Themen, etwa seiner Interpretation der französischen und europäischen Geschichte, wirkte er freilich mit zunehmendem Alter "aus der Zeit gefallen", manche Standpunkte hierzu genießen in der heutigen Rechten auch keinen Konsens mehr.

Andere Aussagen wirkten etwa geradezu prophetisch: "An dem Tag, an dem wir in Frankreich nicht mehr fünf, sondern 25 Millionen Muslime haben, werden sie es sein, die Befehle erteilen. Und die Franzosen werden dicht an den Mauern entlanglaufen und mit gesenktem Blick von den Gehsteigen heruntertreten. Wenn sie es nicht machen, wird man ihnen sagen: 'Warum siehst du mich so an? Suchst du Streit?' Und Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich zu verziehen, andernfalls bekommen Sie eine Abreibung." Für diese Aussage wurde er vor 20 Jahren zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt.

Hartes Brot ist nicht hart, der Verlust der eigenen Identität hingegen sehr wohl:

Gespaltenes Land verliert seine Tugenden

Auf die alten Tage verstieß ihn letztlich seine Tochter Marine, seine Nachfolgerin als Parteichefin. Etwas, das er, der in den 70er-Jahren aufgrund der Kaschierung einer alten Verletzung als "Mann mit der Augenklappe" bekannt war - stoisch hinnahm, indem er lediglich deren Kurs der "Entteufelung" kritisierte, aber kein schlechtes Wort über seine Familie verlor. Ein ständiger Reibebaum blieb er über Jahrzehnte jedenfalls beim politischen Gegenüber. Er konnte mit dem Fehdehandschuh dabei ebenso umgehen wie hart in der Sache kontern. Das machte ihn zeitlebens vom Gegner gehasst und gefürchtet, aber für seine Kompromisslosigkeit auch insgeheim respektiert.

Doch längst ist Frankreich ein gespaltenes Land, in dem der Voltaire'sche Grundsatz, am Ende doch für das Recht des Andersdenkenden auf seine freie Meinung zu kämpfen, massiven Schaden genommen hat. Auf den Notstand des Sozialisten Hollande folgten die Notstände unter dem WEF-Globalisten Macron. Der eine Teil des Volkes brach aus dem "republikanischen Konsens" nach links weg - oftmals jene im urbanen Raum, oft mit Migrationshintergrund. Der andere Teil wandte sich dem RN zu - oftmals die Landbevölkerung in der "France périphérique". Die Lager sind unversöhnlich - und während die Rechten alte französische Tugenden schätzen, verachtet die andere Seite sie.

Rechte Nachrufe auf Jean-Marie Le Pen würdigen ihn u.a. als "unbeugsam":

Linke feiern Tod überschwänglich

Einblicke in diese Geisteshaltung lieferten die Szenen vom Place de la République in Paris. Nach dem Bekanntwerden des Todes von Jean-Marie Le Pen feierten Linke dort. Lachend, hüpfend, tanzend und Regenbogen-Flaggen schwingend skandierten sie: "Er ist tot! Er ist tot!" Sie warten nicht die Trauerphase ab, sondern jubilierten über den Tod eines politischen Gegners nach schwerer Krankheit im biblischen Alter von 96 Jahren, als hätte gerade ihre liebste Fußballmannschaft die Champions League gewonnen.

Es sind Szenen der Verrohung, veranstaltet von jenem Lager, das normalerweise die Menschlichkeit und den Anstand für sich beansprucht. Und es blieb nicht der einzige Ausfall: Denn nach den Feiern stellte sich heraus, dass sogar mit aufgesprühten Parolen zur Steinigung seiner Tochter Marine sowie seiner Enkelin Marion aufgerufen wurde. Auch Letztere ist seit Jahren in der französischen Rechten politisch aktiv.

+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten