Fußball als 'Familien'-Affäre: Ex-ÖVP-Chef wird ÖFB-Präsident...

Momentan scheint man absolut keinen Generierer mehr zu kennen, wenn es um die Versorgung ausrangierter ÖVP-Politiker mit einflussreichen Posten geht. Nur kurz, nachdem publik wurde, dass Ex-Kanzler Karl Nehammer eine lukrative EU-Banker-Stelle erhalten soll, darf mit Josef Pröll einer seiner Vorgänger als schwarzer Parteichef künftig die Geschicke beim ÖFB leiten.
Ex-ÖVP-Vizekanzler wird ÖFB-Chef
Es liest sich wie eine schwarze Bilderbuch-Karriere, die Josef Pröll hingelegt hat. Der einstige Bauernbund-Funktionär diente insgesamt fast 8 Jahre als Minister - zuerst für Landwirtschaft & Umwelt, dann für Finanzen. Ab 2008 war er zudem drei Jahre lang ÖVP-Chef und Vizekanzler, ehe er seine politischen Ämter aus gesundheitlichen Gründen im Alter von nur 42 Jahren ruhen ließ. Doch als niederösterreichischer Teil der schwarzen "Familie" fällt man nie tief. Er fand Unterschlupf als Aufsichtsrat-Sammler sowie als Generaldirektor bei einem Konzern aus der Holding der schwarzen Hausbank Raiffeisen.
Nun stellt sich Pröll als der mysteriöse "Mister X" heraus, der zwei Präsidenten von Fußball-Bundesligisten und einen Landes-Verbandschef aussticht. Einstimmig wurde er am heutigen Mittwoch zum neuen ÖFB-Präsidenten bestellt. Und das in Abwesenheit, wie eine bezeichnende Panne aufzeigte: "Er ist derzeit bei einer Podiumsdiskussion im EU-Parlament. Wir haben leider das Zeitfenster verpasst, ihn zuzuschalten." Dabei macht der Vorsitzende des Wahlausschusses keinen Hehl, dass die Polit-Karriere wohl den Ausschlag gab: "Für ihn spricht – wenn man den Lebenslauf anschaut – sehr viel. Ihm geht es vor allem darum, die Außenwirkung des ÖFB besser darzustellen."
Sportfunktionär als schwarze Karriere
Aus Sicht des gelernten Österreicher ist es die nächste schiefe Optik rund um ehemaliges ÖVP-Spitzenpersonal. Nach dem Notenbank-Chefposten für Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher und den EU-Kommissarsposten für Ex-Finanzminister & "Budgetloch-Architekt" Magnus Brunner sorgte zuletzt die Nominierung von Pleiten-"McKanzler" Karl Nehammer als Vizechef der Europäischen Investitionsbank (EIB) für Unruhe im Land (Der Status berichtete).
Nun soll auch der ÖFB-Chefsessel politisch der Farbe der grässlichen, türkisen Trainingsanzüge angepasst werden, in denen das Nationalteam seit einigen Jahren herumspringt. Schon vor einigen Jahren sorgte die Bestellung des damaligen ÖVP-Nationalrat-Mandatars Karl Schmidhofer zum ÖSV-Chef für Stirnrunzeln. Mittlerweile leitet den Skiverband mit Roswitha Stadlober eine Ex-Sportlerin, die ihres Zeichens früher fünf Jahre lang ÖVP-Sportsprecherin im Salzburger Landtag war.
ÖFB-Chefsessel oft politisch gefärbt
Aber auch am direkten Posten handelt es sich bei der Pröll-Bestellung keineswegs um ein Novum. Denn der Fußball-Häuptling des Landes war schon öfter ein Funktionär aus dem politischen Dunstkreis. Gleich der erste Nachkriegs-Präsident Josef Gerö - zudem Großvater der umstrittenen Grünen-Politikerin Eva Blimlinger - war zeitgleich zu seinem ÖFB-Amt auch SPÖ-Justizminister. Mit Karl Sekanina war auch einer seiner Nachfolger zeitgleich ÖFB-Chef und SPÖ-Bautenminister. Es folgte mit Beppo Mauhart ein Ex-Sekretär von SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch.
Im Jahr 2008 wurden dann sogar die Ex-Kanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Wolfgang Schüssel (ÖVP) in Medienberichten für den ÖFB-Chefposten gehandelt, hatten aber kein Interesse an der Funktion. Schlussendlich fiel die Wahl auf den Ex-"Energie AG"-Generaldirektor Leo Windtner, Mitglied einer ÖVP-nahen katholischen Verbindung und Ex-Bürgermeister in Oberösterreich. Ab 2021 durfte sich zwei Jahre lang mit dem Medien-Unternehmer Gerhard Milletich ein früherer SPÖ-Kommunalpolitiker versuchen. Nun ist Pröll an der Reihe und man gewinnt den Eindruck, ohne Parteibuch geht in der neuen Ägide der einstigen "Proporz-Parteien" gar nichts mehr...
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