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SJ Vorarlberg schert aus

Jung-Rote auf Abwegen: SPÖ-Jugend empfiehlt KPÖ-Wahl

Politik
Babler: SPÖ/David Višnjić, CC BY-SA 2.0, Wikimedia Commons; Screenshot: Instagram

Jeder Wahlkampf sorgt auch für Skurrilitäten und Besonderheiten. So ist es dieses Mal die Sozialitische Jugend aus Vorarlberg, der offenbar die gesellschaftlichen Entwicklungen unter dem "Großen Vorsitzenden" der SPÖ, Andreas Babler, zu langsam vorangehen. Denn ganz dem Fortschritt verschrieben, gab man eine Wahlempfehlung für die KPÖ ab. Die Linksabweichler aus dem westlichen Bundesland wurden dafür sofort ausgeschlossen.

Die Aufgaben der Revolutionären Jugend...

Die SPÖ scheint wieder einmal den Anschluss verpasst zu haben. Und Teile der Parteijugend preschen vor. Während sich die Partei "zurückentwickelte" - von der Sozialistischen Partei Österreichs zur Sozialdemokratischen Partei Österreichs ab 1991 - hielt die Parteijugend an den "Idealen der Arbeiterbewegung" und an der Bezeichnung Sozialistische Jugend (SJ) fest. Seither legte man großen Wert darauf, aus "unabhängige" Organisation zu gelten, auch wenn man de facto weiter als Parteijugend auftrat.

Nun nimmt man das Adjektiv wörtlich und geht mit revolutionärem Feuer wie beim alljährlichen SJ-Fackelmarsch voran. Wussten doch schon große Arbeiterführer wie Erich Honecker das Credo "Vorwärts immer, rückwärts nimmer" vorbildlich umzusetzen. Ähnliches dachte man sich wohl bei der SJ Vorarlberg, denn dort gab man auf Instagram eine Wahlempfehlung für die KPÖ für die Nationalratswahl ab. Für Babler, als SJ-Chef einst auch Linksausleger, ist die abtrünnige Ländle-Jugend ein doppelter Schlag ins Gesicht.


(Screenshot Instagram)

Sozialismus dauert lange genug

Dabei ist es wohl dem Sturm & Drang der Jugend geschuldet, dass junge Genossen in Vorarlberg endlich weitere Schritte setzen sollen. Schließlich dauert der Sozialismus schon lange genug und ist im Rahmen der marxistisch-leninistischen Weltanschauung eigentlich auch nur als Zwischenstufe und Übergang nach der Revolution der Arbeiterklasse von der kapitalistischen Gesellschaft hin zum Kommunismus gedacht. Dass Arbeiter heute oft weder SPÖ noch "KPÖ Plus", sondern FPÖ wählen, soll da nicht weiter stören...

Engels spricht in diesen Phasen auch von einem "Absterben" des Staates, oder wie Lenin schreibt, "dass das Proletariat, indem es die Staatsgewalt ergreift, 'den [kapitalistischen] Staat als Staat aufhebt'". Doch dieses Ungestüm der jungen Genossen und ihr Wunsch nach "Fortschritt" wird nicht goutiert. Zu viel revolutionäre Ungeduld käme schließlich Anarchismus gleich, und der bedeutet Unordnung. Aber Ordnung muss sein, nicht nur im Bismarck'schen Sinne, sondern auch bei den Roten.

Parteiausschlüsse folgen

"Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf", verkündete Staatsratsvorsitzender Erich Honecker noch am 14. August 1989. Wobei der Spruch nicht vom saarländischen Dachdeckergehilfen stammt, sondern ohne Beleg manchmal August Bebel zugeschrieben wird, aber zumindest seit den späten 1880er Jahren in der deutschen Sozialdemokratie ein geflügeltes Wort war. Aufgehalten werden nun aber die jungen Genossen der vorarlbergischen SJ.

Immerhin sind es grobe Verstöße gegen die Parteidisziplin. Verraten dürfen Sozialdemokraten schließlich immer nur andere, aber nie eigene Genossen, wollen sie wie in der "Internationalen" die "Stärkste der Partei'n" sein. Der Vorarlberger SPÖ-Landeschef Mario Leitner schreibt auf X: "Wer dazu aufruft, eine andere Partei zu wählen, ist auszuschließen." Dies dürfte alle Vorstandsmitglieder der SJ Vorarlberg betreffen, die den offenbar einstimmigen Beschluss für die KPÖ-Empfehlung getroffen haben.

Babler wohl nicht links genug

Und auch in der Bundes-SJ hat man mit den Linksabweichlern in den eigenen Reihen wenig Freude und auch wenig Verständnis dafür, dass die die junge Garde des Proletariats in Vorarlberg nach einem richtigen Marxisten sehnt, und nicht einen wie Babler, der nur sonntags seiner Lenin-Büste huldigt. Aber die Geschichte der Arbeiterbewegung ist bekanntlich reich an derartigen Abspaltungen.

Auch in der KPdSU gab es Linksabweichler wie Trotzki, Kamenew, Sinowjew und andere, mit denen der Vater der Nationen, der große Führer der Arbeiter der ganzen Welt fertig werden musste. Für den Marxisten Babler sind Querschüsse der Jugend wenige Tage vor der Nationalratswahl natürlich ein Ärgernis. Aber es gibt eine schlechte Werbung: Immerhin ist die SPÖ noch einmal in den Schlagzeilen. Und wenn es mit dem Wahlsieg nicht klappt, hat man die Sündenböcke bereits frei Haus. Freundschaft, Genossen...

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