'Ein Volk, ein Reich, ein Führer': Kogler überzieht Kickl mit irrem Hitler-Vergleich

Normalerweise gilt die konstituierende Sitzung des Nationalrats als einigermaßen gesittet, in der die Redner der Parteien ungeachtet ihrer Differenzen einander einen gewissen Respekt entgegen bringen. Während FPÖ-Chef Herbert Kickl die Debatte vor der Kür zum Nationalratspräsidenten mit einer staatsmännischen Rede eröffnete, nutzte der scheidende Vizekanzler Werner Kogler als frischgebackener grüner Klubmann die allererste Chance zu einem himmelschreienden Nazi-Vergleich.
Kogler schockiert mit irrem Hitler-Vergleich
Parlamentarische Usancen sind so wichtig, dass sie bei einer starken Demokratie nicht niedergeschrieben werden müssen, weil sie halten: Kickl sprach wichtige Worte aus und erklärte, dass die FPÖ als Wahlsieger ebendiese achten wird. Das heißt: Die FPÖ hat das recht auf den ersten, die ÖVP auf den zweiten und die SPÖ auf den dritten Nationalatspräsidenten. Es folgten dann nach der Fraktionsstärke weitere Reden der neugewählten Klubobleute. Während sich Nehammer einigermaßen im Zaum hielt, Babler eine mittlere Wahlkampfrede hielt und Meinl-Reisinger versuchte, das Wort "Usance" umzudeuten, eskalierte Kogler völlig.
Als fünfter Redner des Tages brachte der Parteichef der um 40% ihrer Wählerstimmen dezimierten Grünen nämlich den ersten unfassbaren Hitler-Vergleich der neuen Legislaturperiode. Es sei eine Nationalratswahl und keine Kanzlerwahl und schon gar keine Volkskanzlerwahl. Und es gebe auch mehr als nur "ein Volk". Und anschließend der völlige Tabubruch. Denn, so Kogler, damit hätten die gewaltauslösendsten Parolen der Geschichte begonnen: "Wir wissen alle, was danach kommt: Ein Volk, ein Reich, ein Führer!" Daraufhin gab es empörte Zwischenrufe seitens anderer FPÖ-Abgeordneter, aber keinen Ordnungsruf vom scheidenden ÖVP-Nationalratspräsidenten Sobotka.
#Kogler an die #FPÖ über ihren homogenen Volksbegriff:
— Legalitätsprinzip (@art18bvg) October 24, 2024
💬 "Ein Volk? Es gibt nicht das eine Volk [...] Sie wissen was danach kommt. Ein Volk, ein Reich, ein Führer!"
Na habedere. #OeNr pic.twitter.com/do2ddwQomO
Nazi-Vorwürfe im rhetorischen Sonderangebot
Es ist nur die nächste Episode der rhetorischen Eskalation aus dem polit-medialen Komplex in Richtung der FPÖ. Mehrfach - bis hin zu ZIB2-Anchor Armin Wolf - unterstellten diverse Akteure ihr, mit dem Begriff "Volkskanzler" an die Hitler-Zeit anknüpfen zu wollen. Ein ehemaliger Strippenziher von NEOS & Grünen schockierte ebenfalls mit einem üblen Hitler-Kickl-Vergleich. Das Volkstheater inszenierte kurz vor der Wahl gar ein gruseliges Video, in dem Personen in Nazi-Uniform einen FPÖ-Wahlsieg feiern.
Dabei entlarven jene, die sich solcher Vergleiche bedienen, ihres sehr verkürzten Geschichtsverständnisses. So galten Figl oder Kreisky stets als "Volkskanzler", Gusenbauer und Kurz wären es laut eigenen Aussagen gerne gewesen. Den Vogel schoss allerdings Helmut Brandstätter, nunmehriger EU-Abgeordneter der NEOS ab. Er behauptete allen Ernstes, dass "Systemparteien" ein Nazi-Begriff sei - obwohl ihn sogar Mandatare seiner eigenen (!) Partei in den vergangenen Jahren relativ liberal selbst einsetzten...
Kogler und die Polter-Reden...
Auch Kogler selbst ist bei der rhetorischen Eskalation kein Kind von Traurigkeit. Entsprechend ist der "Ein Volk"-Ausritt auch nicht sein erster rhetorischer Ausrutscher. Als zu Spitzenzeiten hunderttausende Menschen gegen die totalitäre Corona-Politik seiner Regierung protestierten, wetterte er, dass "Staatsverweigerer, Demokratiefeinde, Neonazis und Neofaschisten in unseren Städten herumspazieren" würden. In einer Folgesitzung verteidigte er seine Wortwahl, schränkte aber ein, nicht alle Demonstranten zu meinen.
Kurz vor der Wahl bezeichnete Kogler dann Kickl übrigens als "Volksverräter". Also an jenem Volk, das es als Einheit nun angeblich gar nicht geben soll, weil sonst das vierte Reich angeblich ante portas stünde...
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