Krieg schnell beenden: Mehrheit der Ukrainer will über Frieden verhandeln
In den westlichen politischen Hinterzimmern und den gutgeheizten Redaktionsstuben wird Putins Russland nahezu täglich besiegt und der große Sieg der Ukraine im Krieg propagiert. Doch an der Lebenswirklichkeit und den Wünschen der Ukrainer, als jenen, die es direkt betrifft, geht dies völlig vorüber. Denn aktuellen Umfragen zufolge, verliert die Selenski-Regierung zunehmend Rückhalt und die Mehrheit der Ukrainer ist für baldigen Frieden.
Verhandlungs- statt Siegfrieden
Seit Kriegsbeginn 2022 hat sich die Einstellung der Ukrainer zu dem Konflikt massiv gewandelt. Waren es 2022 noch 73 Prozent der Bürger des Landes, die sich dafür aussprachen, bis zum Sieg zu kämpfen, ist nun nach über 1.000 Tagen Krieg mit 52 Prozent eine Mehrheit der Ukrainer der Meinung, dass ihr Land so bald wie möglich ein Ende des Krieges aushandeln sollte. Dies geht es aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinsitutes Gallup hervor.
Nur noch ein reichliches Drittel (38 Prozent) glaubt, dass man um jeden Preis bis zum Sieg weiterkämpfen sollte. Diese Entwicklung zeichnete sich auch schon 2023 ab, wo die Unterstützung für einen Kampf bis zum Sieg bereits auf 63 Prozent gesunken war, aber noch mehr als doppelt so hoch war wie jetzt. Damals waren es auch nur 27 Prozent, die einen Verhandlungsfrieden befürworteten. Nach weiteren verlustreichen Monaten ohne ernsthafte eigene Fortschritte, hat sich das Blatt nun aber gewendet.
Landesweite Unterschiede
Bisher waren es vor allem die vom Krieg betroffenen Regionen im Osten und Süden - ausgenommen der von Russland kontrollierten Gebiete, deren Bevölkerung nicht an der Umfrage teilnahm - die sich am wenigsten für einen Kampf bis zum Sieg ausgesprochen hatten, auch wenn im Jahr 2022 diese ihn noch mit 63 bzw. 61 Prozent unterstützt hatten. Nun allerdings hat laut Gallup die Zustimmung in sämtlichen Regionen, unabhängig davon, ob sie naher der Front liegen oder nicht, deutlich abgenommen und kommt nirgends mehr über 50 Prozent.
Die größten Rückgänge für eine Unterstützung des Kampfes gab es dabei in Regionen, die weit von der Front entfernt sind, darunter Kiew mit minus 39 Prozent und der Westen des Lands mit minus 40 Prozent. Im Osten des Landes, welches von dem Konflikt stärker betroffen ist, wollen mehr als doppelt so viele Menschen, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird (63 Prozent) und nicht weitergeht (27 Prozent). Zudem ist auch inzwischen ein großer Teil der Ukrainer, die sich für einen schnellen Frieden aussprechen im Gegenzug auch bereit, Gebiete abzutreten.
Selenskis sinkender Stern - und Frieden durch wen?
Bei der Frage, welche ausländischen Mächte bei der Herbeiführung der Friedensverhandlungen helfen sollten, präferierten die friedensbereiten Ukrainer noch im Oktober mit 70 Prozent die Staaten der EU und mit 63 Prozent Großbritannien vor den USA unter Harris (54 Prozent) oder Trump (49 Prozent). Befragt nach der Zustimmung und dem Vertrauen in die Regierung, wurde auch ein deutlicher Vertrauensverlust deutlich. So ist laut einer anderen Gallup-Umfrage das Vertrauen der Ukrainer in ihre Regierung von rund 60 Prozent zu Kriegsbeginn 2022 über nur noch 47 Prozent im Jahr 2023 auf nurmehr 28 Prozent gefallen.
Die Zustimmung zu Machthaber Wolodymyr Selenski fiel ebenfalls deutlich von rund 80 Prozent zu Beginn des Krieges auf nur mehr 60 Prozent und ist damit ähnlich groß wie der Vertrauensverlust in die Regierung. Am deutlichsten ist der Absturz in denen in Frontnähe liegenden östlichen Regionen des Landes von 84 Prozent im Jahr 2023 auf nun 56 Prozent. Weiterhin hoch bleibt allerdings im gesamten Land trotz der überschaubaren Erfolge am Schlachtfeld das Vertrauen in das Militär mit 92 Prozent. Und, angesichts der Korruption überrachenderweise auch in das Finanzsystem mit 62 Prozent, welches somit sogar mehr Vertrauen genießt als Selenski.
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