Pistorius: Jetzt nützt uns eine Wehrpflicht gar nichts, aber später dann...

Nach den neuesten Aufrüstungsbeschlüssen der NATO braucht Deutschland geschätzt mindestens 60.000 aktive Soldaten mehr. Wie genau dies allerdings gehen soll, ist noch unklar. In der politischen Debatte zeigt sich allerdings, dass man wiedereinmal den Bürger für dumm zu verkaufen sucht. So schließt die SPD zwar derzeit eine Dienstpflicht aus, aber die Gründe dafür sind mangelnde Kapazitäten. Sobald diese vorhanden sind, dürfte es mit Freiwilligkeit vorbei sein.
Sieben weitere Brigaden soll die Bundeswehr für die NATO bereitstellen. Dies erfordert eine ordentliche Aufstockung an Soldaten. Derzeit sind rund 182.000 Soldaten bei Truppe - auch wenn die Verwendung nicht immer den Zielen der "Kriegstüchtigkeit" enspricht. Älteren Plänen zufolge sollte die Stärke auf 203.000 Mann anwachsen. Doch dies reicht nun bei weitem nicht mehr aus. "Die Zahl 203.000 können wir nach der Festlegung der Fähigkeitsziele vergessen", so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nach der Festlegung der neuesten NATO-Ziele gegenüber Medien. Zwar legt er sich nicht auf eine neue Sollstärke der aktiven Truppe fest, aber Verteidigungsminister Boris Pistorius nannte zuletzt einen zusätzlichen Bedarf von 50.000 bis 60.000 Soldaten.
Geschacher um die Wehrpflicht
Dabei soll auch die "neue" noch freiwillige Dienstpflicht helfen. Doch aufgrund der Vorgaben sind die rund 10.000 Freiwilligen pro Jahr zu wenig. Und die SPD macht deutlich, mit ihr wird es derzeit keine Wehrpflicht geben. "Nicht in dieser Legislaturperiode", so SPD-Fraktionschef Matthias Miersch, denn es sei auch im Koalitionsvertrag festgelegt, dass man auf Freiwilligkeit setze. Doch dies scheint nichts als vorübergehende Spiegelfechterei mit der Union zu sein, deren Vorsitzender des Verteidigungsausschusses Thomas Röwekamp bereits eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen befürwortet. Zwar erklärt auch Pistorius derzeit lang und breit immer etwas von Freiwilligkeit, aber deren Ende dürfte bereits feststehen - was ein Video des Verteidigungsministers zeigt.
Boris Pistorius spricht von 50.000 bis 60.000 zusätzlichen Bundeswehrsoldaten, die Deutschland unter den neuen Nato-Anforderungen stellen muss. Das will er weiterhin ohne eine Wehrpflicht erreichen. pic.twitter.com/b5zNT3EMmu
— Rixa Fürsen (@rixa_fursen) June 5, 2025
Derzeit ohnehin nicht die Kapazitäten...
In diesem Video, welches etwa auf X geteilt wird, erklärt Pistorius, dass sich die Frage stellt, ob der neue "Wehrdienst" - der auf Freiwilligkeit beruht - ausreicht. Zugleich setze man aber auf einen Aufbau der Kapazitäten. "Ich kann es immer nur wiederholen: Uns nützt eine Wehrpflicht JETZT gar nichts, weil wir die Kapazitäten weder in den Kasernen noch in der Ausbildung haben. Deshalb müssen diese Kapazitäten aufwachsen. Bis dahin gilt Freiwilligkeit", so Pistorius. Danach könne diese noch weitergelten, wenn man als Arbeitgeber Bundeswehr attraktiv genug sei und ausreichend junge Männer und Frauen angeworben habe. Dies sei das Ziel, aber, so lässt er bereits durchblicken, reicht es nicht, kommt ein Pflichtdienst.
Mit Freiwilligkeit Pflicht vorbereiten
Deutlicher drückt es Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes Oberst André Wüstner aus. Zwar könne man auf Freiwilligkeit setzen, wenn es funktioniert sei gut, aber man sollte jetzt schon die Weichen für die Wehrpflicht zu stellen. "Bedeutet, dass bereits jetzt Kasernen gebaut, Bekleidung, Waffen und Gerät beschafft und das Personalmanagement für das eventuelle Umschalten der Regierung vom Modus ,Freiwilligkeit’ zu ,Pflicht’ vorbereitet wird", so Wüstner. Dazu müsse auch das alte Ziel, für 2031 bei 203.300 Soldaten vorgezogen werden, dies müsse schneller geschehen. Denn man wisse auch nicht, ob das jetzige neue Ziel bis 2035 dann 260.000 Soldaten zur Verfügung zu haben, nicht noch aus Gründen der Abschreckung beschleunigt werden müsse. Ordentliche Planung mag zwar wichtig sein, aber die Zeichen stehen wohl auf Wehrpflicht. Wobei sich noch eine Frage stellt: Wieso sollte Russland eigentlich dem jahrelangen Treiben um Aufrüstung, immerhin sehen die Pläne fast eine Dekade vor, tatenlos zuschauen ohne vorher loszuschlagen, wenn es wirklich das Ziel des Kremls ist, Europa und NATO-Staaten anzugreifen?
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