Afrikanische Migranten in Österreich: Koran wichtiger als Schulunterricht

Eine neue Studie beschäftigte sich mit den Einstellungen von muslimischen Migranten aus Afrika. Betrachtet wurden Migrationsgruppen aus dem Sudan, Somalia und Westafrika. Dabei zeigte sich, dass Frauen in einigen Bereichen eine offenere Haltung haben als Männer, auch bei der Religionsausübung. Deutlich wird aber auch, der Islam ist der Mehrheit wichtiger als staatlicher Schulunterricht.
Erstmalige Erhebung zu Einstellung
Erstmals wurden in einer Studie die Einstellungen afrikanischer Migranten aus Somalia, dem Sudan und Westafrika in Österreich untersucht. Durchgeführt wurde die Erhebung von der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) und findet sich unter dem Titel "Zwischen Rechtsstaat, Kultur und Religion - Eine quantitative Studie über Einstellungen von Muslim*innen mit somalischem, sudanesischem und westafrikanischem Migrationshintergrund".
Derzeit, so die DPI würden nach Angaben der Statistik Austria mit Stichtag 1. Jänner 2024 rund 64.500 in einem afrikanischen Land geborenen Menschen in Österreich leben, wovon 8.694 aus Somalia, 935 aus dem Sudan (inkl. Südsudan) und 12.876 aus Westafrika stammen. Befragt wurden für die Studie mehr als 300 Personen aus Wien und Umgebung.
Islamisches Überlegenheitsgefühl
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede je nach Herkunftsland. Während 56,1 Prozent der Befragten aus Somalia Angehörigen anderer Religionen gegenüber Überlegenheitsgefühle zeigen, liegt dieser Anteil bei Menschen aus dem Sudan und Westafrika deutlich niedriger. Dort waren es nur rund jeder Zehnte der Befragten mit sudanesischer (11,1 Prozent) oder westafrikanischer (7,5 Prozent) Herkunft, die sich Angehörigen eines anderen Glaubensbekenntnisses überlegen fühlten.
Wichtig ist für die Befragten auch die Bedeutung des Koranunterrichts. Insgesamt ist dieser für eine Mehrheit von 52,3 Prozent wichtiger als der Schulunterricht. Dabei gab es eine deutliche Unterscheidung nach Geschlechtern. Während dieser Ansicht 63,3 Prozent der männlichen Befragten folgten, waren es bei den Frauen immerhin nur etwas mehr als ein Drittel (38,3 Prozent).
Unterschiede nach Geschlecht
Deutlich wurde bei der Befragung, dass Frauen eine deutlich tolerantere Haltung einnehmen als Männer. So befürworten 52,8 Prozent der Frauen, die in Österreich seit Jahrzehnten gängige Praxis, sich ihren Ehepartner selbst wählen zu können, während nur 36,6 Prozent der Männer dies unterstützen. Zudem sprechen sich auch 53,3 Prozent der Frauen für Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen aus. Mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) sprechen sich in den Interviews für die Gleichberechtigung von Frauen in allen Lebensbereichen aus.
Auch bei spezifischen Fragen, wie etwa dass eine Muslimin den Beischlaf mit ihrem Ehemann niemals verweigern sollte, gab es Unterschiede. Dies würde etwa von 25,2 Prozent der Gruppe aus Somalia befürwortet, deutliche weniger jedoch von Befragten aus dem Sudan (7 Prozent) oder Westafrika (8 Prozent). "Eine wesentliche Erkenntnis der DPI-Studie liegt darin, dass Frauen öfter eine weit offenere und tolerantere Haltung in vielen Fragen einnehmen. Für eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration und die Überwindung von religiös-extremistischen Tendenzen können Frauen daher eine wichtige Rolle spielen", so Lisa Fellhofer, die Direktorin der Dokumentationsstelle.
Die Studienautoren Erwin Ebermann und Martina Gajdos kommen zudem zu dem Ergebnis, dass gute Deutschkenntnisse wie intensivere Austauschbeziehungen mit der Mehrheitsgesellschaft extrem wichtig seien, um in Österreich anzukommen.
+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++
Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!
Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende