Oberst Reisner zu Russland-Ukraine: 'Westliche Waffensysteme nicht mehr so wirksam'
Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie gab jüngst ein Update zur Situation in der Ukraine aus Sicht des österreichischen Bundesheers. Er erklärte, warum die Ukraine ohne massive Hilfe des Westens überhaupt keine Chance hat. Und er räumt mit Mythen angeblicher russischer Rückständigkeit auf. Russland habe durch moderne Technologien die Wirksamkeit westlicher Waffensysteme zum Teil von 90 auf 6 % reduziert.
Gescheiterte Sommeroffensive der Ukraine
Der Konflikt bestehe nicht erst seit 2022, sondern habe bereits 2014 begonnen, erklärte Oberst Reisner im Rahmen eines Vortrags an der diplomatischen Akademie in Wien am 3. Oktober. Es handle sich um einen langanhaltenden Konflikt und um kein kurzzeitiges Phänomen: "Wenn wir noch weiter zurückblicken, muss man die Orangene Revolution von 2004 ebenfalls mit einbeziehen. Das heißt, der Konflikt dauert faktisch schon fast 24 Jahre an." Der Abnutzungskrieg entwickle sich "zunehmend zu Ungunsten der Ukraine", so Reisner. Er sprach auch von einer gescheiterten Sommeroffensive der Ukraine.
Ukraine kann Hälfte ihres Strombedarfs im Winter nicht decken
Das habe weiteren Aufwind in Russland erzeugt. Die russischen Streitkräfte seien wesentlich aufgestockt worden: „Momentan sprechen wir davon, dass ungefähr ca. 650.000 Mann im Einsatz sind, das ist fast das Zweieinhalbfache von dem, mit dem sie einmarschiert sind.“ Allerdings habe die Ukraine auch einen Erfolg zu verzeichnen: „Die Ukraine hat es geschafft, die Russen aus dem westlichen Schwarzen Meer zu vertreiben.“
Trotz westlicher Unterstützung steht es schlecht um die Versorgungslage in der Ukraine. Reisner führt die Munitions- und Energiekrise als ernsthafte Bedrohung an. Er schildert: „Die Ukraine hat einen Bedarf von 18 Gigawatt Strom für den Winter und kann zurzeit nur 9 Gigawatt produzieren.“ In der Versorgung mit Munition ist die Ukraine wesentlich unterlegen: „Auf jede einzelne ukrainische Granate kommen mittlerweile 10 bis 12 russische.“
Russland unterschätzt: Westliche Waffensysteme elektronisch unterlegen
Im westlichen Mainstream bisher unbekannt: Laut Reisner ist Russland in der "elektronischen Kriegsführung" besonders fortschrittlich. Und die Russen seien äußerst "anpassungsfähig". Vor allem Russlands Vermögen, "das elektromagnetische Feld zu dominieren", hob Oberst Reisner hervor. Das würde westlichen Waffensystemen, wie etwa der GPS-gesteuerten Excalibur-Artilleriemunition die Effektivität nehmen: "Die Trefferwahrscheinlichkeit dieser Granaten ist von 90-95 % auf etwa 6 % gesunken. Dies zeigt, dass viele westliche Waffensysteme nicht mehr so wirksam sind, wie sie es in früheren Konflikten waren." Russland verfügt übrigens über sein eigenes Geo-Tracking-System als Alternative zu GPS: "GLONASS". Reisner beschreibt, dass Russland unterschätzt wurde:"Die westlichen Waffensysteme treffen ihre Ziele nicht mehr, und das war eine böse Überraschung für viele.“
"Fühlt sich wie ein Dammbruch an"
Technologischer Gleichstand scheint in der Drohnenführung gegeben. Der Einsatz von Drohnen habe zu einer "Pattsituation" geführt, erklärt Reisner. Sie zeige sich darin, dass jede Seite wisse, was die andere tut. Ein positives Resümee hat Reisner für die Ukraine nicht: „Wir sind mittendrin in diesem elenden Krieg, der sich zunehmend wie ein Dammbruch anfühlt.“
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