Die Salami wird immer kürzer...

Dornauer muss gehen: Nächster Babler-Kritiker in SPÖ nimmt den Hut

Politik
Bild: SPÖ Tirol, Flickr, CC BY 2.0

Die Jagdfotos mit dem Milliarden-Pleitier René Benko waren zu viel: Nach Kritik aus allen Richtungen entschied sich Georg Dornauer, den Vorsitz der Tiroler SPÖ ebenso abzugeben wie seinen Posten als Vize-Landeshauptmann. Auf ein Landtagsmandat will er - mit Hinweis auf seine 10.000 Vorzugsstimmen - aber nicht verzichten. Doch bei allem Amusement über das nächste Ungemach bei den Genossen stellt sich die Frage, wieso sich in jüngerer Vergangenheit ausgerechnet das Lager der Babler-Kritiker immer weiter lichtet.

Verhängnisvolle Jagd mit Benko

Der rote Waidmann muss den Hut, der - bestückt mit einem Beutebruch für den erfolgreichen Schützen - gar nicht seiner gewesen sein will, nehmen. Die Optik war zu schief: Während sein Parteichef einen Tag vor der Wahl in Wien noch einmal über den Viktor-Adler-Markt polterte, befand sich Dornauer in der Steiermark ausgerechnet mit René Benko auf der Pirsch. Letzterer ist in der Sozialdemokratie, die dem gefallenen Immobilien-Hai gerne v.a. eine Nähe zur ÖVP attestiert, ohnehin ein rotes Tuch.

Pikant war die Aktion auch aus einem zweiten Grund: Denn Dornauer, der nicht selbst geschossen haben will, hat seit gut fünf Jahren keine aufrechte Jagderlaubnis und sogar ein Waffenverbot. Grund war ein Vorfall, als er sein Jagdgewehr geladen bei offenem Fenster im Auto liegen ließ. Doch das "Hoppala" überstand er damals wie viele andere Aufreger. Sei's der "Horizontalen"-Sager gegenüber einer Politiker-Kollegin oder die in der SPÖ umstrittene Liebesbeziehung zu einer italienischen Rechtspolitikerin.

Der Bock, den Dornauer schoss, war auch für den politischen Mitbewerber ein gefundenes Fressen:

Dornauer wirft das Handtuch

Nun war's das aber mit der Spitzenfunktion, angesichts der "momentanen Stimmungslage" will Dornauer am 18. Dezember die Landesleitung abgeben. Dann übernimmt sein bisheriger Vize Philipp Wohlgemuth. Der ORF beschreibt den Gewerkschafter als "jemand, der nicht in die erste Reihe drängt" und Sachpolitik gegenüber einem schillernden Auftreten bevorzuge. Welche tatsächlichen inhaltlichen Positionen er innerhalb des sozialdemokratischen Spektrums einnehmen will, wird sich noch weisen.

Fix ist allerdings: Mit Dornauer geht der nächste SPÖ-Spitzenpolitiker, dem eine Zugehörigkeit zum "Doskozil-Lager" nachgesagt wird, und der als Babler-Kritiker galt. Aus diesem Parteiflügel stammten tendenziell auch die scheidenden Parteichefs in Salzburg und Oberösterreich, die in den letzten Wochen ihren Rückzug bekanntgaben. Auch der vor wenigen Monaten zurückgetretene Linzer Bürgermeister stand Babler und seinem Kurs eher kritisch gegenüber.

Babler gehen die internen Kritiker aus

Nicht, dass das "Babler-Lager" oder die ihn stützende Wiener Landespartei skandalfrei wäre - Stichwort Schrebergarten-Skandal. Und beim infamen "Ius primae noctis"-Sager seines aus dem eigenen Bezirk in Niederösterreich stammenden Parteifreundes Andreas Kollross reichte auch eine untertänigste Entschuldigung, personale Konsequenzen waren nicht vorgesehen. Die Rücktrittskultur hingegen scheint vor allem bei den Kritikern des Parteichefs erwartet zu werden...

Während Babler sich anschickt, gemeinsam mit ÖVP & NEOS eine "Loser-Koalition" zu bilden und dabei das Vizekanzler-Amt abzustauben, gehen ihm die parteiinternen Kritiker aus. Parteidisziplin per Salamitaktik: Die Entwicklung erinnert etwas an das Vorgehen der ungarischen Kommunisten. Diese begannen nach 1945, ihre Gegner durch Tricks oder das Aufbauschen von Skandalen, auszuschalten oder brachte sie dazu, sich ihr anzuschließen. Scheibchenweise sicherten sie sich so die widerspruchslose Macht.

Keine Jagd nach dem Maulwurf?

Freilich mögen es alles nur Zufälle sein, aber noch ist nicht einmal geklärt, wie das Jagd-Foto seinen Weg zur "Krone" fand. Könnte sich irgendwo in der "Tipp-Reihe" vielleicht jemand befinden, der nach dem Prinzip "Feind, Todfeind, Parteifreund" etwas durchstach, um einen Babler-Kritiker & Doskozil-Vertrauten wenige Monate vor der Burgenland-Wahl aus dem Spiel zu nehmen? Bei den "Foto-Skandalen" von Politiker aller Couleur waren schon in der Vergangenheit immer wieder auch (Ex-)Parteifreunde beteiligt...

Dass Ruhe in die Reihen der roten Streithähne einkehrt, ist aber unwahrscheinlich. Aktuell versucht Werbefuzzi Rudi Fußi seinen langjährigen Freund Babler vom roten Thron zu stoßen. Nachdem er manchen Parteigänger mit dem Hinweis auf Korruption in eigenen Reihen entzürnte, thematisierte eine schiefe Optik bei einem Jagderlebnis des roten Parteichefs. Jagdkarte und SPÖ-Parteibuch scheinen offenbar in jüngerer Vergangenheit eine geradezu verhängnisvolle Kombi zu sein...

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