Militärs befürworten Verhandlungen

Europa gespalten: Langer Krieg oder schneller Frieden in der Ukraine

Politik
Bild: Володимир Вовкогон, Ministry of Defense of Ukraine, CC BY-SA 2.0, Flickr

Für die Regierenden in der EU und den Mitgliedstaaten ist klar, der Krieg in der Ukraine muss unter allen Umständen fortgeführt werden. Dies liegt auch im Interesse der NATO und allen voran der USA. Diese verdient sowohl an den Lieferungen ihres Fracking-Gases nach Europa, dass sie sich teuer bezahlen lässt und auch an den Waffenlieferungen an die Ukraine, die wieder die Europäer zahlen. Dabei wäre vielen Bürgern in Europa ein baldiger Frieden in dem Konflikt lieber. Doch Initiativen zu Verhandlungen sind in weiter Ferne.

Die Kluft zwischen Regierungen und Bürgern wird immer größer. Die Mehrheit der Bürger in der EU spricht sich für ein möglichst schnelles Ende des Krieges aus, wie eine Euroskopia-Umfrage zeigt. So sind 48 Prozent der Befragten in den EU-Ländern dafür, möglichst schnell Frieden zu machen, auch wenn die Ukraine dadurch einen Teil ihres Territoriums an Russland verlieren würde. Im Gegenzug lehnen 32 Prozent Gebietsabtretungen als Preis für einen Frieden ab.

Große Unterschiede innerhalb der EU

Dabei gibt es zwischen den EU-Ländern jedoch große Unterschiede. In Österreich und Deutschland sind die Befürworter eines Verhandlungsfriedens mit 64 bzw. 60 Prozent am stärksten, auch wenn dieser Zugeständnisse Richtung Kreml bedeuten würde. Dies deckt sich auch mit anderen Umfragen, aus denen hervorging, dass 52 Prozent der Deutschen der Überzeugung sind, dass die diplomatischen Bemühungen der Bundesregierung, den Konflikt zu beenden, nicht weit genug gehen.

Zudem waren 41 Prozent der Überzeugung, dass die bisherigen Waffenlieferungen ausreichend seien, nur 25 Prozent waren dafür, die Unterstützung mit Kriegsgerät für die Ukraine noch auszuweiten. Dass die deutsche Ampel-Regierung dennoch neben Schützenpanzern bald auch der Lieferung von Kampfpanzern zustimmt, zeigt, wie weit sich die politischen Eliten zunehmend von ihren Wählern entfernen.

Kriegsbefürworter in Polen und den Niederlanden

Auch in Griechenland (54 Prozent), Italien (50 Prozent) und Spanien (50 Prozent) kann die Bevölkerung der Option eines Friedens, auch wenn dieser mit Gebietsverlusten für die Ukraine verbunden ist, etwas abgewinnen. Gänzlich gegen dagegen sind die Bürger in den Niederlanden, 48 Prozent lehnen eine solche Lösung ab. In Polen sind es 42 Prozent und in Portugal 45 Prozent. Schon seit Beginn des Krieges forderte Polen immer mehr Unterstützung und Waffenlieferungen für Kiew. Statt eines Verhandlungsfriedens setzt man in Warschau auf eine langfristige Schwächung Russlands und ist überzeugt davon, dass Russland hart verlieren müsse.

US-Militärexperte sieht Niederlage der Ukraine

Der pensionierte Oberst der US-Armee Douglas Macgregor sieht hingegen derzeit, dass durch die Waffenlieferungen des Westens eine militärische Patt-Situation erzeugt wurde, eine weitere Stärkung der ukrainischen Streitkräfte jedoch nicht mehr machbar sei. Vielmehr glaubt er, dass eine russische Offensive starten wird, die in naher Zukunft eine Entscheidung zu Gunsten Russlands bringen könnte.

Such der Ex-Brigade-General der Bundeswehr und militärpolitische Berater von Angela Merkel, Erich Vad, war von Anfang an gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine. Gegenüber der Emma erklärte er in einem Interview, dass die Lieferungen von Schützenpanzern oder Kampfpanzern die Situation nicht lösen können. Ein militärischer Sieg der Ukraine sei nicht zu erwarten und Verhandlungen seien der einzig mögliche Weg, gibt er die Meinung  des amerikanischen Generalstabschefs Mark Milley wieder, der er sich anschließt.

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