Skurril: 'Standard' will mit Kopftuch gegen 'Patriarchat' kämpfen
Hintergrund: Freepik; Standard-Sujet: (C) Der Standard (Bildzitat bei red. Fokus); Komposition: Der Standard.
Die unterschiedlichen Formen weiblicher Verschleierung im Islam gelten nicht nur als Integrationshindernis, sondern auch nach Ansicht zahlreicher namhafter Feministinnen als sichtbares Zeichen der patriarchalen Unterjochung der Frau in den entsprechenden Gesellschaften. Beim Bilderberger-"Standard" scheint man das Gewand offenbar als emanzipatorisches Symbol zu sehen und wirbt damit für eine linksaktivistische Demo für eine "Auszeit vom Patriarchat" vor dem Parlament in Wien.
In Europa hui, im Herkunftsland pfui?
In der "linken Reichshälfte" scheint es beim Kopftuch-Thema eine beachtliche kognitive Dissonanz zu geben. Proteste gegen staatliche & religiöse Kopftuchzwänge im Iran werden zu feministischen Grundsatzfragen erhoben, gratismutige Solidaritätsbekundungen inklusive. Wenn die Taliban in Afghanistan die Vollverschleierung anordnen, sieht man es als Zeichen, dass Abschiebungen in das Land unzulässig wären und afghanische Frauen ein pauschales Asylrecht in Europa genießen sollen. Schließlich beflügelt nichts die linksliberale Seele von Welt so sehr, wie wenn man Kulturimperialismus mit dem eigenen, blutenden Herzen vermengen kann.
Aber dort verwandeln sich Burka, Hidschab, Nikab & Co. dann scheinbar plötzlich magisch in "feministische" Symbole der Emanzipation. Man redet sich die Sache als Schutz vor der Sexualisierung durch den "Male Gaze" schön, und außerdem würden viele Moslemfrauen das Kleidungsstück freiwillig tragen. Der grüne Hofburg-Greis stellte einst das solidarische Kopftuchtragen durch alle Frauen in den Raum. Ausgeblendet werden strenge Väter und jugendliche Sittenwächter, die jungen Mädchen einbläuen, eine "gute Muslima" habe sich gefälligst zu verhüllen.
Kopftuch als "Auszeit vom Patriarchat"
Beim "Standard" sollte man eigentlich über die Problematik bescheid wissen - und über das Minenfeld, auf das man sich auch bei der eigenen Leserschaft begibt. Als ein Kopftuchverbot erstmals politisch spruchreif wurde, inszenierte man eine Debatte, ob auch das islamische Kopftuch zum Selbstbestimmungsrecht der Frauen gehöre oder dieses der Gleichberechtigung entgegen wirke. Sieben Jahre später scheint man lästige Debatten zu scheuen und bebildert die Forderung für "Auszeit vom Patriarchat" damit.
Unter diesem Motto wollen Feministinnen nämlich am Freitag, den 24. Oktober in einem "Frauenstreik" vor das Parlament in Wien ziehen. Sie sollen sich dort mit Polster, Decken & Co. hinsetzen und "nichts tun". Man will eine "gerechtere" Verteilung der Care-Arbeit. Außerdem sei die einzige Bundeskanzlerin nicht gewählt worden, eine Präsidentin habe es noch nie gegeben. Freilich: Als die FPÖ vor 15 Jahren als letzte Großpartei eine Frau als Hofburg-Kandidatin aufstellte, liefen Linke dagegen erst recht Sturm.
Muslima vom schwarzen Kontinent - das Fotomodell beim "Standard" steht auf der "intersektionalen Solidaritätspyramide" ziemlich weit oben:
Island-Konnex macht's noch absurder
Das Datum ist kein Zufälliges, wie uns der "Standard" wissen lässt. Denn exakt 50 Jahre davor legten zigtausende Isländerinnen für einen Tag die Arbeit nieder, zu einer Demo in Reykjavik kamen 25.000 Menschen. Bis heute gilt der Tag als Meilenstein der feministischen Bewegung. Dieser historische Hintergrund macht die Bebilderung in sozialen Medien noch absurder. Denn der Inselstaat im hohen Norden ist eines der europäischen Länder mit dem geringsten Anteil islamischer Zuwanderer. Nur etwa 1.300 Isländer (0,34% der Bevölkerung) sind Moslems - selbst das germanische Heidentum ist fast fünfmal so stark vertreten. Es gibt gerade einmal drei Moscheen, alle in Reykjavik.
Salmann Tamimi, Gründer einer der beiden Islam-Organisationen, schätzte einst, dass es bei seiner Ankunft 1971 - nur 4 Jahre vor dem Frauenstreik - landesweit "vielleicht 7 Muslime" gab. Durch Einwanderung aus Afrika und Nahost wächst die Anzahl zwar rapide an. Fast ein Viertel der Moslems in Island stammt aber aus Bosnien oder Albanien, in beiden Ländern sind religiöse Kopftuchträgerinnen eine kleine Minderheit. Die Hauptherkunftsländer - der Ausländeranteil steht bei 18,5% - liegen im christlichen Europa. Mit über 22.000 Menschen machen Polen die größte Gruppe aus. Es folgen Dänen, Ukrainer, Litauer und Rumänen (jeweils zwischen 3.000-4.000).
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