Ausgelagerter 'Patriotismus'

Kiew, du fremde Heimat: NEOS-Politiker irritiert in Ukraine-Tracht

Politik
Ukraine-Flagge: Freepik; Bildzitat: X/Helmut Brandstätter; Komposition: Der Status.

Immer wieder lässt NEOS-Politiker Helmut Brandstätter ernsthafte Zweifel daran aufkommen, ob er nun wirklich für Österreich im EU-Parlament sitzt - oder doch der erste Mandatar der beitrittswilligen Ukraine ist. Es ist nicht das erste Mal, dass dieser durch eine "verhaltensoriginelle" Auslegung der Rolle als "Volksvertreter" breite Kritik auf sich zieht.

NEOS-Politiker posiert in Ukraine-Tracht

An allem Übel der Welt ist Putin schuld, und kein Thema ist wichtiger als die Ukraine: Diesen Eindruck gewinnt man bei einem kurzen Blick auf das X-Profil von Helmut Brandstätter. Der frühere "Kurier"-Chefredakteur sitzt nach einem fünfjährigen Intermezzo im Nationalrat nun für die NEOS in Brüssel. Unter den letzten 20 Tweets bzw. Retweets, die der Politiker allesamt am Donnerstag abschickte, beschäftigten sich gleich 14 mit Russland oder der Ukraine, weitere befürworteten "Regime Change"-Absichten in Weißrussland, Serbien und im Iran. 

Zum Vergleich: Den 80. Jahrestag des österreichischen Staatsvertrages am selben Tag bedachte er nur mit einem einzigen Beitrag. Allerdings natürlich nicht, ohne sich zuerst für die Ukraine in Schale zu werfen. Diese feiert stets am 3. Donnerstag im Mai den "Tag der Wyschywanka". Dabei handelt es sich um traditionelle, ostslawische Stickmuster, die u.a. auf der ukrainischen Volkstracht (aber z.B. auch auf der eigentlichen weißrussischen Flagge) zu finden sind. Und für "Ukraine-Helli" wäre der Tag nicht komplett, ohne sich dieses zünftige Kulturgut selbst "anzueignen". 

Netz lässt kein gutes Haar an Aktion

Doch anders als Brandstätter wohl vermutete, waren die meisten Reaktionen auf seine Kostümparty im Netz weitgehend negativ. So schrieb etwa "Info Direkt"-Chefredakteur Michael Scharfmüller: "Ich glaube, manchmal ist NEOS-Brandstätter traurig, dass er kein Ukrainer ist. Das Eintreten für Volk, Kultur und Heimat scheint ihm Spaß zu machen, solange es nicht sein eigenes Volk, seine eigene Kultur und seine eigene Heimat ist."

Auch der AfD-Politiker Maximilian Krah, der vor seiner Rückkehr in den deutschen Bundestag monatelang als EU-Parlamentarier die Brandstätterschen Mätzchen live miterleben konnte, hatte einen gepfefferten Kommentar auf Lager: "Ist das Ihre ukrainische Mutter auf dem Foto?"

Weitere X-Nutzer wiesen etwa darauf hin, dass die Tracht eines kriegsführenden Landes an einem Gedenktag für das nuetrale Österreich eine darkbar schlechte Wahl ist, zumal Bilder von Brandstätter in Lederhose & Janker eher Seltenheitswert hätten.

Abstimmungsfaul in Brüssel, oft in Kiew

Handelt es sich beim farbenfrohen Foto nur um ein Ablenkungsmanöver? Denn nach der Aufregung über die Luxus-Dienstwagen-Mätzchen von NEOS-Staatssekretär Sepp Schellhorn gerät mit Brandstätter nun das nächste "pinke Aushängeschild" ins Visier kritischer Berichte. So soll dieser mit einer Teilnahme an nur etwa 60% der Sitzungen jener heimische EU-Parlamentarier sein, der sich am Seltensten bei Abstimmungen im Plenum in Brüssel oder Straßburg blicken lässt - alles trotz fünfstelligen Gehaltes.

Vielleicht aber hat die sporadische Beehrung seines Mandat im EU-Parlament auch mit seiner Reisebereitschaft in die Ukraine zu tun. Erst vergangene Woche nahm Brandstätter in Kiew am "Security Forum" teil, das als Motto hatte: "Vereint euch wieder, um den globalen Aggressor zu besiegen". Er forderte dabei dezidiert, dass einfache Russen mit weiteren Sanktionsorgien belastet werden. Zudem möchte er einschlägige Propaganda nach dem Vorbild von Soros-Radiosendern senden lassen.

Brandstätter stets für "Wuchteln" gut

Brandstätter fiel bereits mehrfach mit fragwürdigen Wortmeldungen auf. Nach der zeitweisen Festnahme des nach der annullierten ersten Wahl in Rumänien hoch gehandelten, aber später vom System verhinderten patriotischen Präsidentschaftskandidaten Calin Georgescu drohte Brandstätter, dass man von EU-Seite ähnliche Schritte auch in "anderen Ländern" anstoßen könnte. Zudem behauptete er noch im Oktober 2023 unironisch eine sterile Immunität der Corona-Spritzen.

Für einen handfesten Eklat sorgte Brandstätter einst im Nationalrat, als er FPÖ-Politiker mit absurden Nazi-Vergleichen eindeckte. Peinlich daran: Den von ihm skandalisierten Begriff "Systemparteien" hatte einst auch seine eigene Parteichefin gebraucht. Apropos: In Wien sprach er einst u.a. vor der rot-schwarzen Flagge der OUN, der an Pogromen gegen Polen & Juden beteiligten Organisation von NS-Kollaborateur Stepan Bandera, den Ukrainer bis heute als Volksheld verhren....

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