Versorger weist Vorwürfe zurück

Experten-Gutachten zu Wien-Energie-Chaos: Zahlten Kunden für Spekulationen?

Politik
Bild: C.Stadler/Bwag; CC-BY-SA-4.0; via Wikimedia Commons (Bildausschnitt)

Im vergangenen Jahr erregte die Wien Energie einiges an Aufsehen, als sie plötzlich den Bund um Milliardenhilfen ansuchte. Schnell machten Gerüchte von Fehl-Spekulationen die Runde. Doch nun legt ein Gutachten offenbar den Verdacht nahe, dass die Verbraucher eben aufgrund solcher Geschäfte mehr für Energie zahlen mussten. Das städtische Energieunternehmen weist die Vorwürfe wiederum zurück.

Ein neues Gutachten wirft wieder Frage nach den massiven Preisexplosionen der Wien Energie auf. Mussten gar die Verbraucher für Spekulationen des Energieunternehmens mit deutlich höheren Kosten aufkommen? Dieser Verdacht ist jedenfalls für den Unternehmensberater des Finanz-Ombudsteams Gerald Zmuegg nicht von der Hand zu weisen. Laut dem Gutachten, das die starken Preissteigerungen im Vorjahr für Wien Energie-Kunden untersucht, lässt laut ihm den Schluss zu, dass das städtische Energieunternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmen die Preise sehr schnell und auch sehr früh erhöht habe.

"Tradingmodell" der Wien Energie

In der ZIB2 am Dienstagabend wurde Zmuegg deutlich. Einer der Gründe für die raschen Preiserhöhungen sei das "Tradingmodell", dass die Wien Energie verwendet haben. Dadurch sei das SPÖ-nahe Energieunternehmen gezwungen gewesen, die Preise viel schneller als andere Unternehmen an die Endkunden weiterzugeben, "weil sie eben nicht abgesichert war", so Zmuegg. Dass könnte also im Ergebnis heißen: Es sind doch Spekulationsgeschäfte - die von der Wien Energie bisher immer vehement abgestritten wurden - schuld an den Preiserhöhungen für die Kunden.

Die Manager kassieren, die Kunden zahlen

Für die Opposition im Rathaus ein gefundenes Fressen. Der Wiener FP-Chef Dominik Nepp sieht seine Vermutungen durch das Gutachten und die Aussagen Zmueggs bestätigt, dass die Wien Energie im Vergleich zu anderen Energieunternehmen verstärkt und zu lange auf den Börsehandel gesetzt und die Preise für die Endkunden nicht abgesichert hat. "Während man mit diesem Spekulationsmodell die Gewinne und Boni für die Manager absichern wollte, hat man die Strompreise für die Endkunden massiv erhöht, um Sicherheiten hinterlegen zu können. Damit bricht das Lügenkonstrukt von SPÖ-Bürgermeister Ludwig und SPÖ-Finanzstadtrat Hanke sowie ihren roten Managern im Stadtwerkekonzern völlig in sich zusammen", kritisieren er in einer Aussendung.

Geschäfte zulasten der Bürger

Und auch der Klubobmann der Wiener Volkspartei Markus Wölbitsch sieht sich bestätigt und ist dankbar dafür, von den Kalamitäten im Bund und in ÖVP-geführten Bundesländern ablenken zu können: "Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Mit der von der Wien Energie verfolgten Geschäftspolitik wurde und wird noch immer versucht den Profit zu maximieren. Und gleichzeitig wird vor allem keine Absicherung gegen steigende Preise für die Endkunden vorgenommen. Die SPÖ, und allen voran Bürgermeister Ludwig haben zugelassen, dass die Wien Energie zulasten der Kundinnen und Kunden an der Börse handelt."

Gewinne an Bürger zurückzahlen

Einig sind sich die Parteien der Rathausopposition zudem darin, dass die Wien Energie ihren Kunden die Kosten für den höheren Strompreis aus den Jahresgewinnen refundieren soll. Denn wie aus Rathauskreisen laut den Freiheitlichen bereits zu hören sein soll, könnte die Wien Energie bereits in den kommenden Wochen eine Jubelmeldung über einen Gewinn zwischen 150 und 300 Millionen Euro für das Jahr 2022 abgeben. Zudem fordert man auch, dass die Wien Energie die riskante Geschäftspolitik, die auch im Gegensatz zum stets beteuerten Ziel der Versorgungssicherheit steht, aufgibt und sich dem Problem widmet, wie die Bürger günstigen Strom bekommen, anstatt wieder auf Gewinne zu Lasten der Kunden zu spekulieren.

Wien Energie will klagen

Von Seiten der Wien Energie weist man die Darstellungen des Gutachtens als "Falschinformation schärfstens zurück". Das Gutachten nähme "längst aufgeklärte Falschinformationen ... als Ausgangslage" und "ziehe unlässige Schlüsse zur gesamten Preisstrategie der Unternehmen". "In diesem Dokument werden Zusammenhänge hergestellt, wo es faktisch keine gibt und Informationen grundsätzlich falsch, verkürzt und unvollständig zusammengeführt. Wien Energie wird rechtliche Schritte gegen die weitere Verbreitung dieser Falschinformationen prüfen", heißt es von der Wien Energie. Denn stattdessen sei man im Österreichvergleich einer der günstigsten Anbieter.

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