Absurdes Schaulaufen in Uedem

Aufmarsch mit Weltraum-Diktatur: Bundeswehr auf der Dunklen Seite der Macht

Politik
Screenshot: YouTube

"Per ardua ad astra" - Durch das Elend zu den Sternen: Was bei der britischen Luftwaffe nur ein Leitspruch ist, hat sich das offizielle Deutschland offenbar zum Auftrag gemacht. Egal ob die Bundeswehr seit Jahren zu Tode gespart wird, ihre Bestände auf Geheiß Washingtons in die Ukraine geschickt werden oder ihre Transgender-Kommandeure mit Einhörnern verabschiedet werden: Die einst stolze Armee reicht mittlerweile bestenfalls zum Gespött. Doch für ein Weltraumkommando hat es noch gereicht. Am Montag wurde die skurrile Behörde im Beisein von Darth Vaders Leibwache eingeweiht - kein Witz.

Westliche Länder im Science-Fiction-Modus

"Alle Vögel sind schon da: Amsel, Drossel, Fink und Star Wars" - so ungefähr könnte man den Auftritt im nordrhein-westfälischen Uedem zusammenfassen. Wenn man schon in der Realität nichts zusammenbringt, flüchtet man eben in Science Fiction: Auch hier standen die US-Verbündeten Pate. Dort trat kürzlich eine Sprecherin des Weißen Hauses im Gewand, das an Lieutenant Uhura aus "Star Trek" erinnert, auf, um den Menschen zu erklären, dass man keine Angst vor UFO-Angriffen habe - Der Status berichtete. Kurz darauf verkündete die Transatlantiker-Bild den möglichen Fund vermeintlicher Alien-Mutterschiffe durch Experten des US-Verteidigungsministeriums "Pentagon". 

Was man auf der anderen Seite des Teiches kann, geht "daheim im Reich" schon zweimal, dachten sich findige PR-Experten. Und so ließ sich Generalmajor Michael Traut bei seiner Eröffnungsrede des "Weltraumkommandos der Bundeswehr" von Vertretern des galaktischen Imperiums aus der "Star Wars"-Reihe flankieren. Hier die "Stormtroopers", die in der Filmvorlage den zum Bösewicht gewordenen Ex-Jedi Darth Vader beschützen; dort die "Red Guard", welche die persönliche Leibgarde des diktatorisch herrschenden Imperators Palpatine ist. 

Weltall-Soldaten im totalitären Gewand? 

Der "Berliner Kurier" beschreibt diese Ordnung als "ein Regime, das sich in der Geschichte von George Lucas per Staatsstreich an die Spitze der Galaxis gesetzt hat, zahlreiche Planeten unterdrückt und einige mithilfe einer Massenvernichtungswaffe mit dem superkreativen Namen 'Todesstern' ausgelöscht hat." Das Medium spricht von einem "ziemlichen Fettnäpfchen", wenn die Parlamentsarmee eines demokratischen Staates sich statt für bekannte Figuren der Rebellion für "deren faschistische Gegenspieler" entscheidet. Insgesamt befinde sich die Bundeswehr somit im "popkulturellen Blindflug". 

Wachen einer fiktiven Diktatur als Quasi-Staatsgäste in einem Land, dessen polit-medialer Komplex immer totalitärer gegen alle Kritiker vorgeht - für manche Kritiker ist es wohl ein Sinnbild. Ob man damit das alte "Soldaten sind Mörder"-Klischee unterstreichen wollte oder einfach nur Kindsköpfe das einwohnerstärkste EU-Land führen, ist ebenso unklar. Fix ist hingegen, dass die Gründung des Weltraumkommandos auf die glücklose Ex-CDU-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zurückgeht. Es soll alle Weltraum-Aktivitäten der Bundeswehr bündeln, Defensivoperationen im All planen und führen & Bundeswehr-Satelliten überwachen. Bis 2027 sollen dort 220 Dienstposten entstehen. 

Willkommen auf der dunklen Seite... 

Eine politisch gewollte, vom Tätigkeitsbereich skurrile und letztendlich sinnlose, steuergeldfinanzierte Stabstelle, die nun Eigendynamik bekommt: All das wäre Grund für breite Kritik. Auch das Logo schaut wenig professionell aus: Die darin abgebildete Rakete sieht mehr wie ein Papierflieger aus als ein tatsächlich verkehrstaugliches Weltraumfahrzeug. Als Steilvorlage für Kritiker holt man sich dann auch noch die dunkle Seite ins Boot.

Die gewandeten Figuren sind Mitglieder der German Garrison der 501st Legion. Dabei handelt es sich um die bekannteste und mitgliederstärkste Star Wars-Kostümgruppe in Deutschland. Als "Dark Side"-Truppe sind in ihren Reihen "nur Charaktere des Imperiums, der Ersten Ordnung und der Dunklen Seite der Macht sowie die Gauner, Schurken und zwielichtigen Gestalten des Star-Wars-Universums beheimatet". 

Wohltätigkeitsaktion als auslösender Grund

Kurioserweise ist der Grund für ihren Auftritt der gute Zweck: Sie stehen als Spendeneintreiber für die "Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien" da. Diese sammelt Gelder dafür, dass körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder deutscher Soldaten eine würdevolle Freizeitgestaltung ermöglicht wird und deren Eltern bei der Pflegearbeit entlastet. Auch versteht man sich als Netzwerk, das die Kinder von Bundeswehrfamilien unterstützt werden, wenn deren Eltern einen langen Auslandseinsatz ausführen müssen oder dort sogar zu Tode kommen.

Das Bundeswehr-Sozialwerk, das die Aktion organisiert, wurde 1960 vom damaligen CSU-Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß ins Leben gerufen. Ob sich der wortgewaltige Bayer jemals hätte träumen lassen, dass sein Vermächtnis einst für das "Bad Guys Doing Good"-Motto eines Kostümvereins zu Ehren eines milliardenschweren Hollywood-Franchises benützt wird, mögen auch nur die Götter wissen...  

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