Einmal Pranger reicht nicht: 'Zeit' schnüffelt 'Sylt-Sängern' nach

Vor einem Jahr wurde das betrunkene Party-Video mehrerer junger Menschen auf Sylt zur Staatsaffäre aufgebauscht. Sie verloren ihre Jobs, wurden zum Ziel einer wochenlangen polit-medialen Hetzjagd. Doch dem System reicht es offenbar nicht, das Leben dieser Menschen einmal zerstört zu haben. Nur eine Woche nach der Aufregung um die "Stasi-Recherche-Methoden" gegenüber einem regierungskritischen YouTuber prahlt die "Zeit" damit, dieselbe Aktion mit den "Sylt-Sängern" von damals abziehen zu wollen...
Sylt-Psychose feiert fröhliche Urständ
Die Vorgänge zeichneten ein schauriges Bild der polit-medialen Psyche in Deutschland. Unter grober Missachtung von Persönlichkeitsrechten wurde aus allen Rohren auf eine Handvoll junger Erwachsener geschossen, die zu einem alten Gigi d'Agostino-Gassenhauer die Worte "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" gesungen hatten. Reihum verloren sie ihre Arbeitsstellen, im Fall einer Beteiligten prüfte sogar die Uni eine Zwangs-Exmatrikulation. Eine leitende SPD-Politikerin forderte öffentlich die "Höchststrafe". Und dabei blieb es nicht: Wer auch immer den "verbotenen Ohrwurm" intonierte, war böse - die Polizei kreuzte sogar bei Ausländerinnen auf, die diesen Liedtext sangen...
Demnächst jährt sich einer der größten Medienskandale in diesem Jahrzehnt, doch im "Haltungsjournalismus" wähnt man sich stets auf der richtigen Seite. So wunderte es kaum, dass "Zeit"-Journalisten es schon in der Vorwoche nicht für übergriffig erachteten, im Doppelpass mit dem ZDF dem YouTube "Clownswelt" nachzuspionieren und in bester Stasi-Zersetzungsmanier sogar bei seinen Eltern ungebeten auf der Matte zu stehen. Und was einmal jedes mediale Ethos vermissen lässt, kann man auch ein zweites Mal bringen. Denn in der "Zeit"-Redaktion empört man sich, dass die "Sylt-Sänger" wieder ein geregeltes Leben führen dürften.
"Zeit" skandalisiert die Normalität
Im Falle eines Beteiligten besuchte man zuerst seinen ehemaligen Mitbewohner, dann versuchte man das Glück auch beim Elternhaus, in dem er nun wieder wohnen soll. Mit bewährter, detaillierter Beschreibung: "Ein Haus im Allgäu, der Rasen im Garten ist fein gestutzt. Ein Mini Cabrio parkt vor der Tür." Keinerlei Verständnis oder Selbstreflektion hat hingegen man ob des Umstandes, dass niemand aus dem Umfeld des im Vorjahr medial regelrecht hingerichteten Mannes mit Medien sprechen will, die damals im Tagesrhythmus erneut gehässig auf der Causa herumritten.
Etliche Medien zeigten damals die Bilder der jungen Menschen unverpixelt - etwas, das man sich sonst nicht einmal bei Gewaltverbrechern traut. Seither kämpfen die Beteiligten mithilfe von Anwälten darum, ihren Namen reinzuwaschen und eine zweite Chance zu bekommen, nachdem ein unbedachtes Party-Video die Republik beschäftigte. Also skandalisiert die "Zeit", dass sie "sämtliche Spuren im Internet gelöscht" hätten. Dass die Betroffenen das Glück haben, dass ihre Familien sie nicht nur emotional sondern auch finanziell unterstützen, ist ganz böse: "Man muss es sich leisten können, nicht auffindbar zu sein. [...] Verschwinden zu können, ist auch ein Privileg."
Für Der Status-Redakteur Julian Schernthaner ist dies keine aufrichtige Art des Journalismus:
Junge Leute haben besoffen etwas gegrölt & damit gebüßt, an den Pranger gestellt zu werden & viel zu verlieren.
— Julian Schernthaner (@Eschentharrn) May 18, 2025
Wie durch ein Wunder kriegen sie eine 2. Chance. Dann kommt ihr ums Eck nach dem Prinzip: Deren Leben soll auf ewig zerstört sein, zerrt sie zurück an den Pranger? 🤡
Volk über Stasi-Journalismus verärgert
Das ganze Machwerk liest sich nicht wie ein Artikel, der wirklich eine Frage von öffentlichem Interesse erörtern will, sondern wie die verbitterte Dokumentation des Scheiterns am Versuch, an den Pranger gestellte junge Menschen ein zweites Mal an den medialen Pranger zu stellen. Und das, obwohl deren Fauxpus weitgehend nicht einmal strafrechtlich relevant war.
In sozialen Medien ist das Echo auf den Artikel vernichtend: Nur 140 Gefällt-Mir-Angaben standen bis Sonntagabend über 1.200 fast durchwegs negative Kommentare gegenüber, die ihres Zeichens oftmals deutlich mehr "Likes" auf sich vereinen als der Ausgangsbeitrag des Mediums:
Ja, die Medien, zu denen auch Sie gehören, haben das Leben dieser jungen Leute kaputtgemacht. Und dann stellt sich raus, dass es nicht einmal illegal war, was die gemacht haben. Dumm ja, illegal nicht. Aber der Schaden durch Euch ist ja angerichtet
— Martin Fencher (@FencherMartin) May 18, 2025
Ernsthaft, was unterscheidet euch noch von der Stasi?
— Ricardo Breit (@_Ricardo_Breit) May 18, 2025
Menschen, die legale Äußerungen teilen, euch aber nicht gefallen, sollen gedoxxt werden?
Guckt mal, ich hab euch eure Lieblingsseite aus dem Stasi-Handbuch nochmal rauskopiert 😀 pic.twitter.com/E9jWFaG6EY
— white_trash_necromancer (@always_bad_news) May 18, 2025
ZEIT hält das Sylt-Narrativ am Köcheln, obwohl drei Beteiligte freigesprochen wurden – Verfahren eingestellt, keine Volksverhetzung. Einziger Strafbefehl: 2.500 € an eine gemeinnützige Einrichtung wegen Hitlergruß. Aber Hauptsache, das Empörungskarussell wird weitergedreht!
— Terran Liberty (@terran_liberty) May 18, 2025
Hören Sie auf, Menschen zu verfolgen, die nachweislich keine Straftat begangen haben!
— SueEllenTrinktWieder (@Suellentrinkt) May 18, 2025
Ihr widert mich an.
— severin tatarczyk (@stagerbn) May 18, 2025
Warum stalked ihr betrunkenen Jugendlichen nach, und nicht z.B. Mördern oder Vergewaltigern, nachdem sie aus dem Knast raus sind?
— Not Aldous Huxley (@AldousH57500603) May 18, 2025
Ihr seid ja komplett durch
— 𝕽𝖊𝖇𝖊𝖑𝖑𝖊 (@RedVolcano616) May 18, 2025
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