'Nix verstehen' statt deutsch?

'Fladenbrot in Wahlurne': Weiter Wirbel um türkische FPÖ-Wien-Werbung

Politik
Wiener Rathaus: Thomas Ledl, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Screenshot: X; Komposition: Der Status.

Wenige Tage vor der wichtigen Wien-Wahl droht noch einmal ein Thema hochzukochen, das bereits vor einigen Wochen für Aufregung sorgte: Der Versuch der FPÖ Wien, bei Wählern mit türkischen Wurzeln zu punkten. Dabei setzt man offenbar auch auf Werbung in türkischer Sprache. Ob das jenes Zeichen ist, das man den Stammwählern im Kampf darum, dass Wien noch Wien bleibt, vermitteln möchte? Nepp & die Seinen versuchten es hierzu bislang mit der Taktik, man heiße Hase und wisse von nichts.

Situationselastisch für türkische Wähler?

"Deutsch statt 'nix verstehen'": So warb Maximilian Krauss noch im Vorjahr in einer Aussendung, der Wiener FPÖ-Landeschef Dominik Nepp machte sich überhaupt für eine Deutschpflicht an Schulen stark. Die Vorstellung, mit Wahlwerbung in türkischer Sprache hausieren zu gehen, wäre über lange Jahre ebenso unvorstellbar gewesen. Im Gegenteil: Die FPÖ trat konsequent gegen solche Anbiederungen an die türkische Community seitens ÖVP & SPÖ auf. Heute finden sich beide Politiker auf türkischsprachigen Sujets.

Im Jahr 2025 scheint nämlich alles anders zu sein: Man kokettiert mit Moscheevereinen, Politiker der Partei treten beim Ramadan-Fastenbrechen auf. Man liefert sich mit der SPÖ einen skurrilen Kampf um türkischstämmige Wähler. In Wahrheit geht's um die "goldene Ananas": Wie Der Status aufzeigte, bringt das maximal 2,6% an Wähler-Potenzial. Ein Spiel mit dem Feuer, denn das Ausmaß von Stammwählern, die man mit solchen Mätzchen vergraulen könnte, ist zumindest in ähnlicher Größenordnung.

Der Status-Nachlese zum rot-blauen Kampf um die "Wiener Türken":

Nepp will Stimmen "integrierter" Migranten

Thema waren in diesem Zusammenhang im Vormonat auch potenzielle bezahlte "Inserate", auch mehrere Mainstream-Medien stürzten sich in der Folge auf die Sache. Bei der FPÖ Wien war man um Schadensbegrenzung bemüht. Man beteuerte, dass bezahlte Inserate in türkischsprachigen Medien sowie türkische Werbesujets mit Vertretern der Partei nicht im Auftrag der Partei geschähen. Man vermute einen Unternehmer aus der Community, der die Partei unterstützen wolle.

In der Woche vor der Wahl kocht die Nummer nun neuerdings hoch. Nepp unterstrich gegenüber dem linkslastigen Sender "Puls24", dass ein FPÖ-Kandidat nur "als Privatperson" am Türken-Ramadan teilnahm. Zugleich will er für Zuwanderer attraktiv sein: "Migranten, die unsere Sprache gelernt haben, die sich integriert haben, die arbeiten gehen, Steuern zahlen und auch am Ende eines erfolgreichen Integrationsprozesses Staatsbürger geworden sind, die nähern sich der FPÖ an."

Kritik aus dem patriotischen Vorfeld

Genau dieses Zitat wurde nun etwa von "Avusturya Gündemi", einer Seite mit u.a. über 44.000 Instagram-Followern, die sich im Wahlkampf auffällig oft positiv über die FPÖ Wien und ihre Politiker äußerte, auf eine Sujet-Kachel geknallt. Im März waren es mit "bezahlte Anzeige" vermerkte Artikel, u.a. beim Türken-Portal "SN Media", die für Stirnrunzeln an der blauen Basis sorgten. Es tauchen also auch im Zielspurt zur Wien-Wahl am Sonntag wieder türkischsprachige Inhalte auf, die für die FPÖ werben.

Vor wenigen Tagen überraschte ein türkischstämmiger Unternehmers auf der FPÖ-Liste mit seinem Vorzugsstimmen-Wahlkampf. Und nun fragt sich auch das patriotische Vorfeld zunehmend, ob man nicht doch "den einen Schritt zu viel" auf die Community zugegangen ist. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sei es klug, auf mehrheitlich konservative Menschen zuzugehen, welche woken Wahnsinn ablehnen. Aber andererseits sei es auch immer eine Frage der Modalität.

Abholen statt anbiedern: Die wachsende Stimmung im dritten Lager ist, dass man sich nicht mit türkischer Werbung, türkischen Interessen und türkischen Kandidaten um deren Stimmen bewerben soll, sondern mit den eigenen, österreichischen Heimat-Schwerpunkten begeistern. Ein kritischer YouTube-Polit-Kommentator ätzt nun in diesem Zusammenhang: "FPÖ schaltet bezahlte Werbung in türkischen Medien - auf Türkisch. Ich glaub, ich werf' am Sonntag einfach ein Fladenbrot in die Wahlurne."

Auch hier wird neuerlich der Verdacht geäußert, es könne sich um bezahlte Anzeigen handeln:

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