Da wäre mehr möglich gewesen: Der AfD-Wahlkampfkampagne fehlte es an einem selbstkritischen Blick
Die Bundestagswahl hat gezeigt: Die AfD ist stärker denn je, doch es wäre noch mehr möglich gewesen. Während die etablierten Parteien taumeln, hat die Alternative für Deutschland ihr Ergebnis verdoppelt – doch strategische Fehler verhinderten den ganz großen Durchbruch. Warum es jetzt mehr Entschlossenheit und eine klügere Mobilisierung braucht, um die Deutungshoheit nicht erneut zu verspielen.
Ein starkes Ergebnis, aber nicht der erhoffte Durchbruch
Man sollte die Zahlen nicht schmälern, denn das Ergebnis der AfD bei der Bundestagswahl ist beachtlich. Der Stimmenanteil hat sich etwa verdoppelt. Und man ist am Ende dort gelandet, wo die jüngsten Umfragen die Partei gesehen hatten. Sie wurde eindeutig zweitstärkste Kraft - und hat damit ein wesentliches Ziel erreicht. Dennoch werden viele Anhänger enttäuscht sein, weil sie sich mehr erhofft hatten. Schließlich war die Atmosphäre für die Alternative für Deutschland selten besser. Sie konnte von den zahlreichen Ereignissen der vergangenen Wochen und Monate besonders stark profitieren, weil sie als einziger Wettbewerber dazu in der Lage und willens war, Probleme und Missstände unverhohlen zu benennen und klare Lösungsvorschläge zu formulieren. Sie gab sich nicht mit einer bloßen Reduzierung der Massenzuwanderung zufrieden, sondern forderte explizit konsequente Remigration. Ihr Ansinnen war nicht weniger Tempo bei der Transformation, sondern eine gänzliche Abkehr vom Klimaschutzwahn. Sie trat für einen raschen Frieden in der Ukraine ein, wollte den Konflikt mit Russland nicht weiter prolongieren.
Verpasste Chancen in den sozialen Medien und strategische Schwächen
Mit diesen drei Themen, welche für den Souverän richtungsentscheidend waren, gelang ihr aber wohl auch deshalb kein blaues Wunder, weil sie aus der Perspektive kritischer Beobachter nicht zuletzt der Linken mit Heidi Reichinnek in den Sozialen Medien zu sehr das Feld überließ. Eine über das Knie gebrochene Entledigung der Jugend kam ebenso schlecht beim Vorfeld an wie der ständige Spagat zwischen Anpassungsfähigkeit an das Establishment einerseits und dem Bedienen von Interessen im eher identitären und patriotischen Lager andererseits. Es mangelte ein Stück weit auch an Selbstreflexion, weil nicht wenige Funktionäre aus den ersten Reihen und Anhängern der Basis keinerlei Skepsis und Distanz zum Konzept zuließen, das über weite Strecken wie eine Abhängigkeitserklärung gegenüber Elon Musk und Donald Trump anmutete. Das Anhimmeln der Katalysatoren über dem Teich sprach nicht gerade für Eigenleistung, sondern deutete eher auf ein blindes Kalkulieren mit dem Wohlwollen externer Sympathisanten hin. Und dass man auf die Fürsprache des vermeintlich intelligentesten Erdenbürgers hereinfiel, komplettierte diesen Eindruck.
The most intelligent people in the world support the AfD. 🇩🇪
Korean genius YoungHoon Kim is not only undeniably super smart - he is also a family father who values MERIT and COMPETENCE.
The media DEMONIZE these values - probably because they are lazy dimwits. pic.twitter.com/M1G5hmri7m
— Naomi Seibt (@SeibtNaomi) January 15, 2025
The most intelligent people in the world support the AfD. 🇩🇪
Korean genius YoungHoon Kim is not only undeniably super smart - he is also a family father who values MERIT and COMPETENCE.
The media DEMONIZE these values - probably because they are lazy dimwits. pic.twitter.com/M1G5hmri7m
Fehlende Mobilisierung und falsche Prioritäten in der Kampagne
Es wurde viel zu selten hinterfragt, ob die bloße Show ein ausreichendes Instrument ist, um von sich überzeugen zu können. Gerade in der jüngeren Generation ließ die Mobilisierung zu wünschen übrig, weil es an einem deutlichen Vertrauensbeweis von Seiten des Bundesvorstandes mangelte. Eine dem Vorgehen der Grünen ähnelnde Kampagne, sich vor allem auf die Person Alice Weidel fast heroisierend und vergötternd zu fokussieren, anstelle proaktiv mit inhaltlichen Botschaften auch jene zu erreichen, die sich von öffentlich-rechtlichen Medien und den Omas gegen rechts Märchengeschichten über vermeintliche Nazis erzählen ließen, wollte auch deshalb weniger ziehen, weil One-Man-Strategien nicht nur bei Robert Habeck das Potenzial zum Reinfall haben. Es war betrüblich, mitansehen zu müssen, wie man an einigen Stellen der Welle hinterherlief, statt vor sie zu kommen. Zu sehr verließen sich die Blauen auf Selbstläufer. Nichts spricht in unruhigen Zeiten gegen die notwendige Instrumentalisierung von Messerattentaten oder des Wirtschaftsabsprungs. Doch es war letztlich auch dem Umstand geschuldet, dass man ein Stück weit die Hände in den Schoß legte und darauf wartete, dass sich das Geschehene automatisch in Prozentpunkte umwandelt.
Die Gefahr der Deutungshoheit durch politische Gegner
Hierdurch schenkte man die Deutungshoheit über die Ursachen schrecklicher Nachrichten und Botschaften bisweilen her, was nicht zuletzt Kommunisten und Sozialisten als willkommenes Geschenk aufgriffen, um weiterhin das Narrativ zu spinnen, irgendjemand in dieser Republik wolle waschechten Rassismus, handfeste Verfolgung und altbekannte Deportationen von Menschen ausländischer Herkunft. Das Zeichnen von Horrorszenarien und Schreckensbildern konnte man auch deshalb kaum einfangen, weil man sich zu sehr auf Veranstaltungen vor Ort, auf Plakate an den Straßenlaternen und die Plattform X in der Virtualität verließ. So entwickelte die Konkurrenz auf TikTok eine zweifelsohne vorbildliche, wenngleich agitatorische wie polemische Dynamik - und nahm damit federführend das Ruder in die Hand. Der Radar der Berater um Höcke, Chrupalla oder von Storch übersah aus einer allzu argen Fixierung auf die bisherige Routine neue ideologische Spielfelder, auf denen sich der politische Widersacher geruhsam ausbreiten konnte. Möge all dies eine Lehre sein. Denn sollten wir Glück haben, werden wir noch vor Ablauf von vier Jahren wieder an die Urne gerufen.
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