Systempresse dreht frei

Nach Nordstream-Enthüllung: Aufdecker als Verschwörungstheoretiker beschimpft

Medien
Bild (Hersh 2004): Institute for Policy Studies, Wikimedia Commons, CC BY 2.0

Vor zwei Tagen platzte eine journalistische Bombe: Der renommierte US-Investigativ-Journalist Seymour Hersh, der bereits US-Kriegsverbrechen in Vietnam und im Irak nachwies, veröffentlichte Recherchen, wonach die CIA mithilfe der norwegischen Armee für die Sprengung der Nordstream-Pipelines im Herbst verantwortlich sei. Die Systempresse und andere einschlägige Akteure versuchen teilweise nun den Top-Journalisten als "Verschwörungstheoretiker" zu brandmarken.

Star-Reporter als "umstritten" dargestellt

Seymour Hersh gilt als Reporter-Legende, seine Enthüllungen gehören seit über 50 Jahren zu den wichtigsten journalistischen Stücken. Jahrelang feierten ihn die Mainstream-Medien für seine Recherchen - deckte er doch Dinge auf, die sie mit ihrem Narrativ in Einklang bringen konnten. Regelmäßig ergossen sich auch deutsche Redaktionen in wahren Lobes-Arien. Damit ist es nun vorbei: Denn, dass er überzeugende Indizien für eine maßgebliche US-Beteiligung beim Terror-Anschlag auf die europäische Energieversorgung vorlegt, passt ihnen nicht in den Kram. 

Und so tun sie das, was sie immer tun, wenn ein Experte der öffentlichen Erzählung widerspricht: Es hagelt Diffamierungen. So schreibt ausgerechnet der "Spiegel" wenige Jahre nach dem Skandal um die Relotius-Märchen und wenige Wochen nach der Entlarvung einer erfundenen Flüchtlingsmädchen-Geschichte von einem "umstrittenen US-Journalisten" und einem "schwach belegten Blogbeitrag". Der "Kurier" spricht von "wilden Spekulationen". Bei "T-Online" ist die Rede vom Fehlen "jeglicher Beweise" und man behauptet, er habe schon mehrmals "umstrittene Recherchen" geliefert. In der Urversion des Framing-Artikels dichtete man ihm sogar einen "zweifelhaften Ruf" an. 

Gestern Star-Report, heute schon Beförderer angeblicher "Verschwörungsmythen"...: 

Wer Einheits-Narrativ widerspricht, wird ausgegrenzt

Es ist ein Muster, das viele Systemkritiker bereits von Corona kennen. Auch damals wurden prominente Kritiker von Anfang an als vermeintliche "Verschwörungstheoretiker" gebrandmarkt. Darunter etwa der Mediziner Wolfgang Wodarg, den man Jahre zuvor noch wegen seiner Aufdeckung vieler Schweinegrippe-Ungereimtheiten hofiert hatte. Ein weiteres Beispiel spielte sich wiederum bereits Jahre zuvor ab, als der bekannte Schweizer Historiker Daniele Ganser wegen des Hinterfragens von Elementen der offiziellen 9/11-Version vom Mainstream abserviert wurde. Weil dieser aktuell auch die Rolle des Westens zur Eskalation in der Ukraine beleuchtet, gab es in einigen Orten sogar Auftrittsverbote.

Nun also Hersh: Denn was nicht sein darf, kann eben nicht sein. Dabei hatten die Einheitsmedien kein Problem, über eine russische Sprengung der eigenen Pipeline zu spekulieren - ohne jede Belege. Die Transatlantiker-"Bild", welche die Hersh-Enthüllungen bislang totschweigt, behauptete sogar, die Spur führe zu einer "Spezialeinheit Putins". Die ARD-"Tagesschau" wirft Hersh sogar gleich "Verschwörungserzählungen" vor, zitiert über Absätze einen Experten, der erklärt, wieso die Darstellung angeblich "abwegig" sei. Ein weiterer Kritikpunkt: Dass er seinen Informanten nicht namentlich nennt. Dabei ist spätestens seit Assange & Snowden bekannt, wie gnadenlos die USA echte Whistleblower verfolgen... 

Als es darum ging, Russland als vermeintlichen Übeltäter darzustellen, verzichtete man beim Staatsfunk auf derartige Einordnungen: 

Gestern hui, heute pfui?

Man will die Plausibilität seiner Enthüllungen nicht wahrhaben, und so schießt man ihn wahllos an. Ein besonderes Beispiel lieferte auch die "Süddeutsche Zeitung", die seinen "jüngsten Stücken einen Geruch der Konspiration" andichtet. Noch vor dreieinhalb Jahren huldigte man ihm hingegen als "begnadetem Einzelkämpfer". Dass einige Medien seine früheren Aufdecker-Geschichten nur ungern abdruckten, bezeichnete man sogar als "staatsbürgerliche Feigheit". So schnell dreht sich eben der Wind im Blätterwald... 

Für kurze Zeit wies ihn sogar die englischsprachige Wikipedia in der Artikel-Einleitung als "Verschwörungstheoretiker" aus:

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten